Kommentar Integrationsratswahlen im Kreis - Aufgabe für beide Seiten

Wenn in Sankt Augustin 8575 Bürger zur Wahl aufgerufen sind und nur 340 von ihnen ihr Kreuzchen machen, ist das schlicht und ergreifend zu wenig.

Die Tatsache, dass sich der Kreis der Wahlberechtigten zum Integrationsrat durch die nun auch stimmberechtigten Aussiedler und Spätaussiedler deutlich erweitert hat, ist eine Erklärung: Man kann vermuten, dass Aussiedler nicht das gleiche Selbstverständnis haben wie Ausländer oder eingebürgerte Deutsche. Aber als Begründung reicht das nicht aus.

Fest steht: Menschen mit Zuwanderungsgeschichte - ob sie woanders geboren wurden, als Kinder ausländischer Eltern in Deutschland zur Welt kamen oder aus ehemals deutschen Gebieten hierher zogen - gehören ebenso zur Gesellschaft wie "deutsche Deutsche". Integration ist für sie zwingend nötig, um sich zu Hause zu fühlen - und um mitreden zu dürfen und die Gesellschaft aktiv mitgestalten zu können. Diese Möglichkeit sollte sich keiner entgehen lassen.

Doch Integration ist keine einseitige Aufgabe. Wer sich nicht willkommen fühlt, wird sich nie zu Hause fühlen, keine Lust verspüren, sich anzupassen und erst recht nicht, selbst mitzugestalten. Wenn Integrationsräte wirklich eine bessere Teilhabe ermöglichen sollen, müssen sie bekannter werden, unnötige Hürden müssen verschwinden. Die Zusammenlegung mit den Europa- und Kommunalwahlen war ein kluger Schritt. Um eine höhere Wahlbeteiligung und damit größere Aussagekraft zu erreichen, ist aber mehr Anstrengung nötig. Beide Seiten sind gefordert, wenn es irgendwann keine "Seiten" mehr geben soll.

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