Angelgeräte-Flohmarkt in Siegburg Kein Hobby nur für Rentner

SIEGBURG · Schnäppchenjäger aus der gesamten Region kommen zum Fischschutzverein Siegburg.

 Vor allem für Kunstköder interessierten sich Rüdiger, Svea und Jesper Fried.

Vor allem für Kunstköder interessierten sich Rüdiger, Svea und Jesper Fried.

Foto: Paul Kieras

So wie Jungs in seinem Alter vielleicht mit großen Augen die Modelleisenbahnen in den Spielwarenabteilungen bestaunen, begutachtet Jesper Fried (9) das Angebot an Kunstködern, das Jörn Schreiber beim fünften Angelgeräte-Flohmarkt des Fischschutzvereins Siegburg am Sonntag zum Kauf anbietet.

"Was kostet der", will er wissen und hält eine Krebsimitation hoch. 1,30 Euro hat der begeisterte Nachwuchsangler, der mit Schwester Svea (7) und Vater Rüdiger aus Seelscheid gekommen ist, schon ausgegeben. "Der geht in Angriffsstellung, da kann kein Räuber widerstehen", vertraut ihm Schreiber an.

Das gelte auch für ein Froschimitat, das Svea ausgesucht hat. "Eine Delikatesse für Hechte", kommentiert der Verkäufer die Entscheidung der Kinder. Dann reicht es aber auch, meint der Vater. Der ist durch die Leidenschaft seines Sohnes für das Angeln dazu gekommen. Jesper erhielt mit vier Jahren eine Ausrüstung von seinen Großeltern als Geschenk. Rüdiger Fried meldete sich daraufhin für den Angelschein an, da der Junge diesen erst mit 14 machen kann.

Jetzt teilen beide das Hobby, und auch Svea ist schon vom Angel-Virus der beiden "Männer" infiziert. "Am liebsten angeln wir beim Bade- und Angelurlaub in Schweden", berichten die Drei, sonst im Rhein und in der Sieg. Sein Wissen hat Jesper vom Vater, mittlerweile ist er selbst Experte. Das ist auch Meik Fielenbach (15), der bereits mit zwei Jahren seinen Opa begleitete. Auch Meiks Vater hat dem Sohn zuliebe den Angelschein gemacht.

Eigentlich ist der 15-Jährige bestens ausgestattet, aber "man kann nie genug bekommen", erklärt er seine "Sammel-Sucht". Die Sammelleidenschaft bestätigt Schreiber. "Irgendwann ist der Keller aber voll und man muss sich von Ausrüstungsgegenständen trennen", weiß er aus eigener Erfahrung. Da das Equipment dann preiswert abgegeben wird, boomen auch die alle zwei Jahre stattfindenden Flohmärkte beim Fischschutzverein, so der zweite Vorsitzende, Klaus Weisser.

Die Angler haben keine Nachwuchs-Sorgen

Pünktlich zur Eröffnung am frühen Morgen knubbelten sich bereits Käufer bis aus dem Ruhrgebiet im Clubhaus an der Wahnbachtalstraße, darunter viele Kinder und Jugendliche. Über Nachwuchs brauchen sich die Angler keine Sorge zu machen. "Die Zeit, in der lediglich Rentner im Parka, mit Mofaanhänger und einer Kiste Bier loszogen, ist vorbei", berichtet Schreiber.

Heute gebe es bereits modische Outdoor-Kleidung, und "man sitzt nicht mehr nur stundenlang und wartet, bis etwas passiert." Als Grund dafür nennt er vor allem das Verbot von Lebend-Ködern. "Man muss die Angel immer wieder auswerfen, um Bewegung vorzutäuschen", sagt er und ergänzt: "Das ist echter Sport. Nach zehn Stunden weiß man abends, was man gemacht hat."

Die Begeisterung für das sogenannte Spinnfischen auf Räuber, etwa Hecht oder Barsch, wird laut Schreiber in Deutschland noch steigen. Wenn auch nicht so wie schon jetzt in den USA. "Da verehrt man Angler als Stars." Turniere, etwa das Schwarzbarschfischen, seien mit hohen Preisgeldern dotiert, die Teilnehmer als Werbeträger gut bezahlt. Die TV-Sender berichteten live von den Wettbewerben, die Millionen Zuschauer an den Fernsehern verfolgten. Darüber denkt Meik nicht nach. Er will nur die Ruhe und Spannung genießen, "ob einer anbeißt." Ab März, wenn es wieder losgeht, und dann mit neuen Ködern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort