Hotel- und Gaststättengewerbe in der Region Duales Studium soll Ausbildung in der Region attraktiver machen

HENNEF · Weil sich Schulabgänger immer häufiger für ein Studium entscheiden, bleiben einige klassische Ausbildungsberufe auf der Strecke. Ausbildende Unternehmen, insbesondere im Hotel- und Gaststättengewerbe, tun sich oft schwer, qualifizierte Bewerber für ihre Ausbildungsstellen zu finden.

 Plädieren für die duale Ausbildung (v.l.) Dionysis Kotzias, Tim Sodoge und Kai Forschbach.

Plädieren für die duale Ausbildung (v.l.) Dionysis Kotzias, Tim Sodoge und Kai Forschbach.

Foto: Holger Arndt

Dem will die Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn-Rhein-Sieg entgegenwirken. Duale Studiengänge kombinieren Studium und Ausbildung. Die Unternehmen gewinnen so hoch qualifizierte Mitarbeiter mit kaufmännischen Kenntnissen, und ihre Azubis erwerben zwei Abschlüsse in recht kurzer Zeit.

Für Tim Sodoge stand fest: Nach dem Abitur würde er studieren gehen. Den 22-Jährigen zog es in Richtung Wirtschaftsinformatik oder Wirtschaftsrecht, irgendwas mit Wirtschaft also. Doch gleichzeitig war da sein Aushilfsjob beim Hennefer Wirtshaus. Seit zwei Jahren arbeitete er im Service, entdeckte dort seine Leidenschaft für die Gastronomie. "Ich habe unheimlich Spaß an der Arbeit gefunden", so Sodoge. Auch seinem Chef, Kai Forschbach, lag nichts näher, als den jungen Mann in seinem Unternehmen zu halten, wären da nicht dessen Studienpläne gewesen.

Eine Lösung für beide Seiten gibt es nun in Form des dualen Studiengangs. In Kooperation mit der Internationalen Hochschule Bad Honnef (IUBH) und der IHK kann der Geschäftsführer des Hennefer Wirtshauses Sodoge nun beides bieten: Studium und Ausbildung.

Einmal die Woche geht der künftige Azubi ins Berufskolleg, alle zwei Wochen muss er freitags und samstags zur Uni und bestreitet damit eine duale Ausbildung im Restaurantfach mit Studiengang zum Bachelor. Neben der Praxis im Betrieb erwerben die Dualisten Grundlagen in VWL, BWL sowie Unternehmens- und Handelsrecht.

"Für die Gastronomie gab es zuvor noch nichts derartiges", so Dionysis Kotzias von der IHK. Neben den Restaurantfachleuten bietet die IHK mit der Honnefer Hochschule auch für Systemgastronomen und Hotelfachleute Dualstudiengänge an. Außer dem Hennefer Wirtshaus konnte die IHK drei weitere Unternehmen und zehn Kandidaten für die dualen Studiengänge gewinnen. Nach dreieinhalb Jahren können die Dualisten so zwei Abschlüsse machen, für die sie laut Kotzias zuvor mindestens fünf Jahre gebraucht hätten.

"Sie gewinnen dadurch viel Zeit, und der Betrieb bekommt sehr leistungswillige und hoch qualifizierte Mitarbeiter", so Kotzias. Im Fall eines Studienabbruchs hätten die Dualisten immer noch die Ausbildung in der Tasche. "Wir sprechen hier von Berufsbildern, die zukunftsorientiert sind und gute Möglichkeiten zur Weiterbildung bieten", so der Ausbildungsberater. Er empfiehlt aber zugleich, die Berufe in einem Praktikum kennenzulernen.

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