Interview mit Karl-Heinz Matheis "Ich will das Leben genießen"

Seit 1977 gibt es den alten Huma. Und seitdem verkauft Karl-Heinz Matheis Bücher in seiner Bücherstube. Doch am 20. Oktober ist Schluss. Nach 38 Jahren. Aktuell läuft der Schlussverkauf. Noch elf Tage, dann geht Matheis in den Ruhestand.

 Karl-Heinz Matheis in seiner Bücherstube.

Karl-Heinz Matheis in seiner Bücherstube.

Foto: GA

Mit ihm sprach Matthias Hendorf.

Herr Matheis, welche Gefühle haben Sie, wenn Sie an den letzten Öffnungstag denken?

Karl-Heinz Matheis: Gemischte. Es ist ein bisschen Wehmut dabei, aber auch eine große Erleichterung.

Warum?

Matheis: Die Aufgabe eines Geschäfts nach 38 Jahren muss irgendwann über die Bühne gehen. Man will das Ziel erreichen.

Aber Wehmut ist auch dabei?

Matheis: Die ist schon da. Jeden Tag verabschieden sich langjährige Kunden bei mir. Ein älteres Ehepaar hat mir zuletzt Pralinen geschenkt, da hatte ich schon Tränen in den Augen. Manchmal verdrücken auch Kunden eine Träne, weil sie schon so lange bei uns einkaufen.

Was sagt Ihnen das?

Matheis: Ich zweifele immer viel an mir, aber der Zuspruch tut natürlich gut und zeigt, dass einiges gut gelaufen ist.

Wie war das denn 1977, als Sie die Bücherstube eröffnet haben?

Matheis: Das war ein bisschen abenteuerlich, es war ja meine erste große Buchhandlung, zuvor hatte ich nur eine kleine in Köln. Ich hatte keine großen Erwartungen, aber mehr als 30 Jahre lang haben wir jedes Jahr den Umsatz gesteigert. Es ging immer bergauf, das hatte ich 1977 nicht erwartet. Der Huma war damals etwas ganz Besonderes, die Leute kamen aus Leverkusen oder Gummersbach.

Erinnern Sie sich noch an das erste verkaufte Buch im Jahr 1977?

Matheis: Nein, das kann ich nicht, ich war auch nicht immer im Geschäft.

Wie würden Sie die Atmosphäre im Huma beschreiben?

Matheis: Es hat sich viel gewandelt in den letzten zehn bis 15 Jahren. Der Huma ist nicht mehr zeitgemäß, ein bisschen heruntergekommen. Hier bummelt keiner, es geht nur ums Einkaufen. Immer mehr Leute sagen uns, dass sie nicht mehr ins Zentrum kommen. Es sei nicht mehr attraktiv genug. Deshalb habe ich vor sechs Jahren eine weitere Bücherstube an der Alten Heerstraße eröffnet.

Sind Sie dort denn nach dem 20. Oktober noch aktiv?

Matheis: Nein, da berate ich nur noch bei Lesungen. Ich gehe da nicht jeden Tag hin.

Was wird aus den Mitarbeitern, wenn der Laden im Huma schließt?

Matheis: Alle haben einen neuen Job gefunden oder gehen in Rente. Niemand wird arbeitslos, da bin ich stolz drauf, das gibt mir ein gutes Gefühl.

Was wollen Sie mit Ihrer neu gewonnen Freizeit machen?

Matheis: Ich will das Leben genießen, alles machen, was bisher nur am Rande Platz fand. Ich habe schon fünf Radtouren entworfen, unter anderem an der Oder entlang nach Usedom.

Planen Sie irgendetwas mit dem letzten verkauften Buch?

Matheis: Nein, darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Vielleicht mache ich spontan etwas.

Zur Person

Karl-Heinz Matheis, 69, wohnt in Oberpleis. Seit dem Jahr 1977 betreibt er die Bücherstube im alten Huma, vor sechs Jahren eröffnete Matheis eine weitere an der Alten Heerstraße. In seiner Freizeit fährt Matheis gerne Fahrrad.

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