Wolfgang Kaes liest in Siegburg Dunkles Geheimnis im Eifeldorf

SIEGBURG · Die Lesung von Wolfgang Kaes bei den Siegburger Literaturwochen hatte ihren ganz besonderen Reiz. Denn die Geschichte des Chefreporters beim Bonner General-Anzeiger, die er in seinem Buch "Spur 24" erzählt, beruht auf dem "Vermisstenfall" der Rheinbacher Arzthelferin Trudel Ulmen, der sich später als Mordfall entpuppte.

 Lesung zu zweit: GA-Chefreporter Wolfgang Kaes und seine Frau Helga sind bei den Siegburger Literaturwochen auf der "Spur 24".

Lesung zu zweit: GA-Chefreporter Wolfgang Kaes und seine Frau Helga sind bei den Siegburger Literaturwochen auf der "Spur 24".

Foto: Paul Kieras

Trudel Ulmen verschwand im März 1996 spurlos, ihr Mann erklärte damals, sie habe sich mit ihrem Liebhaber ins Ausland abgesetzt. Da die Kriminalpolizei ihm glaubte, wurde die Akte nach lediglich viertägiger Ermittlung geschlossen. Durch einen Zufall wurde Kaes auf den Fall aufmerksam. Als nämlich im Dezember 2011 eine amtliche Bekanntmachung nach dem Verschollenheitsgesetz (VerschG) in der Redaktion statt in der Anzeigenabteilung des General-Anzeigers landete. Darin wurde Ulmen aufgefordert, sich bis Februar 2012, 16 Jahre nach ihrem Verschwinden, im Amtsgericht Rheinbach zu melden, anderenfalls werde sie für tot erklärt. Aufgrund intensiver Recherche des Journalisten nahm die Polizei die Ermittlungen wieder auf und konnte letztendlich nach 16 Jahren den Ehemann als Täter überführen.

Ähnliches erlebt die Protagonistin in Kaes' Krimi, die ehemalige Starjournalistin Ellen Rausch. Sie arbeitet für ein Blättchen in der tiefsten Eifel, den Eifel-Kurier, der lediglich eine Auflage von 15.000 Exemplaren erreicht und nur einmal in der Woche erscheint. Auch sie stößt auf eine solche Bekanntmachung, wird neugierig auf die Geschichte, die sich dahinter verbirgt, und beginnt bei Polizei und Verwaltungen, bei Angehörigen und Freunden der Verschollenen zu recherchieren. Dabei wirbelt sie eine Menge Staub in dem beschaulichen Dorf Lärchtal, einem fiktiven Ort, auf.

Wolfgang Kaes überzeugt als Fachmann vor allem mit der Beschreibung journalistischer Recherche, die zwar oft ausführlich, aber genauso fesselnd ist. Darüber hinaus gelingt es dem Autor, juristische Zusammenhänge so darzustellen, dass sie auch für den Laien verständlich sind. Die Story, eine Mischung aus Dokumentation und schriftstellerischer Fantasie, bleibt bis zum Schluss spannend. Es ist auch nicht leicht erkennbar, was Fakt und was Fiktion ist.

Das Ende verriet Wolfgang Kaes natürlich nicht und er ließ die Zuhörer neugierig zurück. Besonders gut kam beim Publikum an, dass er nicht alleine einzelne Passagen vortrug, sondern dabei von seiner Frau Helga unterstützt wurde. Da das Buch viele Dialoge enthält, übernahm sie den Part von Ellen Rausch. Dadurch erinnerte die Lesung schon fast an ein Hörspiel und machte die Geschichte und ihren Vortrag noch lebendiger.

Wolfgang Kaes, "Spur 24", Rowohlt Verlag, 384 Seiten, 14,99 Euro

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