Unwetter in der Region Feuerwehr im Kreis fuhr Hunderte Einsätze

Rhein-Sieg-Kreis · Eine Gewitter- und Starkregenfront ist am späten Dienstagabend über Teile des Rhein-Sieg-Kreises und Bonns gezogen und hat die Feuerwehren bis in die Nacht in Atem gehalten. Insgesamt musste die Wehr fast 300 Mal ausrücken.

Vornehmlich im südlichen und östlichen Kreis ließ ein heftiges Gewitter Keller volllaufen, Bäche über die Ufer treten und setzte Landstraßen unter Wasser. Laut Rhein-Sieg-Kreis verzeichnete die Leitstelle der Feuerwehr ab 21 Uhr insgesamt 280 witterungsbedingte Einsätze. Mehr als 600 Feuerwehrleute waren in Bad Honnef, Eitorf, Hennef, Königswinter und Windeck sowie in Meckenheim, Rheinbach und Wachtberg im Einsatz. Besonders stark erwischte es die Stadt Königswinter, wo die Feuerwehr etwa 100 Mal ausrücken musste.

In der Leitstelle waren statt vier - wie üblich - zehn Mitarbeiter damit beschäftigt, das erhöhte Einsatzaufkommen abzuarbeiten. Die Wehrleute kümmerten sich in erster Linie um vollgelaufene Keller und überflutete Straßen. Sie räumten auch entwurzelte und abgeknickte Bäume zur Seite. Verletzte gab es laut Kreisverwaltung nicht.

In der Gemeinde Windeck konzentrierten sich die Unwetterschäden laut Peter Emert, Einsatzleiter der Feuerwehr Windeck, auf Dattenfeld. Hier waren die rund 50 Wehrleute ab 21.15 Uhr vornehmlich mit vollgelaufenen Kellern befasst. "Ausläufer erreichten auch Herchen", berichtete Emert am Mittwoch. Dort kam es kurz hinter dem Ortseingang zu einem kleinen Hangabrutsch. Geröll machte in der Folge die Siegtalstraße (L 333) unpassierbar, die Wehrleute mussten sie sperren. Der Landesbetrieb Straßen räumte die Fahrbahn am Mittwochmorgen frei, so dass die Straße ab dem Vormittag wieder für den Verkehr nutzbar war. Gegen Mitternacht ließ der Regen nach, es kamen keine neuen Einsätze hinzu. Emert und seine Wehrleute hatten ihre insgesamt 21 Einsätze bis 0.45 Uhr beendet.

27 Mal mussten die Wehrleute von vier der insgesamt fünf Einheiten der Stadt Hennef zwischen 22.23 und 0.40 Uhr ausrücken. Wie Feuerwehrsprecher Thomas Vitiello auf Anfrage mitteilte, waren die Folgen des Unwetters vor allem in Uckerath zu spüren. Die rund 70 ausgerückten Wehrleute eilten von Einsatz zu Einsatz und pumpten insbesondere infolge des Starkregens vollgelaufene Keller leer. Zudem mussten sie Geröll von den Straßen räumen und die Gullys an überfluteten Straßen freiräumen.

Am Beueler Rheinufer macht man das Beste aus den Unwetterschäden. @gabonn#bonn#unwetterpic.twitter.com/XZQDSxOuKk

Martin Angenendt (@mangenehm) July 30, 2014Orbach setzt Keller unter Wasser

Ich wollte immer mal einen Pool haben, aber so hatte ich mir den nicht vorgestellt." Uwe Lenz nimmt die Sache mit Galgenhumor. Der 56-jährige Berufssoldat, der am Küpperweg in Miel wohnt, betrachtet seinen Garten, den der übergelaufene Orbach mit Schlammwasser gefüllt hat. Es steht etwa 80 Zentimeter hoch. Kurz vor 6 Uhr hat Lenz bemerkt, dass die Brühe vom Garten in den Keller plätschert und dort in die Wohnung seines Sohnes fließt. Er ruft die Feuerwehr an, die wenige Minuten später vor Ort ist. Schnell werden ein paar Möbel ins Erdgeschoss geschleppt. Besonders kritisiert Lenz, dass niemand die Anwohner gewarnt hat.

Ähnlich ergeht es seinem Nachbarn Wolfgang Heller. "Innerhalb einer Viertelstunde lief der Garten voll, das war gegen 6 Uhr", berichtet er. "Jetzt habe ich einen großen Gartenteich." Doch auch bei Heller läuft das Wasser in den Keller, wo es die Wohnung seiner Schwiegermutter Leni Erz unbewohnbar macht.

