Benediktiner-Mönch Ildefons Schulte Strathaus Der Siegburger Abt mit der Schüppe

SIEGBURG · Der Verein der Freunde und Förderer des Michaelsberges hat es sich laut seiner Vorsitzenden und Stadtarchivarin, Andrea Korte-Böger, zu einer seiner Aufgaben gemacht, "die zur Geschichte gewordene benediktinische Tradition lebendig zu erhalten".

 Museumsgespräch: Andrea Korte-Böger neben einem Porträt des Abtes Ildefons Schulte Strathaus.

Museumsgespräch: Andrea Korte-Böger neben einem Porträt des Abtes Ildefons Schulte Strathaus.

Foto: PAUL KIERAS

Zu den "bedeutendsten Persönlichkeiten der Nachkriegszeit" zählt nach ihrer Auffassung sicher Abt Ildefons, dem "wir den Wiederaufbau des Michaelsberges zu verdanken haben". Im Rahmen der Reihe "Museumsgespräch im Stadtmuseum" stellte sie den Benediktinerabt vor, der am 7. Mai 1887 als Ewald Anton Schulte Strathaus auf dem elterlichen Hof in Bövinghausen bei Castrop Rauxel geboren wurde und nach dem Abitur in die Benediktinerabtei Merkelbeek in den Niederlanden eintrat.

Da es in dem Orden zur Regel gehört, dass Novizen einen neuen Namen erhalten, um den Beginn eines neuen Lebensabschnitts zu verdeutlichen, wählte der Merkelbeeker Abt für Schulte Strathaus "Ildefons", was im Althochdeutschen "der zum Kampf Bereite" bedeutet. Korte-Böger bescheinigte dem Abt in ihrem Vortrag eine hervorragende Menschenkenntnis, denn diese Bezeichnung sei das wesentliche Merkmal von Schulte Strathaus gewesen.

Ildefons stand der Abtei auf dem Michaelsberg von 1935 bis zu seiner Resignation (freiwilliger Rücktritt) zwei Tage nach seinem 80. Geburtstag im Jahr 1967 vor. Er wurde als erster Abt gewählt seit der Wiederherstellung der Abtei nach 111 Jahren der Profanierung und 21 Jahren des Wiederaufbaus, als 47. Abt seit der Gründung der Abtei durch Anno im Jahre 1064. Er "war mitverantwortlich für die Wiederherstellung der Abtei nach den Fremdnutzungen im 19. Jahrhundert und der Nutzung als Lazarett im Ersten Weltkrieg", berichtete Korte-Böger.

In der NS-Zeit erlebte der Abt 1941 deren Auflösung durch die Gestapo wegen angeblicher "Reichsfeindlichkeit", stand 1945 vor ihren Ruinen, als er zu Fuß von der Burg Niederbach bei Oberpleis zurückkehrte, wo er während der Kriegsjahre bei einer marianischen Schwesternschaft Unterschlupf gefunden hatte. Für sich und seine Mitbrüder, die sich nach und nach ebenfalls wieder auf dem Berg einfanden, beschloss Ildefons den Wiederaufbau, obwohl man den Ordensleuten das intakte Kloster Grafschaft im Sauerland als Ersatz angeboten hatte. Er wollte aber bleiben, da die Abtei laut Korte-Böger das Lieblingskloster Annos war, was auch der Abt wusste.

Eine Zeitung zitierte ihn damals mit den Worten: "Wir entschieden uns für den Aufbau und schöpften Mut, nicht zuletzt aus dem Wissen, dass unsere Brüder auf dem weltbekannten Monte Cassino trotz noch stärkerer Zerstörung ebenfalls diesen Mut aufbringen".

Mit Hilfe vieler Freiwilliger aus der Bevölkerung schaffte Ildefons den Wiederaufbau und wurde als "Abt mit der Schüppe" zum Symbol des Aufbauwillens nach den Verheerungen des Zweiten Weltkrieges, so Korte-Böger .

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort