"Sommer in der Stadt" in Siegburg Freilaufende Hühner, Jazz und Kaviar

SIEGBURG · Gerade noch zog ein durchgeknallter Hühnerhaufen auf der Außenterrasse des Restaurants Casbah am Markt eine musikalisch brüllend komische Show ab, da öffnete der Himmel schon wieder die Schleusen, als hätte jemand einen Hebel umgelegt.

 Sorgten für jede Menge Spaß: Das TV-Reporter-Duo "Karla Knall" und "Max Ab".

Sorgten für jede Menge Spaß: Das TV-Reporter-Duo "Karla Knall" und "Max Ab".

Foto: Paul Kieras

Das Wetter entsprach nur zwischenzeitlich dem Motto "Sommer in der Stadt", ein Event, das dennoch vom S-Carré bis zur oberen Kaiserstraße für reichlich Vergnügen, Begegnungen mit schrillen Typen und lukullischen Genüssen auf einer Schlemmermeile sorgte und von der Verwaltung zusammen mit dem Verkehrsverein sowie Stadtmarketing Siegburg organisiert worden war.

Immer wieder flüchteten die Passanten, die spontan stehenblieben, wenn eine der Comedy-Trupps in der Fußgängerzone auftauchte, unter Markisen der Geschäfte oder in die Passagen. Der guten Laune schadeten die eher herbstlichen Verhältnisse jedoch nicht. Eltern und Kinder jauchzten überall da vor Vergnügen, wo beispielsweise ein Elefant auftauchte, der zum - wunderbar mimisch und gestisch gespielten - Entsetzen des alten Zirkusdirektors, der ihn begleitete, seine "Köttel" fallenließ, die Zuschauer mit Wasser bespritzte oder anpöbelte. Es handelte sich um eine Inszenierung des "PasParTout-Theaters" aus Hannover, und in dem Dickhäuter steckten natürlich Schauspieler.

Einige Meter weiter forderte die Jazzpolizei die Umstehenden nicht ernst gemeint auf: "Bitte gehen Sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen". Oder im schönsten Polizeijargon: "Kommen Sie aus sich raus, wir wissen, dass Sie da drin sind." Die "lieben Demonstranten" beziehungsweise "Autonomen", wie die drei exzellenten Jazzmusiker ihr Publikum nannten, bogen sich vor Lachen.

Völlig unerwartet stand an einer anderen Stelle der Stadt plötzlich das TV-Reporter-Duo "Karla Knall" und "Max Ab" vor den verblüfften Menschen und zeigte sich fassungslos. "Sie sehen aus wie Madonna, was führt einen Superstar wie Sie nach Siegburg?" Die Angesprochenen gingen oft auf das Spielchen ein und reagierten zum Teil so originell, dass es selbst der grell geschminkt und bunt gekleideten Moderatorin für einen Moment die Sprache verschlug.

Umringt war auch Lokalmatadorin Julia Torres, die mit ihrer "Gedichttheatershow" nicht nur kleine Zuschauer begeisterte. So hatten selbst Erwachsene bei einem Schnellkursus der Siegburger Schauspielerin im "rückwärtsisch" Lesen ihren Spaß. Das lernten die Anfänger beispielsweise anhand des Wortes "Anna", die Fortgeschrittenen unter anderem mit dem Satz "Reit nie ein Tier."

Auf der Schlemmermeile Kaiserstraße drohte vielen Gästen die Suppe zwar nicht zu verhageln, aber zumindest zu verwässern. Denn auch dort erwischten immer wieder Schauer die Genießer beim Probieren der zahlreichen Gaumenfreuden von Restaurants und Gastronomie, die bei der einfachen Bratwurst anfingen und bis zu echtem Kaviar reichten. Alle sahen es eher gelassen und ließen sich nicht aus der Ruhe bringen.

Dem Regen zum Opfer fiel allerdings das auf der Museumstreppe angesagte "Blue Z Festival" mit lokalen Musikgrößen. Schon mittags hatte man festgelegt, sicherheitshalber in die Ausstellungshalle des Jungen Forums Kunst auszuweichen.

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