Urteil in Siegburg Dieb muss für sechs Monate in Haft
SIEGBURG · Die Handtasche der 35-jährigen Geschädigten wollte der angeklagte 35-jährige Alex W. zufällig in einem Gebüsch hinter einem Kiosk in der Nähe des Rotter Sees im Troisdorfer Stadtteil Sieglar gefunden haben. Die hätte er nur in seinen Rucksack gesteckt, um sie zur Polizei zu bringen.
Das mochte Richter Hauke Rudat ebenso wenig glauben wie die Staatsanwaltschaft. Die hatte auf sechs Monate Haft ohne Bewährung plädiert, das Gericht folgte dem Antrag.
Am 27. Mai dieses Jahres hatte die Bestohlene ihren Sohn gegen 14 Uhr im Kindergarten abholen wollen. Ihr Auto ließ sie auf dem Parkplatz stehen. Eine Seitenscheibe schloss wegen eines Defektes nicht richtig. Handtasche mit Handy, Portemonnaie und 50 Euro darin ließ sie auf dem Beifahrersitz liegen. Wenige Minuten später kam sie zurück und sah, dass die Seitenscheibe nun weitgehend offen stand, wie sie gestern dem Gericht schilderte. Die Handtasche war weg. Schnell fuhr sie nach Hause, wo ihr Ehemann das Handy mittels einer Software ortete. Der Ortungspunkt bewegte sich, und so fuhren sie in die Nähe und verständigten die Polizei. Am Europaplatz trafen sie auf die Polizisten, und die sahen dann auch schnell einen Mann vor dem dortigen Kiosk sitzen.
Als sie den Mann ansprachen, griff der sein Fahrrad, rannte davon, stolperte aber und wurde so schnell festgenommen. Auf der Wache behauptete er, die Handtasche gefunden zu haben. Das Handy war noch darin, auch die Geldbörse, aber ohne Inhalt. In der Hosentasche des Mannes fanden sich noch 33 Euro und 89 Cent. Das sei das Wechselgeld vom Kiosk gewesen, deckte sich aber mit dem Betrag, den die Bestohlene den Polizisten genannt hatte. Der Angeklagte behauptete indes weiter, am Morgen von seiner Lebensgefährtin 50 Euro für Einkäufe erhalten zu haben.
Weil er aus ähnlichen Deikten eine Reihe von Vorstrafen aufzuweisen hatte, glaubten weder Staatsanwalt noch Richter dem Angeklagten. "Zu viele Zufälle", sagte Richter Rudat.
