Archäologie in Siegburg Jahrhunderte altes Grab geöffnet

SIEGBURG · Sanierungsarbeiten an den Fundamenten der Servatiuskirche fördern Überraschungen zutage. Mit einem Steinplattengrab am nördlichen Anbau der Servatiuskirche präsentierte Andreas Vieten von der Firma Archäologische Ausgrabungen Vieten gestern eine kleine Sensation. Nur weil das Fundament nicht so tief liege wie das der romanischen Kirche, die 1169 bis 1220 als Emporenkirche entstand und in der Gotik zwischen 1265 und 1270 erweitert wurde, sei das Grab erhalten geblieben, so Vieten, der mit dem spektakulären Fund selbst nicht gerechnet hatte. Nach seiner Einschätzung wurde das Grab weit vor 1169 angelegt und könnte aus der fränkischen Zeit stammen.

 Bauhistoriker Andreas Vieten zeigt den Fundort des Skeletts.

Bauhistoriker Andreas Vieten zeigt den Fundort des Skeletts.

Foto: Holger Arndt

Bei der Entfernung eines Teils der Abdeckung stieß er auf ein Skelett, bei dem es sich vermutlich um einen Mann handelt. Dafür spricht der fehlende Halsschmuck, wie er bei Frauen üblich gewesen sei. Männer habe man unter anderem mit Waffen, etwa einem Dolch an der Hüfte, beerdigt, so Stadtarchivarin Andrea Korte-Böger. Vieles bleibt ungeklärt, denn nur Kopf und Brust sind zu sehen. Der Rest liegt unter dem Fundament.

Weitere Grabungen hätte Vieten sich zwar gewünscht, die wären aber im Rahmen der Sanierung unmöglich gewesen. Die Untersuchungen an den Fundamenten konnte er auch nur deshalb durchführen, weil die Baumaßnahmen rund um Sankt Servatius deren Sanierung einschließen. Da es sich bei der Kirche um ein Baudenkmal handelt, mussten die Arbeiten archäologisch begleitet werden.

Scheinbar war der Beigesetzte noch jung, wofür der gute Erhalt der Zähne spricht. Woran er verstorben ist, konnte Vieten nicht sagen, vermutet aber, dass er "sicher große Schmerzen hatte", da ein Loch im Oberkiefer auf einen Abszess hinweise, der vielleicht zu einer Blutvergiftung und damit zum Tod geführt habe. Sicher ist der Archäologe, dass der Verstorbene "aus besseren Kreisen stammen muss." Damals hätten reiche Bürger sich in einem teuren Stein-Sarkophag oder Steinplattengrab bestatten lassen. "Ärmere und arme Bürger wurden in einfachen Holzsärgen beerdigt, nur auf Bretter oder den nackten Boden gelegt" so Vieten. Eine Offenhaltung des Fundes, beispielsweise durch eine Glasabdeckung, ist nicht geplant. Noch gestern wurde die Grabstätte wieder abgedeckt und die Baugrube verfüllt, "da sie sonst sicher geplündert worden wäre", wie sich Korte-Böger überzeugt zeigte.

Neues und Unerwartetes entdeckte Vieten aber auch bei einer genaueren Inaugenscheinnahme der Fundamente in Bezug auf das ursprüngliche Aussehen des nördlichen und südlichen Annexbaus. Danach verfügte der nördlich gelegene nur über einen Eingang, der südliche als offene Halle über gleich drei Eingänge, die ebenfalls beim genauen Hinsehen eine Überraschung brachten. Die Säulen rechts und links bestehen aus sogenanntem "Eifel-Mamor", ein Naturstein, der als Ablagerung in der gemauerten Eifelwasserleitung der Römer entstand. Bisher unter einer dicken Farbschicht versteckt, sollen die Säulen jetzt in ihrer natürlichen Schönheit erstrahlen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort