Einzelhandel in Siegburg Expertin: Gemeinsam länger offen

SIEGBURG · Mit dem Schwerpunktthema Förderung, Bestandspflege und Neuansiedlung des Einzelhandels hat sich der neugegründete Wirtschaftsförderungsausschuss am Montagabend beschäftigt. Dazu war Eva Eichenberger, Einzelhandelsbeauftragte der IHK Bonn/Rhein-Sieg, eingeladen worden.

 Flanieren am Markt: Über eine überdurchschnittlich hohe Einzelhandelszentralität verfügt die Stadt Siegburg laut der IHK.

Flanieren am Markt: Über eine überdurchschnittlich hohe Einzelhandelszentralität verfügt die Stadt Siegburg laut der IHK.

Foto: Holger Arndt

Sie sollte Informationen über die aktuelle Situation liefern, aber auch Impulse geben, die der Kundenbindung an den Standort Siegburg dienen könnten.

Eichenberger referierte zunächst über allgemeine Trends im Einzelhandel und die Auswirkung des E-Commerce (Handel im Internet). Im Anschluss zeigte sie den Status quo und die zu erwartende Entwicklung im Rhein-Sieg-Kreis, speziell in Siegburg, auf. Nach ihrer Erkenntnis ist der Kreis mit Verkaufsflächen gut aufgestellt, die Flächen beziehungsweise Zentren entwickelten sich weiterhin positiv. Die Ausstattung mit Geschäften entspricht laut Eichenberger trotz zum Teil peripherer Lagen auch fast dem Bundesdurchschnitt.

Der Online-Handel nähme in steigendem Maße Umsatzteile weg, daher müsse der stationäre Einzelhandel das Internet als zusätzlichen Vertriebsweg in seine Strategie einbeziehen, so Eichenberger. Eine praxiserprobte Lösung sei das sogenannte "Multichanneling", um den Kunden durch mehrere verschiedene Kommunikationskanäle zu erreichen - beispielsweise durch Flyer, Anzeigen, Kataloge, Produktwerbung und über eine eigene Internetseite, aber auch durch eine Vernetzung verschiedener Händler.

Ganz wichtig sei es, die Attraktivität der Innenstädte zu steigern, damit sich die Besucherfrequenz erhöhe. "Öffentlicher Raum muss zum Besuch animieren, Events müssen vom Sofa weg in die Stadt locken", beschrieb sie die Aufgabe des Einzelhandels. Ebenso zwingend sieht sie eine Sensibilisierung der Kunden dafür, dass Kaufentscheidungen und -handlungen direkte Auswirkungen auf das eigene Lebensumfeld haben. Man müsse ihnen verstärkt deutlich machen, dass durch den Kauf bei Amazon & Co. Geldströme umgeleitet, Steuern nicht mehr vor Ort gezahlt werden und damit nicht mehr der Allgemeinheit zugutekommen, regionale Arbeitsplätze und Strukturen in Gefahr geraten.

Zur Situation von Siegburg sagte Eichenberger, die Stadt verfüge über eine überdurchschnittlich hohe Einzelhandelszentralität. Das resultiere aus einer vielseitigen und zugleich kleinteiligen Besatzstruktur und einem sehr großen Einzugsgebiet. Obwohl Siegburg im Gegensatz zu anderen Städten noch relativ hohe Besucherfrequenzen - auch an den Wochentagen - verzeichne, zeige die Differenz zwischen Kaufkraft und Umsatz, dass viele Einwohner an anderen Standorten wie Bonn, Köln und auch Frankfurt ihr Geld ausgeben. Das sei vor allem bei jüngeren Konsumenten im Alter von 18 bis 30 Jahren zu beobachten.

Aufgabe der Stadt und des Einzelhandels müsse es daher sein, diese Zielgruppen verstärkt mit attraktiven Angeboten zu binden. Dazu gehöre unter anderem der gemeinsame Ladenschluss, den sie für noch wichtiger hält, als die Geschäfte morgens zur selben Zeit zu öffnen.

Die Vertreterin der IHK bemängelte, dass nach wie vor große Ladeneinheiten fehlten, wodurch bekannte Marken von einer Ansiedlung abgehalten würden. Eine gute Chance sieht sie allerdings bei kleinen Ladenkonzepten durch Nutzung des Internets.

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