Amtsgericht Siegburg Junge Mutter war mit Erziehung überfordert

SIEGBURG · Weil sie ihre damals zweijährige Tochter misshandelt hatte, ist eine 22-jährige Mutter vom Amtsgericht Siegburg zu einem Jahr Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt worden.

Im April 2013 hatte die Angeklagte ihre Tochter ins Krankenhaus gebracht, weil sie Fieber hatte. Dort stellten die Ärzte eine Vielzahl neuer und älterer Verletzungen fest. Eine Gutachterin, die das Mädchen untersucht hatte, listete auf: blaue Flecke im Gesicht, an den Ohren, am Rücken und an den Beinen sowie blutige Zehen, ein Spiralbruch im Bein und eine Verletzung am Auge. "Die Symptome zeigen fast ein klassisches Bild eines misshandelten Kindes", so die Expertin.

Die Angeklagte bestritt zunächst, ihrem Kind Gewalt angetan zu haben. "Ich brauche sie nur anzusehen und sie bekommt einen blauen Fleck", sagte die 22-Jährige. Ihre Tochter habe sich oft beim Spielen verletzt. Laut der Gutachterin ließen sich die meisten Verletzungen jedoch so nicht erklären, es liege auch keine Blutgerinnungsstörung vor, die blaue Flecke begünstigen könnte.

Der Vorsitzende Richter versuchte in der Verhandlung vor allem die familiären und sozialen Hintergründe der Angeklagten zu ergründen. Die junge Mutter erzählte zögernd von ihrer eigenen Kindheit, die von Misshandlung geprägt war. Unter Tränen räumte sie schließlich doch Probleme ein, die begonnen hätten, als ihr neuer Freund bei ihr einzog. Er habe von ihr mehr Konsequenz gegenüber der Tochter gefordert.

Nach Beratung mit ihrer Anwältin gestand die Angeklagte, überfordert gewesen zu sein. Wenn die Tochter beispielsweise das Essen nicht herunterschlucken wollte, hätte sie dem Kind auf die Wangen gedrückt, so die Angeklagte. Derartige Vorfälle seien öfter passiert, daher kämen die blauen Flecken. "Sie hätten besser eine Erziehungshilfe vom Jugendamt dazugeholt", sagte der Richter. Dennoch ging das Gericht von einer positiven Sozialprognose aus. Damit die 22-Jährige arbeiten und ihr Kind wiedersehen könne, fiel das Urteil milde aus. Zurzeit befindet sich das Kind noch in einer Pflegefamilie.

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