Notfallübung am Flughafen Köln/Bonn Horrorszenario am Flughafen

KÖLN/BONN · Einsatzkräfte üben in Köln/Bonn den Ernstfall: Metallteile und Gepäckstücke liegen verstreut um die kleine Propellermaschine vom Typ Fokker 27 herum. Dichter Rauch steigt auf, als die Einsatzkräfte der Flughafenfeuerwehr das Rollweg-Delta erreichen.

 Täuschend echt: Das verunglückte Kleinflugzeug hat Feuer gefangen. FOTOS: HOLGER ARNDT

Täuschend echt: Das verunglückte Kleinflugzeug hat Feuer gefangen. FOTOS: HOLGER ARNDT

Ein Kleinflugzeug ist bei einem missglückten Landemanöver am Flughafen Köln/Bonn mit einem Gabelstapler kollidiert, Kerosin ist ausgetreten, hat sich an den heißgelaufenen Triebwerken entzündet und bedroht das Leben der mehr als 50 Passagiere sowie der vierköpfigen Besatzung.

Die Szenerie ist täuschend echt, doch die Katastrophe zum Glück nicht: Bei der Fokker handelt es sich um ein ausrangiertes Exemplar, Rauch und Feuer haben Pyrotechniker besorgt. Und auch die "Flugzeugpassagiere", allesamt Freiwillige der Jugendfeuerwehr Haan sowie Flughafenmitarbeiter, befinden sich nicht in Gefahr.

Sie alle unterstützen an diesem Samstag eine große Unfallübung, die der Köln Bonn Airport nach den Richtlinien der internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO alle zwei Jahre durchführen muss, um für den Ernstfall gewappnet zu sein. 29 Flughafen- und Bundesfeuerwehrleute sowie 80 Einsatzkräfte der Kölner Berufsfeuerwehr, die in entsprechenden Fällen die Einsatzleitung innehat, nehmen an der Aktion teil.

Nach dem Unglück reagieren die Feuerwehrleute schnell: Mit ihren vier "Panther"-Löschfahrzeugen gelingt es ihnen, die Brandherde zu löschen und Schlimmeres zu verhindern - jedes der Fahrzeuge kann mit einer Druckleistung von zehn Bar mehrere Tausend Liter Wasser pro Minute auswerfen .

"Ein Flugzeug ist aufgrund der Vielfältigkeit an Gefahren immer ein besonderes Einsatzobjekt", sagt Michael Wehle von der Flughafenfeuerwehr. "Es kann Rauch in der Kabine geben, scharfe Stellen, und natürlich belastet so ein Szenario auch die Psyche der Helfer sehr", so der Hauptbrandmeister.

Im Hintergrund hat der Krisenstab, dem auch Kräfte der Landes- und Bundespolizei sowie der Flughafensicherheit angehören, längst seine Arbeit aufgenommen und weitere Maßnahmen eingeleitet: Während mit Schutzmasken bekleidete Feuerwehrleute versuchen, ins Flugzeug zu gelangen, rasen neben der Berufsfeuerwehr auch Einsatzkräfte mehrerer Hilfsorganisationen heran und beginnen mit der Errichtung eines Sammelpunktes sowie eines Rettungslagers.

"Die besondere Herausforderung in einer solchen Situation ist die Vielzahl an Verletzten", sagt Gesamteinsatzleiter Peter Hartl von der Kölner Berufsfeuerwehr. "Es gilt Schwerverletzte von Leichtverletzten zu unterscheiden, wobei uns vor Ort natürlich nicht die Diagnostik eines Krankenhauses zur Verfügung steht."

Die Passagiere, die selbst laufen können, haben den Flieger inzwischen verlassen und folgen einem Helfer zum Sammelpunkt. 20 von ihnen sind nach dem Szenarioplan gar nicht oder kaum, 27 weitere leicht verletzt. Die Bergung der zehn Schwerverletzten (offene Brüche und innere Blutungen) verlangt den Feuerwehrmännern mehr ab: Im Team tragen die Helfer sie hinaus, bevor sie nach der Erstversorgung im Lager auf umliegende Krankenhäuser verteilt werden. Keine 20 Minuten nach Einsatzbeginn sind alle lebenden Personen gerettet. Die nach dem Szenarioplan zu beklagenden vier Toten werden von den Rettern gesichert.

"Bis jetzt bin ich begeistert. Alle haben gut mitgearbeitet und das Flugzeug war schnell evakuiert", lobt Wehle im Anschluss. Eine genaue Auswertung der Aktion nehmen die Einsatzkräfte in den kommenden Tagen vor.

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