Literatur in Siegburg "Für das Schreiben braucht es einen Dämon"

SIEGBURG · Der Heimatdichter aus der Eifel, Norbert Scheuer, stellt in Siegburg seinen Roman "Peehs Liebe" vor.

 Über seinen neuen Roman spricht Norbert Scheuer (links) mit Moderator Arno Chun.

Über seinen neuen Roman spricht Norbert Scheuer (links) mit Moderator Arno Chun.

Foto: ANDREAS DYCK

Das Altersheim ist sicherlich kein gewöhnlicher Ort für die Liebe zweier Menschen. Erst Recht nicht, wenn es sich bei ihnen um einen über 70-Jährigen und seine junge Pflegerin handelt. Mit "Peehs Liebe" hat Norbert Scheuer einen bemerkenswerten Roman geschrieben über das Altern, über Besessenheit und über Liebe, die ein Leben lang währt. Im Rahmen der Siegburger Literaturwochen erklärte der Autor, wie er seine Geschichten aus der Magie von Orten wringt und warum er es philosophisch mit Aristoteles hält.

Norbert Scheuers Liebe zur Poesie, sie schlägt sich auch in seinem neuesten Werk nieder. Seine akribischen Beschreibungen von Orten mit Fokus aus das winzige Detail, seine Besessenheit für Orte und Momente, aus denen er nach eigener Aussage Geschichten formt wie ein Bildhauer eine Skulptur aus Stein oder Holz. Besessen ist auch die Hauptfigur seines Romans. Rosarius Delamot, der im besagten Altersheim in den Erinnerungen seines zurückliegenden Lebens schwelgt, ist besessen von Peeh, die eigentlich Petra heißt. Peeh ist seine große Jugendliebe.

Auch seine spätere Pflegerin, Annie, hält er für Peeh. Doch Rosarius macht den Anschein, Autist zu sein. Bis zu seinem 23. Lebensjahr spricht er kein Wort, er findet sich nur schwer in seiner Umwelt zurecht. Er ist kleinwüchsig und beginnt erst spät zu wachsen. Dafür scheint sein Gehirn ein unendlich großer Speicher kleinster Wahrnehmungen und Erinnerungen zu sein. Er erinnert sich an die 967 Sommersprossen, die Peehs Haut übersäen. Daran, wie sich die Schnecken im feuchten Gras lieben, sich ihre Fühler berühren. Wie er Apfelmus aus der Hand seiner Mutter schleckt. Wenn Scheuer, der Poetik an der Uni Bonn unterrichtet, über Literatur spricht, kann es mitunter philosophisch werden. Mit Aristoteles etwa verbindet Scheuer vor allem dessen Naturphilosophie.

Seinen Roman hat Norbert Scheuer in der Eifel im ländlichen Kall angesiedelt. Hier findet der Autor Orte der Inspiration für seine Geschichten und Gedichte. Hier entstehen aus realen Umgebungen die literarischen Landschaften seiner Erzählung. Orte spielen für Scheuer deshalb eine besonders wichtige Rolle. Wie sein literarisches Vorbild William Faulkner versteht auch er sich als Heimatdichter. Wenn er über das Schreiben spricht, dann funkelt es in Scheuers Augen, wo er sonst schüchtern und in sich gekehrt wirkt. "Für das Schreiben braucht es einen Dämon und eine Besessenheit", so der Autor aus der Eifel.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort