Kommentar Ein Konzept ist gefragt

Wer sehen will, wie man eine große Karnevalsparty von einem Jahr aufs andere kaputt macht, der schaue nach Siegburg. Zwar war die Stadt am Donnerstag wieder auf großen Andrang vorbereitet, doch hat sie zugleich zum Ausdruck gebracht, dass feiernde Jugendliche auf dem Markt nicht willkommen sind.

Schon die öffentliche Diskussion der vergangenen Wochen, bei der sich die Verwaltung auf streng formale Kriterien zurückzog - ob mit Blick auf den Haushalt oder in ordnungsbehördlicher Hinsicht -, wirkte wie ein Stimmungskiller. Feiern? Gerne, aber nicht hier!

Zugegeben, diese Haltung brachte durchaus positive Effekte. Denn diesmal blieben auch die unschönen Begleiterscheinungen aus, die die Weiberfastnachtsparty immer mit sich brachte: Komasaufen, Randale, Verletzte. Dass man gestern über den Markt gehen konnte, ohne über Schnapsleichen zu stolpern, war durchaus angenehm.

Die Nachteile dieser verödeten Fete überwiegen allerdings. Ein toter Markt an Weiberfastnacht, die gewollte Verdrängung von jungen Karnevalsjecken in die Nachbarstädte - nein, das steht der Kreisstadt nicht gut zu Gesicht. Auch weil es nicht im Sinne einer guten Nachbarschaft ist.

Siegburg sollte an Weiberfastnacht 2016 seinen Jugendlichen wieder aktiv ein Angebot machen. Das setzt jedoch zunächst ein Konzept voraus - eines, das verstärkt auf ehrenamtliche Kräfte und Sponsoren setzt. Da sind nun private Initiativen gefragt. Die Stadt wäre aber zwangsläufig mit im Boot. Auch wenn sie weiterhin kein Bühnenprogramm finanzieren kann und nicht als Veranstalter auftreten will, ist sie doch zumindest in Fragen der öffentlichen Sicherheit und des Jugendschutzes beteiligt.

In dieser Hinsicht muss sie ohnehin alljährlich für Weiberfastnacht gewappnet sein, ob nun 50, 500 oder 5000 Jugendliche auf dem Marktplatz feiern.

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