Sankt Servatiuskirche in Siegburg Die Renovierungsarbeiten sind in vollem Gange

SIEGBURG · Staub hängt in der Luft im Innenraum der im Jahre 1169 erbauten Servatiuskirche. Doch es ist nicht der Staub der Jahrhunderte, der lautlos zu Boden rieselt, sondern vom Presslufthammer zu kleinen Körnchen verarbeiteter Putz.

 Metallstreben, wohin das Auge blickt: Das Baugerüst im Kirchenschiff.

Metallstreben, wohin das Auge blickt: Das Baugerüst im Kirchenschiff.

Foto: Holger Arndt

Der Steinmetz nimmt die Mundschutzmaske ab, um den Architekten Max Ernst und die Siegburger Stadtarchivarin Andrea Korte-Böger zu begrüßen, die gerade den Stand der Bauarbeiten überprüfen.

Seit Silvester 2013 hängt das Schild "wegen Renovierung geschlossen" an der Eingangspforte der Siegburger Kirche. Ostern 2015 soll sie in neuem Glanz erstrahlen. Solange trifft sich die Servatiusgemeinde in der Krankenhauskapelle zum Gottesdienst, verrät das Schild.

Das Kirchenschiff, das normalerweise in Reih und Glied stehende Bänke beherbergt, ist jetzt mit einem scheinbaren Durcheinander aus Metallstreben, Bahnen und Treppen verstellt. Bei genauerem Hinsehen erschließt sich die Ordnung des 72 Tonnen schweren Metallgerüsts, das den Kirchenraum in acht gleichgroße Stockwerke unterteilt.

Die Umgebung und die Atmosphäre verändern sich, je höher die Archivarin und der Architekt auf dem Gerüst steigen. Ist es unten noch düster und kühl, scheint das Licht ab dem dritten Stock waagerecht durch die farbenprächtigen Fenster im Chor. Ganz oben ist es hell und luftig, und der Blick fällt über Siegburgs Dächer.

"Das finde ich so spannend: Ich komme in Regionen, zu denen ich sonst keinen Zugang habe", sagt Archivarin Korte-Böger begeistert, während sie Details der Verzierungen an der Decke der Kirche fotografiert. 17 Meter hoch über dem Boden steht sie nun. Hier weist die Kirche im Gegensatz zum unteren Teil romanische Merkmale gotischer Bauweise auf.

Gerade die Seitenfenster hier in luftiger Höhe gehören zu der größten Herausforderung für den Architekten Ernst: "Die Scheiben wurden Stück für Stück herausgenommen und werden jetzt restauriert. Wir renovieren in der Zwischenzeit den Steinrahmen und das Gesims, das vor Jahren notdürftig befestigt wurde, aber nun ersetzt werden muss."

Den Naturstein, den Steinmetz Udo Schäfer oben vom Gesims abschlägt, verwendet er unten wieder, etwa für abgebrochene Ecken der Säulen. Vorher schlägt das Team aber den gesamten Putz, der erst im letzten Jahrhundert aufgetragen wurde, von den Säulen und den Wänden im unteren Drittel der Kirche, was natürlich Lärm verursacht.

So wird der darunterliegende ursprüngliche Stein wieder freigelegt. Am Ende soll alles wieder in originalen roten Farbtönen angestrichen werden. Restauratoren hatten vorher die genaue ursprüngliche Farbgebung untersucht.

Außerdem werden die kleineren Risse in der Verputzung der Decke geflickt und das gesamte Schieferdach der Kirche erneuert. "Unter die Schieferplatten legen wir noch eine Abdichtungsbahn, damit auch bei Beschädigung der Platten kein Wasser eindringen kann", erklärt Ernst.

Er hat schon so einige Kirchen renoviert, wie er sagt, und führt den Familienbetrieb zusammen mit seinem Bruder in dritter Generation: "An der Restaurierung von Kirchen fasziniert mich vor allem das historische Material, mit dem man arbeiten darf und das man wieder zum Leben erwecken kann", so der Architekt.

Der Steinmetz setzt erneut seine Schutzmaske auf und nimmt den Presslufthammer wieder in die Hand. Er wird in den kommenden Monaten noch sehr viel mehr Staub produzieren.

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