Zusammenlegung der Notarztpraxen Der diensthabende Arzt sitzt in Siegburg

RHEIN-SIEG-KREIS · Die angedachte Zusammenlegung der drei Notarztpraxen hat vor allem in Bonn, Bornheim und Alfter für reichlich Wirbel gesorgt.

Auch im restlichen Rhein-Sieg-Kreis kommen Veränderungen auf die Patienten zu. Allerdings, so glaubt Reiner Cremer, Hausarzt in Troisdorf und Vorsitzender der Kreisstelle Rhein-Sieg der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein, dürften sich die Bedingungen für die Patienten dadurch verbessern.

Bisher gibt es im Rhein-Sieg-Kreis je nach Wohnort unterschiedliche Systeme. Grundsätzlich ist die Notfallpraxis der niedergelassenen Ärzte im Rhein-Sieg-Kreis am Krankenhaus Siegburg verortet. Das ist bislang so, und soll so bleiben, sagt Cremer. Wegfallen sollen die bisherigen Ausnahmen. Denn der Talbereich von Königswinter sowie Bad Honnef hatten bisher einen eigenes Notdienstsystem, organisiert von den ansässigen Ärzten. Gleiches gilt für die linksrheinischen Kommunen Meckenheim, Rheinbach und Swisttal, die bisher ebenfalls einen Notdienst sicherstellten. Die dortigen Ärzte standen außerhalb der normalen Öffnungszeit in ihren Praxen bereit und übernahmen auch die notwendigen Hausbesuche. Damit dürfte, so schätzt Cremer, allerdings zum Jahresende Schluss sein. So sieht zumindest es der Zeitplan vor, von dem man sich aber nicht unter Druck setzen lassen werde.

Und so soll nach dem Willen der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein das Konzept künftig aussehen: Für alle Patienten, die noch in der Lage sind, selbst einen Arzt aufzusuchen, gilt: Anlaufstelle ist die nächste Notarztpraxis. Das muss für die Menschen im Kreis nicht zwingend Siegburg sein. "Eben aus diesem Grund wurden die Praxen in Euskirchen und Waldbröl nicht angetastet", berichtet Cremer. Der Patient kann die Praxis wählen, die für ihn am günstigsten und nächsten liegt. Dazu gehört selbstverständlich auch Bonn - unabhängig davon, ob es dort nun zu einer Zusammenlegung kommt oder nicht.

Gerade der bisherige Standort am Malteser Krankenhaus wird unter anderem auch von vielen Menschen aus Bornheim, Alfter und Swisttal angesteuert. "Das können die Patienten selbst entscheiden. Schon jetzt sind viele Meckenheimer oder Rheinbacher von sich aus in die Notfallpraxen in Bonn oder Euskirchen gefahren. Und der diensthabende Arzt hat oft umsonst in seiner Praxis gesessen", glaubt Cremer, der zu den Mitgründern der Siegburger Zentralstelle gehört.

Wichtigster Schritt aus Cremers Sicht: Der sogenannte Fahrdienst wird vom Sitzdienst entkoppelt. Sprich: Bislang war es so, dass der diensthabende Arzt in Notfällen, wenn Patienten aufgrund ihres Krankheitsbildes nicht mehr in der Lage waren, selbst den Arzt aufzusuchen, zum Patienten fuhr. Jene, die ihn dann in der Praxis aufsuchen wollten, standen vor verschlossener Tür. "Das kann es nicht sein", so Cremer. Stattdessen wird es künftig im Rhein-Sieg-Kreis neben der zentralen Anlaufstelle in Siegburg acht Ärzte in Rufbereitschaft geben, die den Fahrdienst abdecken. Cremer: "Sie müssen auch nicht mit dem eigenen Auto fahren, sondern werden gefahren." Organisiert wird die Entsendung ebenfalls von Siegburg aus. "So können wir sicherstellen, dass der Arzt auch jenen Patienten zuerst anfährt, der ihn auch am dringendsten braucht", glaubt Cremer, der ebenfalls dem Notdienstausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung angehört.

Aufgrund dieser neuen, von der KV befürworteten Struktur kann Ulrike Schalaster, Fachärztin für Allgemeinmedizin aus Meckenheim und Mitglied im Vorstand der KV Nordrhein, die harsche Kritik der linksrheinischen Bürgermeister an der möglichen Schließung der Notfallpraxis im Malteser Krankenhaus nicht nachvollziehen. "Für den linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis ändert sich so gut wie nichts", sagt Schalaster. Alleine für Meckenheim, Rheinbach und Swisttal stünden rund 100 Kollegen für den ärztlichen Bereitschaftsdienst bereit - an 365 Tagen im Jahr.

Die Krux ist nur: Zu wenige Patienten wählen die Rufnummer 116 117, um sich von den bereitstehenden Medizinern helfen zu lassen. Das Angebot leidet darunter, nicht bekannt genug zu sein. Ausdrücklich begrüßt die Meckenheimer Allgemeinmedizinerin, dass es künftig einen Fahrdienst gibt, der die Ärzte auf Wunsch zum Patienten pilotiert. Das sei besonders für die größer werdende Zahl von nicht mobilen Menschen eine wichtige Entscheidung. Und: "Autofahren und Aufschreiben - das kann ich trotz Bluetooth im Auto nicht", sagt Schalaster.

Bisher gab es neben dem "normalen" Notdienst nur einen kinderärztlichen und einen augenärztlichen Notdienst. Hinzukommen soll jetzt noch ein Hals-Nasen-Ohren-Notdienst. "Wir wollen nichts verschlechtern. Aber das bisherige System war so nicht mehr leistbar", meint Cremer. Gründe seien der Ärztemangel und die hohen Kosten.

Ob die Reform des ärztlichen Bereitschaftsdienstes eingeführt werden soll, ist am Samstag, 21. März, Thema der nächsten Ärztekammersitzung in Düsseldorf.

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