Karola Gnielka und Christa Roeben "Innere und äußere Gefühle malerisch auszudrücken"

SIEGBURG · Malen und Sprechen für die Seele" ist der Titel eines Seminares, den der Verein "Leben mit Krebs" interessierten Frauen und Männern anbietet. An den drei Samstagen, 5. und 12. April sowie 3. Mai, jeweils von 10.30 bis 13.30 Uhr, treffen sich die Interessenten im Atelier im Stadtmuseum Siegburg.

 Christa Roeben ist Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin.

Christa Roeben ist Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin.

Foto: Privat

Worum es bei den Mal-Angeboten grundsätzlich geht - dazu äußern sich die Kursleiterinnen Karola Gnielka, Kunstpädagogin und -theapeutin und Christa Roeben, Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin, im Gespräch.

Nicht wenige Betroffene haben vermutlich in der Schule zum letzten Mal einen Pinsel in der Hand gehabt. Viele sagen vielleicht auch: "Ich kann doch gar nicht malen." Was entgegnen Sie denen?
Karola Gnielka: Es geht hier weniger um ein schön gemaltes Bild als vielmehr um den Entstehungsprozess, das bildnerische Gestalten selbst. Das heißt: Eine Vorbildung ist bei uns nicht nötig. Es gibt keine Wertungen wie richtig oder falsch. Jeder, der sich angesprochen fühlt, kann kommen, auch Männer sind herzlich eingeladen. Die Teilnehmer haben die Möglichkeit, innere und äußere Gefühle malerisch auszudrücken. Und wir nehmen die Menschen an die Hand. Hauptaufgabe für uns ist die therapeutische Begleitung.
Christa Roeben: Wir haben es noch nie erlebt, dass jemand vorzeitig gegangen ist. Eine frühere Veranstaltung stand einmal unter dem Thema "Haupt- und Nebenwege". Wir haben den Teilnehmern dieses Werk von Paul Klee auf einer Kunstkarte gezeigt. Nun konnten die Teilnehmer ihre eigenen Haupt- und Nebenwege zeichnen. In einem Bild war deutlich ein Knick im Hauptweg zu sehen. Damit hat der Teilnehmer den Tag ausgedrückt, an dem er die Diagnose Krebs bekommen hatte. Für uns geht von den Bildern viel Herzenswärme aus. Sie geben Stimmungen wider. Für uns sind die Werke Geschenke, denn wir lernen, wie die Betroffenen mit ihrer Krankheit umgehen.

Äußert sich die Krankheit in den Werken auch noch anders, zum Beispiel in der Wahl der Farben?
Roeben: Ja, das tut sie. Es ist aber nicht alles schwarz und dunkel. Zwar bringen die Betroffenen schon ihre Ängste und ihre Wut zum Ausdruck, aber sie greifen auch zu hellen, leuchtenden Farben. In vielen Bildern ist auch Zuversicht zu erkennen.

Mit welchen Materialien wird gemalt?
Gnielka: Wir haben Verschiedenes zur Auswahl. Bevorzugt wird mit Aquarell- und Pastellfarben gemalt. Es kommen aber auch Acrylfarben, Ölkreiden, Blei- und Buntstifte zum Einsatz. Es stehen eine Auswahl optimaler Pinsel sowie qualitatives Papier und Malunterlagen zur Verfügung.

Warum hilft Krebspatienten künstlerische Betätigung?
Gnielka: Durch den Prozess des Malens stabilisieren sich die Teilnehmer. Sie können ihren Gefühlen freien Lauf lassen, sie stärken ihr Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen kann wieder aufgebaut werden sowie Lebensfreude wird zurückgewonnen. So kann das Malen bei der Krankheitsbewältigung helfen. Aber auch verloren gegangene kreative Fähigkeiten können wiederentdeckt werden.
Roeben: Jedes Bild wird in der Gruppe besprochen. Die eigenen Gedanken werden den anderen mitgeteilt. Die Teilnehmer lernen die Ängste der anderen kennen; sie interpretieren oftmals Dinge in ein Bild, die der Malende anders oder gar nicht gesehen hat. Es entsteht ein Wir-Gefühl. Die Gespräche bringen für beide Seiten viel Positives. Die Teilnehmer setzen sich allein und gemeinsam mit Eindrücken, Gefühlen, Gedanken und den eigenen Kräften auseinander.
Gnielka: Und das in einem geschützten Raum. Wir sind maximal sechs Teilnehmer. Alles, was gesprochen wird, ist vertraulich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort