Lärmschutz-Messergebnisse In Stallberg ist der Fluglärm am lautesten

RHEIN-SIEG-KREIS · Die Belastung durch Fluglärm ist im Jahr 2014 im Rhein-Sieg-Kreis weiter gestiegen. Das hat die Lärmschutzgemeinschaft Flughafen Köln/Bonn, Ortsverband Hennef, mitgeteilt, die die Daten der Messstellen regelmäßig auswertet.

 Flugzeug im Landeanflug über Siegburg: Hier sind die Bürger besonders vom Lärm betroffen.

Flugzeug im Landeanflug über Siegburg: Hier sind die Bürger besonders vom Lärm betroffen.

Foto: Arndt

"Während der Wahner Airport nach Anzahl der Flugbewegungen unter den zwölf größten deutschen Flughäfen schon jahrelang auf Platz sieben rangiert, nimmt er mit seiner Nachtflugtätigkeit seit dem Jahr 2013 unangefochten den Spitzenplatz ein", erklärte Helmut Schumacher, Sprecher des Ortsverbandes. Insgesamt sei die Zahl der Nachtflüge um 1219 auf 36.272 gestiegen. Das betrifft alle Starts und Landungen in Köln/Bonn zwischen 22 und 6 Uhr.

Der Verein hat in der Auswertung der Messdaten wie schon im Vorjahr die Städte Siegburg, Lohmar und Hennef als "Fluglärm-Brennpunkte" ausgemacht. Besonders betroffen ist Siegburg-Stallberg. Die dortige vom Flughafen betriebene Messstelle auf der Grundschule liegt genau unterhalb der Anflugroute. Dort wurde 2014 insgesamt 48 740 Mal der Lärm von Flugzeugen gemessen, davon 15.804 Mal nachts. Nach Angaben der Lärmschutzgemeinschaft bedeutet das jeweils eine Steigerung von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Der nächtliche Dauerschallpegel, der aus allen Nächten des Jahres als Mittelwert errechnet wird, liegt laut Schumacher sehr deutlich über den Schwellenwerten: Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO ist ein Dauerschallpegel ab 40 Dezibel für die Gesundheit relevant. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) hat diese Grenze bei 45 Dezibel angesetzt.

In der vom Flughafen betriebenen Messstelle in Siegburg-Stallberg wurde nach Angaben der Lärmschutzgemeinschaft im vergangenen Jahr jedoch ein Dauerschallpegel von 57 Dezibel gemessen, was eine Steigerung von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeute. Die gemessene Lärmimmission übersteigt die Schwellenwerte um ein Vielfaches. Zehn Dezibel mehr bedeuten eine Verzehnfachung der Schallenergie, drei Dezibel eine Verdoppelung.

In Lohmar und Hennef hingegen sind die Anflug- und Abflugrouten weiter voneinander entfernt als in Siegburg, und das wirkt sich nach Angaben der Lärmschutzgemeinschaft auch auf die Messergebnisse aus. So registrierte beispielsweise die Flughafen-Messstelle an der Realschule Hennef im vergangenen Jahr rund 8000 nächtliche Fluglärmgeräusche, was ungefähr dem Vorjahr entspricht. Im Hennefer Norden allerdings sind mehr Nachtflüge registriert worden.

Laut Messstation in Heisterschoß stieg ihre Zahl um zehn Prozent auf nun 5084, wobei besonders der Anteil der sehr lauten Überflüge im Schallpegelbereich von 80 bis 84 Dezibel zugenommen habe, so die Lärmschutzgemeinschaft. Geistingen verzeichnete bei 8417 Nachtflügen ein Plus von fünf Prozent gegenüber 2013. In Lichtenberg wurden 6830 nächtliche Fluglärmgeräusche durch Landeanflüge aufgezeichnet, wobei allein 1600 Mal der Schallpegel bei 70 Dezibel und mehr lag. An den Hennefer Messstellen lagen die Dauerschallpegel insgesamt niedriger als in Stallberg: Die Spanne reicht von knapp 48 Dezibel bis 50 Dezibel.

Für die Lärmschutzgemeinschaft ist die Entwicklung ein Beleg dafür, dass die Lärmschutz-Aktivitäten des Flughafens nicht greifen - so zum Beispiel das Gebührensystem, das leisere Maschinen begünstigen soll. "Wären diese Maßnahmen konsequent und vor allem in der richtigen Dosierung umgesetzt worden, hätten die Betroffenen 2014 weniger Nachtfluglärm ertragen müssen", erklärte Helmut Schumacher.

Gescheitertes Verbot

Der Flughafen Köln/Bonn hat eine Nachtflug-Genehmigung bis zum Jahr 2030. Versuche der rot-grünen Landesregierung, ein Nachtflugverbot für Passagiermaschinen zwischen 0 und 5 Uhr einzuführen, sind bislang gescheitert. Im Jahr 2012 und vor wenigen Wochen holte sich NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) jeweils eine Abfuhr beim Bundesverkehrsministerium.

Der Bund ist der Auffassung, dass solch eine Regelung rechtlich nicht zulässig ist. Das erneute Scheitern hat zuletzt einen Parteienstreit ausgelöst. Vor allem CDU und SPD halten sich gegenseitig vor, an der Misere Schuld zu sein. Unterdessen werden in Siegburg und Lohmar Klagen gegen den Nachtflug in Köln/Bonn vorbereitet.

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