Skandal um Haus Dottendorf Heime sind gut bis zufriedenstellend

RHEIN-SIEG-KREIS · Die geplante Schließung der Senioreneinrichtung "Haus Dottendorf" in Bonn verfolgt man auch beim Rhein-Sieg-Kreis aufmerksam. Allerdings ziehe die Heimaufsicht des Kreises daraus keine unmittelbaren Konsequenzen, sagte gestern Kreis-Sprecherin Rita Lorenz auf Anfrage. "Wir sehen uns nicht zu verstärkten Kontrollen veranlasst, weil es tägliches Geschäft ist."

 Abtransport: November 2009 schloss der Kreis ein Seniorenzentrum in Much für einen Monat.

Abtransport: November 2009 schloss der Kreis ein Seniorenzentrum in Much für einen Monat.

Foto: Axel Vogel

Es ist aber in jüngerer Vergangenheit auch schon passiert, dass der Kreis ein Seniorenzentrum geschlossen hat: im November 2009 in Much. Ähnlich wie in Bonn wurde mit schweren Pflegemängeln argumentiert. Es standen in diesem Zusammenhang aber keine Todesfälle im Fokus. Die Einrichtung der Azurit Gruppe blieb rund einen Monat geschlossen. "Wir haben mit dem Träger viele Gespräche geführt, Auflagen erteilt und den weiteren Prozess eng begleitet", berichtet Rita Lorenz. Azurit verklagte den Kreis allerdings und bekam 2011 vor dem Verwaltungsgericht Köln Recht. Demnach war die Schließungsverfügung unrechtmäßig.

Im Kreis gibt es 78 Pflege- und Seniorenheime und zehn Tagespflegeeinrichtungen. Insgesamt sind 5471 vollständige Pflegeplätze vorhanden, davon 321 sogenannte eingestreute Kurzzeit-Pflegeplätze, die von den Heimen je nach Bedarf als stationäre Plätze verwendet werden können. Zudem gibt es 125 Plätze in der Tagespflege und 23 solitäre Kurzzeit-Pflegeplätze. Zur Anzahl der Pflegekräfte führt der Kreis keine Statistik. Fest steht, dass nach Paragraf 21 des Wohn- und Teilhabegesetzes mindestens 50 Prozent der Pfleger Fachkräfte sein müssen. Der Bedarf an neuen Kräften ist im Kreis groß, so Lorenz. Deshalb gibt es Initiativen zur Attraktivitätssteigerung der Ausbildung und zur Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland.

Die Heimaufsicht des Kreises ist für die Überwachung aller Betreuungseinrichtungen zuständig. Im bislang letzten Tätigkeitsbericht der Heimaufsicht für die Jahre 2011 und 2012 sind 134 Prüfungen aufgelistet, davon 89 unangemeldet. Weitere 133 Prüfungen nahm der Medizinische Dienst der Krankenversicherung vor. Anlassbezogene Prüfungen gab es 43 Mal, überwiegend in Folge von Beschwerden. Die Zahl der Beschwerden habe laut Bericht gegenüber den Vorjahren zugenommen. Insgesamt wurden 2011 34 und 2012 51 Beschwerden verzeichnet, die sich vor allem auf den Bereich der personellen Anforderungen konzentrierten.

Die Überprüfung der Häuser habe "überwiegend gute bis zufriedenstellende" Ergebnisse erbracht. Die häufigsten Mängel, die die Aufsicht feststellte, beinhalten unter anderem: fehlende Leistungstransparenz, bauliche Mängel, Verschmutzung der Pflegebäder, nicht erreichbare Notrufe oder die Unterschreitung der Fachkraftquote. Alle Träger hätten die Mängel zeitnah abgestellt, so dass auf Bußgelder verzichtet worden sei. Wegen "massiver Personalengpässe" hätte in zwei Einrichtungen ein befristeter Aufnahmestopp ausgesprochen werden müssen. Den Bericht für 2013/14 legt die Aufsicht im Sommer vor.

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