Ausstellung des Schweizers Harald Naegli Fast wie in der Steinzeit

SIEGBURG · Harald Naegeli wurde Ende der 1970er Jahren als "Sprayer von Zürich" bekannt. Im Siegburger Stadtmuseum eröffnet am Sonntag eine Ausstellung mit Arbeiten des Schweizers auf Papier unter dem Motto "Aus dem Punkt in die Linie zum Raum".

 "Der Sprayer von Zürich": Harald Naegeli im Jahr 2009 in Düsseldorf vor einer seiner Figuren.

"Der Sprayer von Zürich": Harald Naegeli im Jahr 2009 in Düsseldorf vor einer seiner Figuren.

Foto: dpa/Arndt

Dabei sind minimalistische Landschaften zu sehen - etwa auf das Wesentliche reduzierte Tierbilder und großformatige Wolkenbilder, die zusammen eine "Urwolke" ergeben. Naegeli präsentiert kontemplative Zeichnungen, die er parallel zu seinen Sprühaktionen geschaffen hat.

Die Tierzeichnungen sind auf ganz wenige, feine Striche reduziert und erinnern an steinzeitliche Höhlenmalerei. Dem Künstler geht es nicht um die realistische Abbildung, sondern um das "Tier in Hinblick auf eine Abstraktion". Rücken, Bauch oder Pfote interessiert ihn hauptsächlich als umgesetzte Linie. Vergleichbar mit Picassos Stierbild von 1945, das nur noch Umrisse zeigt und die Wucht und Kraft des Tieres als wesentliche Merkmale hervorhebt.

Die kleinformatigen Landschaften Naegelis "sind völlig still und entrückt, zart und poetisch", empfindet Museumsleiterin Gundula Caspary die Bilder, auf denen oftmals nur eine unregelmäßige Linie eine Landschaft assoziiert. Bei den großformatigen Arbeiten überwiegt dagegen eine Fülle feiner Liniengeflechte, die wie Kartografien wirken.

Magisch ziehen großflächige Bilder, auf denen Wolken förmlich zu schweben scheinen, den Blick an. Von Weitem erscheinen sie wie überdimensionale Fingerabdrücke, ergeben aus unzähligen Strichen und Strichlein, winzigen Punkten und Kreisen ein zum Teil dichtes, zum Teil locker gewebtes Gebilde, das vor den Augen flirrt. Naegeli, Begründer des Graffito im westeuropäischen Raum, machte sich nicht nur Freunde und Bewunderer mit seiner Kunst, sondern die auf fremdes Eigentum gesprühten Bilder brachten ihm auch viel Ärger und eine neunmonatige Haftstrafe ein, die er 1984 in der Schweiz antrat, nachdem er sich den Behörden freiwillig gestellt hatte.

Der heute 75-Jährige war sich zwar seiner strafbaren Handlungen im Sinne des Gesetzes stets bewusst, hat sich aber immer "über Grenzen hinweggesetzt", wie es die Kunst häufig tue, um etwas zu bewegen, sagte Gundula Caspary. Naegeli agierte meist im Verborgenen, ging oft nachts auf Suche nach geeigneten Objekten für seine Kunst. kie

Harald Naegeli, Landschaften - Urwolke - Tiere, 26. Oktober bis 7. Dezember, Vernissage: Sonntag, 26. Oktober, 11.30 Uhr, Stadtmuseum Siegburg.

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