Seit 6 Uhr sind etwa Swisttaler 50 Feuerwehrleute bis in die Abendstunden im Einsatz. Eine Information über das drohende Hochwasser des Orbachs durch den Erftverband hat es nicht gegeben. In Miel stehen elf, in Odendorf sieben Keller unter Wasser. Und in Miel tritt der Orbach über die Ufer und überflutet zahlreiche Gärten der Anlieger des Küpperwegs. Die Höhe des Gesamtschadens ist nicht einmal ansatzweise zu schätzen. Der Pegel des Orbachs, der in trockenen Sommern kaum Wasser führt, ist in den frühen Morgenstunden rasch angestiegen, weil es in der Nacht im Raum Kirchheim/Arloff sehr stark geregnet hat. Außerdem läuft über den fest installierten Überlauf der Steinbachtalsperre Wasser ab. Ab drei Kubikmetern pro Sekunde informiert Regionalgas Euskirchen, das die Steinbachtalsperre im Auftrag des Wasserversorgungsverbandes Euskirchen-Swisttal betreibt, den Erftverband. Das geschieht um 6.50 Uhr.

In #Wachtberg regnet es seit einer Std. ununterbrochen sehr stark. Auf den Straßen steht an einigen Stellen das Wasser cm-weise. @gabonn

Max (@MMV_BN) July 29, 2014 Es habe sich aber nicht um ein "aktives Ablassen" gehandelt, sagt Christian Metze, der Geschäftsführer von Regionalgas. Durch die starken Regenfälle in den vergangenen drei Wochen sei die Talsperre bis an den Rand gefüllt gewesen. Der Überlauf, so Metze, sei keineswegs die Hauptursache für das Hochwasser des Orbachs und der Swist. Vielmehr habe der häufige Regen im extrem nassen Juli die Felder so durchnässt, dass sie kaum noch Wasser aufnehmen könnten. So habe der eineinhalbstündige Wolkenbruch, der an der Talsperre 76 Liter pro Quadratmeter abgeregnet habe, die Bäche anschwellen lassen. In Bad Münstereifel sei gar ein Auto weggeschwemmt worden. In der Orbach-Aue bei Odendorf rutscht eine Böschung ab, die vom Bach unterspült worden ist.

Über den Orbach gelangt das Hochwasser bei Miel in die Swist, so dass auch viele Heimerzheimer fürchten, der Bach könne wie bei den Jahrhunderthochwassern 1961 und 1984 über die Ufer treten. Doch bis zur Böschungskante bleibt noch 1,50 Meter Platz. Weil der Pegel in der Nacht gegen 3 Uhr gesunken ist, gibt der Swisttaler Ordnungsamtsleiter Armin Wallraff, der sich die Lage in Heimerzheim ansieht, in der Nacht keinen Hochwasseralarm.

Warum die Mieler am Morgen um 6 Uhr vom Hochwasser ohne Vorwarnung überrascht werden, ist am Mittwoch nicht restlos zu klären. Luise Bollig vom Erftverband verweist auf das Hochwasserinfosystem Erft, auf das auch die Rettungsleitstellen in Euskirchen und Siegburg Zugriff hätten. Bereits am Dienstagnachmittag habe man dort eine Vorwarnung eingestellt.

Der Wirtschaftsweg entlang der Swist muss abschnittsweise wegen Überflutung gesperrt werden, so in der Nähe der Burg Kriegshoven und bei Dünstekoven. Stark betroffen von Regen und Überflutung ist die Landwirtschaft. Zahlreiche Felder stehen unter Wasser. Der Heimerzheimer Landwirt Hermann-Josef Mirgeler muss seine Schafe von der überfluteten Weide bei Dünstekoven retten. Auch er ärgert sich, dass es keine Warnung gegeben hat.

Am Morgen schauen sich die Swisttaler Beigeordnete Petra Kalkbrenner, Bauamtsleiter Jürgen Funke und Ordnungsamtsleiter Armin Wallraff die Lage im Neubaugebiet Kuchenheimer Weg in Odendorf an. Dort ist Wasser aus den angrenzenden Feldern in die teils noch im Rohbau befindlichen Keller gelaufen. Nun will die Gemeinde in einem Gespräch mit dem Erftverband und Regionalgas erörtern, wie man die Bürger vor dem nächsten Hochwasser schneller warnt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort