Siegburg Grundschüler lernen, sich vor Übergriffen zu schützen

SIEGBURG · Körperliche Gewalt, Mobbing und Schikane sind bereits an Grundschulen keine Einzelfälle, sondern Alltag.

 Bewegungsspiele: Die Kinder trainieren so Konflikt- und Kommunikationsfähigkeit.

Bewegungsspiele: Die Kinder trainieren so Konflikt- und Kommunikationsfähigkeit.

Foto: Holger Arndt

Der Kölner Verein "Gewaltfrei Lernen" hat daher ein Schulungsprogramm entwickelt, mit dem das soziale Klima nachhaltig verbessert wird. Es soll den Kindern helfen, sich gegen verbale und körperliche Übergriffe zu schützen sowie Selbstbewusstsein zu entwickeln, ihre Konflikt- und Kommunikationsfähigkeit zu steigern, um letztendlich in einer positiven Atmosphäre lernen zu können.

Auch die Grundschule Zange hatte das Projekt zum wiederholten Mal für drei Tage und für alle vier Klassen auf den Stundenplan gesetzt. Schulleiter Thomas Thumser erklärte den Erfolg der Aktion damit, dass Schüler aller Klassen sowie die Lehrer in das Projekt einbezogen seien und somit alle den gleichen Wissensstand hätten.

Sibylle Wanders, Gründerin und Pädagogische Leiterin des "Gewaltfrei Lernen"-Teams, die zusammen mit ihrer Assistentin Lena Happ die jeweils 90-minütigen Schulungseinheiten leitete, ergänzte, dass man früher nur einzelne - meist schon auffällig gewordene - Kinder ohne Einbeziehung der Lehrer und Eltern in der Konfliktbewältigung geschult habe, was aber unsinnig gewesen sei.

Jetzt werden auch die Eltern im Rahmen einer Abendveranstaltung für das Thema sensibilisiert und durch Rollenspiele geschult. Die Lehrer erhalten in Fortbildungen wichtige Informationen, damit das Vermittelte nach dem Training in der gesamten Schule und auf dem Schulhof gelebt wird. Mit den Jungen und Mädchen der einzelnen Klassen hatte Wanders zum "Aufwärmen" zunächst einige Bewegungsspiele gemacht, dann folgten Konfliktübungen.

"Stopp, lass mich einfach in Ruhe", rief die Pädagogin beispielsweise mit lauter Stimme und nahm dabei eine abwehrende Haltung ein. "Nein, ich möchte das nicht", sagte sie mit einem festen Ton, der keinen Widerspruch duldete. Die Kinder sprachen ihr nach, dann übten sie paarweise die wortstarke Selbstbehauptung, körperlich geschickte Reaktionen und eine entsprechende Mimik.

"Die Arme eures Gegenübers herunterdrücken und einen Schritt zurückgehen", forderte Wanders die Jungen und Mädchen auf. Dann wurden die jeweiligen Partner gewechselt. "Auch der ständige Partnerwechsel gehört zum Konzept, damit niemand ausgegrenzt wird, die Kinder auch Teamfähigkeit und Toleranz lernen", erläuterte Sibylle Wanders.

Bereits nach der ersten von drei Schulungen war zu sehen, dass so manches Kind schon einiges verinnerlicht hatte und fast erleichtert wirkte. Finanziell wird das Anti-Konflikt-Training in nordrhein-westfälischen Grundschulen von der Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West unterstützt, die seit dem Jahr 2010 bereits 375.000 Euro für "Gewaltfrei Lernen" an mehr als 70 Schulen zur Verfügung gestellt hat.

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