Rupert Neudeck aus Troisdorf Grünhelm-Gründer fordert Waffen zum Schutz der Jesiden

SIEGBURG · Die Kurdische Gemeinschaft Rhein-Sieg/Bonn hatte jetzt Rupert Neudeck von der Hilfsorganisation "Grünhelme" eingeladen, um mit seiner Unterstützung auf den Völkermord hinzuweisen, der zurzeit in Syrien und im Nordirak geschieht.

 Rupert Neudeck appelliert an Deutschland und Europa, beim versuchten Genozid nicht tatenlos zuzusehen.

Rupert Neudeck appelliert an Deutschland und Europa, beim versuchten Genozid nicht tatenlos zuzusehen.

Foto: Paul Kieras

"Seit 30 Jahren haben wir keine vergleichbare menschliche Katastrophe erlebt", so der Troisdorfer Neudeck. Es dürfe keine Minute gezögert werden, um den Betroffenen zu helfen.

Die Menschen seien ständig in Todesangst. Dass Mütter ihre Kinder nicht schützen könnten, sei das Schlimmste. Man müsse wieder menschenwürdige Verhältnisse schaffen, aber nicht in Flüchtlingslagern, sondern in den Heimatdörfern der Jesiden.

Für Neudeck ungewöhnlich war sein Appell, auch Waffen zu liefern, denn "es geht darum, Leben zu retten und anders ist das nicht möglich", zeigte er sich überzeugt. In Aleppo (Nord-Syrien) werden die Menschen laut Neudeck unter anderem mit TNT gefüllten "Fassbomben", die eine noch verheerendere Wirkung hätten als herkömmliche Bomben, und sogar "Containerbomben" getötet.

Kein Verständnis hat er für die zögerliche Haltung der Bundesregierung, die gleichzeitig Panzer an Saudi-Arabien liefere, das er als "Hauptagentur" des weltweiten Terrorismus bezeichnet. Außerdem ist er sicher, "dass wir uns auf eine Luftbrücke wie 1994/1995 beim Bosnienkrieg einrichten müssen. Wenn wir die Menschen nicht vor Ort schützen, müssen wir sie hierhin holen", lautet sein Fazit.

Die militante Gruppe "Islamischer" Staat (IS) vertreibt Jesiden aus dem Land, kontrolliert große Teile des Nordirak und überzieht das gesamte Kurdengebiet mit Hinrichtungen, Folterungen, Vergewaltigungen und Plünderungen.

Neudeck stellte klar, dass diese Truppen nichts mit dem Islam zu tun hätten und "nur unter dem Mantel des Islams" ihre Gräueltaten ausübten. "Es sind zum überwiegenden Teil aufgehetzte, frustrierte junge Menschen, darunter viele aus Tschetschenien, die sich seit 2003 von außen zusammengefunden haben", so Neudeck.

Man dürfe sie nicht mit einem "Titel" schmücken, etwa radikale Islamisten, sondern müsse sie schlicht als das bezeichnen, was sie seien: Verbrecher, deren Ziel der Genozid sei. Er warf in diesem Zusammenhang auch den Medien eine falsche Wortwahl vor, wenn die etwa von "Dschihadisten" sprächen. Allerdings gehörten den Verbrechern auch Mitglieder mit Verbindungen in salafistische Kreise an.

So erhob er beispielsweise schwere Vorwürfe gegen den Neusser Verein "Helfen in Not". Sabri Ben Abda, ein Mitarbeiter der Organisation, sei 2013 an der Entführung dreier deutscher "Grünhelm"-Mitarbeiter in Syrien beteiligt gewesen.

Musa Ataman, Vorsitzender der Kurdischen Gemeinschaft, Rupert Neudeck und Maria Sido vom Bundesvorstand der Gesellschaft für bedrohte Völker waren sich bei dem Treffen aber auch einig, dass die Muslime in aller Welt - auch in Deutschland - stärker Stellung beziehen müssten.

Etwa mit Demonstrationen sollten sie sich von der "Mörderarmee" IS distanzieren und zeigen, dass diese nicht im Namen des Islams und der Muslime zu ihren Verbrechen legitimiert sei. "Wer schweigt, unterstützt", so Sido.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort