Rhabarberschlitten Die Mini-Version ist jetzt bei der RSVG zu besichtigen

RHEIN-SIEG-KREIS · Rund 50 Jahre ist es her, dass die Kleinbahn Siegburg-Zündorf - besser bekannt als Rhabarberschlitten - letztmalig über die Schienen rumpelte. Zwischen 1963 und 1965 wurde die Strecke stillgelegt, die Wagen kamen auf den Schrott.

 Schenkung: Margarete Weiß mit RSVG-Geschäftsführer Bernd Lescrinier vor dem Nachbau der Kleinbahn Siegburg-Zündorf.

Schenkung: Margarete Weiß mit RSVG-Geschäftsführer Bernd Lescrinier vor dem Nachbau der Kleinbahn Siegburg-Zündorf.

Foto: Arndt

Die Erinnerung an den Personenzug wird aber nicht nur durch alte Fotos wach gehalten. Es gibt auch einen Nachbau in kleinerem Maßstab, der jetzt an die Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft (RSVG) übergegangen ist. Am Freitag präsentierte Geschäftsführer Bernd Lescrinier das Modell im RSVG-Verwaltungsgebäude in Sieglar.

Die Gesellschaft hat die "kleine" Kleinbahn von Margarete und Dieter Weiß geschenkt bekommen. Das Müllekovener Ehepaar betrieb den dreiteiligen Zug 20 Jahre lang als - bereiftes - Bimmelbähnchen für Kinder auf Pfarr- und Feuerwehrfesten. Ursprünglich hatte Dieter Weiß, von Beruf Schlosser, den Rhabarberschlitten für den Müllekovener Karnevalszug 1994 nachgebaut. Weil er dort so gut ankam, wurde er zu einer Dauereinrichtung.

Nur schweren Herzens hätten sie und ihr Mann den Nachbau abgegeben, sagte Margarete Weiß, die als junge Frau selbst noch mit dem Rhabarberschlitten zwischen Troisdorf und Siegburg gefahren ist. Doch die Arbeit mit dem Bähnchen sei mit der Zeit zu anstrengend geworden. "Es musste praktisch nach jedem Einsatz überholt werden", so die 68-Jährige.

Im vorderen Wagen steckt ein Ackerschlepper mit einem 12 PS starken Ottomotor. Damit bringt es das Bähnchen auf 23 Stundenkilometer. Der Nachbau des Rhabarberschlittens wurde zuletzt im Januar vom TÜV abgenommen und hat auch eine Straßenzulassung. Bei der RSVG steht die Bahn aber nur im Foyer des Sieglarer Verwaltungsgebäudes. "Hier kann sie jeder besichtigen", sagte Lescrinier, der von einem "Glücksfall" sprach. Bei Betriebsbesichtigungen ist der Zug vor allem für Kinder eine Attraktion.

Die Kleinbahn Siegburg-Zündorf wurde vor genau 100 Jahren in Betrieb genommen. Sie fuhr vom Siegburger Markt über die Kaiserstraße und über den Brückberg nach Troisdorf und von dort über Mondorf nach Zündorf. Heute existiert noch der Streckenabschnitt zwischen Troisdorf und Lülsdorf. Er wird von einer Industriebahn genutzt. Der Name Rhabarberschlitten stammt aus der Nachkriegszeit, als die Städter in den Dörfern am Rhein Lebensmittel hamsterten. In der Bahn stapelten sich bei den Heimfahrten oft größere Mengen Rhabarber.

Zeitzeugen gesucht

Zur 950-Jahr-Feier Siegburgs richtet der General-Anzeiger Zeitzeugengespräche aus. Bei den ersten beiden Runden im März und im Mai ging es um die Siegburger Nachkriegszeit beziehungsweise um die Jugend in den 60er und 70er Jahren.

Beim dritten GA-Zeitzeugengespräch am 8. Oktober im Stadtmuseum stehen die alten Bahnen im Mittelpunkt, die einst in Siegburg fuhren: also zum Beispiel der Rhabarberschlitten, aber auch das Luhmer Grietche. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Bahnen? Schreiben Sie uns! Kontakt zur Redaktion: siegburg@ga.de oder General-Anzeiger, Markt 45 a, 53721 Siegburg.

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