Studie der Industrie- und Handelkammer Der lange Weg zur Arbeit aus dem Rhein-Sieg-Kreis

RHEIN-SIEG-KREIS · Laut einer aktuellen Studie der Industrie- und Handelkammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg leben im Rhein-Sieg-Kreis nur rund 40 Prozent der Berufstätigen in der Gemeinde, in der sie auch arbeiten, 60 Prozent pendeln. Staus sorgen für längere Fahrten.

Knappe 30 Kilometer liegen zwischen Uckerath und Beuel. Doch der Weg kann ganz schön lang sein - gerade morgens im Berufsverkehr. Das weiß Ute Rabe nur zu gut. Zweimal die Woche pendelt die zahnmedizinische Fachassistentin von ihrem Wohnort zur Arbeit nach Beuel - über B 8, A 560 und A 59. Dabei dauert die Tour auch schon mal länger als eine Stunde. "Man kann es überhaupt nicht einschätzen, deshalb muss ich früh losfahren", sagt sie. "Ich kann die Patienten ja nicht warten lassen." Um 7.40 Uhr startet sie in Uckerath - um tatsächlich gegen 8.45 Uhr anzukommen. Der GA hat sie auf einer Fahrt begleitet.

Wie Ute Rabe machen es viele Menschen in der Region: Laut einer aktuellen Studie der Industrie- und Handelkammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg leben im Rhein-Sieg-Kreis nur rund 40 Prozent der Berufstätigen in der Gemeinde, in der sie auch arbeiten. Dabei gehen die Zahlen weit auseinander. In Siegburg sind es 25 Prozent, in Windeck hingegen 67 Prozent. Die Gründe fürs Pendeln sind vielfältig: von höheren Gehältern am Arbeitsort bis zu günstigeren Wohnungen im Umland. Für Rabe ist es der Job, mit dem sie sehr zufrieden ist. Dafür nimmt sie Staus und Stress in Kauf.

Erwerbstätige fahren vor allem nach Bonn und Köln

Und der erste Knackpunkt liegt auf ihrer Fahrt schon gleich in Uckerath: Auf der B 8 zieht Auto an Auto an der Ausfahrt vorbei, an der Rabe auf eine Lücke zum Hineinschlüpfen hofft. "Die kommen alle aus Altenkirchen und wollen auf die Autobahn", sagt sie. Ihr Credo: Immer die Ruhe bewahren. Und schon kann sie sich in die Pendlerschlange einreihen. Die meisten zieht es aus dem rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis nach Köln und Bonn. Dabei ist Sankt Augustin die einzige Kommune, aus der mehr Menschen zum Arbeiten nach Bonn fahren als nach Köln. Sonst hat Köln die Nase vorn.

Im Kreis sind Bonn, Siegburg und Meckenheim die einzigen Kommunen, in die mehr Berufstätige zum Arbeiten rein- als rausfahren. Bonn liegt bei diesem sogenannten Pendlersaldo mit einem Plus von 73 702 Erwerbstätigen vorn, gefolgt von Siegburg mit einem Plus von 5850 Menschen. In den anderen Kommunen ist es genau umgekehrt: Dort pendeln täglich mehr Menschen zum Arbeiten raus als reinfahren. Am Ende des Feldes liegt Niederkassel mit einem Minus von 10 739 Menschen.

Für Rabe bedeuten diese Pendlerströme vor allem eins: Die Straßen sind meist ziemlich voll. "Vor allem die Auffahrten sind immer problematisch", sagt sie. Auch an diesem Tag zeigt sich immer wieder das gleiche Bild: Auto um Auto schiebt sich auf die Autobahn, Bremslichter leuchten auf, im Schritttempo geht es weiter. Kein Wunder bei der Masse an Autos, die täglich darüber fahren. Knapp 83 000 Fahrzeuge sind es auf der A 560 kurz vor dem Dreieck Sankt Augustin West; über die A 59 fahren bei Sankt Augustin sogar mehr als 115 000 Wagen. "Man muss schon sehr konzentriert fahren, es kann sich ja auch in den Kurven plötzlich stauen", erzählt Ute Rabe. Nach den Knotenpunkten löst sich diesmal aber alles schnell wieder auf. "Wir haben Glück", sagt sie beim Wechsel von der A 560 auf die A 59. Normalerweise sei das anders.

Auf Bus und Bahn umzusteigen lohnt sich für Rabe nach eigener Aussage nicht. "Dann muss ich erst nach Hennef, dann nach Siegburg und von dort nach Bonn", sagt sie. "Dann bin ich auch zwei Stunden unterwegs." Auf dieses Problem weist auch die IHK in ihrer Studie hin. Es sei sinnvoll, den ÖPNV zu stärken, heißt es darin. Besonders der Bau der S-Bahnlinie S 13 zwischen Troisdorf und Oberkassel und eine noch bessere Taktung der Linie S 23 könnten für Entlastung im Berufsverkehr sorgen, so die IHK. Auch müsse die Infrastruktur verbessert werden - etwa mit dem Bau der Ortsumgehungen Uckerath und Much sowie einer weiteren Rheinquerung zwischen Köln und Bonn, wie sie gerade wieder diskutiert wird.

Ute Rabe ist grundsätzlich "nur froh, dass ich in Pützchen schon wieder abfahre". Damit bleibt ihr noch mehr Stau erspart - und ein noch früherer Start in Uckerath.

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