Herberge in Kaldauen Flüchtlinge ins "Waldhotel Grunge"?

SIEGBURG · Der letzte Gast ist vor fast zwölf Jahren abgereist. Am 28. Februar 2003 hat das "Waldhotel Grunge" seine Türen geschlossen - und seither nicht wieder geöffnet. Interessenten hat es immer wieder gegeben, wie ein Vertreter der Josef Esch Fonds Projekt GmbH, der namentlich nicht genannt werden möchte, auf Anfrage bestätigt hat.

Das Troisdorfer Unternehmen ist Miteigentümer der Immobilie. Doch zum Vertragsabschluss ist es bislang nicht gekommen. Im Interview mit dem GA hat Siegburgs Bürgermeister Franz Huhn jüngst das verwaiste Hotel als potenzielle Unterkunft für Flüchtlinge ins Gespräch gebracht.

"Wir haben Ende des vergangenen Jahres Gespräche mit den Geschäftsführern geführt", sagt Stadtsprecher Wolfgang Hohn. Gemeinsam habe man die rund 11 000 Quadratmeter umfassende Immobilien am Höhenweg in Kaldauen in Augenschein genommen.

Verhandlungen mit Eigentümer

Das bestätigt der Vertreter der Eigentümer, wie auch, dass diese sich eine Nutzung des Hotels als Flüchtlingsunterkunft vorstellen können. "Allerdings halten wir eine kurzfristige Interimslösung nicht für sinnvoll", so der Mann von der Projekt GmbH. Ihnen sei mehr an einer mittel- oder langfristigen Lösung gelegen. Einen entsprechenden Vorschlag habe man der Stadt gemacht.

"Die Eigentümer haben auf einige Hürden hingewiesen", sagt Hohn. Unter anderem sei von hohen Rückbaukosten die Rede gewesen, für den Fall, dass der Hotelbetrieb doch noch einmal aufgenommen werden sollte.

Das Haus verfügt über 65 Zimmer mit Dusche und Bad, ein Restaurant, Tagungsräume und eine große Küche. Alles bereit für eine Wiedereröffnung. Dafür haben die Eigentümer in den vergangenen Jahren Sorge getragen. Noch immer sieht täglich ein Hausmeister am Höhenweg nach dem Rechten.

"Wir haben den Pflegeaufwand aus wirtschaftlichen Gründen aber etwas heruntergefahren", sagt der Eigentümervertreter. Zuletzt habe es einen Interessenten gegeben, der eine Reha-Klinik für Burn-out-Patienten am Kaldauer Waldrand eröffnen möchte, berichtet er weiter. Der Option, aus dem Hotel eine Flüchtlingsunterkunft zu machen, stehe man offen gegenüber. "Wir warten auf weitere Gespräche."

Die wird es geben, versichert Wolfgang Hohn. Denn bei den derzeit 210 in Siegburg lebenden Flüchtlingen wird es nicht bleiben. "Wir erwarten in den nächsten Wochen noch mehr Zuweisungen." Das heißt, die Stadt braucht weiteren Wohnraum. Derzeit leben die Asylbewerber in Sammelunterkünften, in von der Stadt angemieteten Wohnungen und Häusern, wie dem leerstehenden "Hotel Waldesruh", das in Kürze abgerissen wird. Zudem werden 50 Flüchtlinge, vornehmlich Familien, in einem Gebäudetrakt der Brückbergkaserne untergebracht.

Waldhotel Grunge

Mit dem "Café Christel" legte August Bungard 1953 am Kaldauer Höhenweg den Grundstein. Tochter Karin und Ehemann Karl Heinz Grunge übernahmen das Ausflugslokal Anfang der 1960er Jahre, vergrößerten es, bauten die namengebende Sommerrodelbahn, und zogen viel Prominenz in ihr Restaurant.

Einen Traum erfüllten sie sich mit dem Umbau des Hauses zur Nobelherberge mit vier Sternen. Ein von der Josef Esch Fonds GmbH aufgelegter Immobilienfonds erwarb das Restaurant und erweiterte es um einen Neubau mit unter anderem 65 Zimmern. Theo Schneider und Sabine Grunge eröffneten das "Waldhotel Grunge" 1998 als Pächter. Ende 2002 meldeten sie Insolvenz an und schlossen zum 28. Februar 2003.

Info

Über die Situation der Flüchtlinge in Siegburg berichtet die Stadt bei Infoabenden am Montag in der Gaststätte "Zum Brückberg" (Luisenstr. 150) und am Dienstag bei "Huckleberry's" (Waldstr. 28), jeweils ab 19.30 Uhr.

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