Bonner Landgericht Familienvater bestreitet Brandstiftung

Niederkassel/Bonn · Das Siegburger Amtsgericht hatte am 11. Dezember 2014 nicht den geringsten Zweifel: Der fünffache Familienvater hat das verheerende Feuer in seinem Haus in Niederkassel in der Nacht zum 1. Januar 2013 selbst gelegt.

 Das Bonner Landgericht.

Das Bonner Landgericht.

Foto: dpa

Der 55-Jährige wurde wegen schwerer Brandstiftung zu 18 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Doch der akzeptierte die Entscheidung nicht und sitzt seit gestern vor der Berufungskammer des Bonner Landgerichts und beteuert erneut seine Unschuld.

Warum das Amtsgericht von der Schuld des Angeklagten so überzeugt war, wird klar, als Kammervorsitzender Roland Zickler das Urteil der Siegburger Kollegen verliest: In jener Nacht hörte ein Nachbar einen Knall wie von einer Explosion und sah Flammen aus dem Haus des 55-Jährigen schlagen. Er rannte sofort hin, um zu helfen und sah eine Gestalt in einem Gang am Haus davon eilen. Er rannte hinterher, zog dem Mann die Mütze vom Kopf und erkannte den Nachbarn. Und der flehte ihn an: "Lass mich gehen, lass mich gehen. Wenn die Polizei mich kriegt, muss ich ins Gefängnis."

Dann lief der 55-Jährige zu seinem Auto und stieg ein. Als der 40-jährige Nachbar ihn daran hindern wollte, sagte der Angeklagte noch einmal: "Lass mich gehen." Dann brauste er davon, wobei er noch einen anderen Wagen touchierte. Später wurde ein entsprechender Schaden am Auto des Angeklagten festgestellt. Die gesamte Familie war zur Tatzeit nicht in dem Haus, das ein Raub der Flammen wurde.

Schaden: 200.000 Euro. Und die Ermittlungen ergaben: Es war Brandstiftung mit Hilfe von ausgeschüttetem Benzin. Und es stellte sich heraus: Der Angeklagte hatte Ärger mit dem Bauamt der Stadt wegen eines Anbaus, den er zum Teil wieder abreißen sollte.

Mit Händen und Füßen wehrte sich der Angeklagte gegen die Verurteilung, nannte seine Eltern als Alibizeugen, und die bestätigten im Prozess in Siegburg, ihr Sohn sei zur Tatzeit bei ihnen gewesen. Doch das Siegburger Gericht glaubte ihnen nicht, und inzwischen wurden die beiden wegen Falschaussage vor Gericht angeklagt. Nun ist das alte und gebrechlich wirkende Ehepaar wieder als Zeugen geladen. Und Richter Zickler fragt den Angeklagten, ob er diesen Prozess wirklich durchziehen wolle, mit allen Konsequenzen auch für seine Eltern, zumal inzwischen auch seine DNA an der damals am Tatort liegengebliebenen Mütze gefunden wurde.

Doch der Angeklagte, der bisher völlig unbestraft durchs Leben ging, sagt dazu nur: "Ich war das nicht." Nun will das Gericht den Fall an mehreren Prozesstagen erneut aufrollen. Der Nachbar, der ihn damals am Tatort sah, steht wegen einer Erkrankung als Zeuge nicht mehr zur Verfügung.

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