Nahverkehr in Troisdorf Der "Rote Faden" weist den Weg

TROISDORF · Die Aggerstadt darf sich weitere sieben Jahre "Fußgänger- und fahrradfreundliche Stadt" nennen. Das ist der Lohn für die bereits seit Ende der 80er Jahre begonnene und bis heute weiter geführten Verkehrspolitik.

 Ein "roter Pfaden" neben weißer Markierung weist Radwege in Troisdorf aus.

Ein "roter Pfaden" neben weißer Markierung weist Radwege in Troisdorf aus.

Foto: Wimmeroth

Der Technische Beigeordnete Helmut Wiesner erhielt jetzt bei der Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Städte (AGFS) in Düsseldorf eine entsprechende Urkunde.

Troisdorf hatte sich zuvor um einen Verbleib und ein Mitwirken in der Arbeitsgemeinschaft bemüht. Die Entscheidung fiel positiv aus, andere Bewerber fielen durch. Die Mitglieder des Netzwerks müssen alle sieben Jahre nachweisen, dass sie kontinuierlich an der Lebensraumgestaltung für eine zukunftsfähige, belebte und wohnliche Stadt arbeiten. Wer die Voraussetzungen erfüllt, erhält die Verlängerungsurkunde und genießt die Vorteile der Mitgliedschaft in der AGFS, in der aktuell 72 Kommunen mitarbeiten.

Schon 1986/87 wurde für Troisdorf ein Radverkehrskonzept entwickelt, um Radfahrer vor dem kontinuierlich wachsenden Autoverkehr zu schützen. Das Konzept enthielt ein Netz von Haupt-, Neben- und Ergänzungsrouten sowie verschiedene Einzelmaßnahmen. All das floss dann 1988/89 in den Verkehrsentwicklungsplan der größten kreisangehörigen Stadt im Rhein-Sieg-Kreis ein.

Ziele waren unter anderem, dem Fahrrad politische und planerische Priorität einzuräumen, mehr Sicherheit für Radfahrer zu erzielen und das Fahrrad als Verkehrsmittel für Kurz- und Mittelstrecken attraktiv zu machen. Ein Kölner Planungsbüro wurde beauftragt und zusätzlich eine ämter- und dezernatsübergreifende Projektgruppe eingerichtet.

Als besonders markantes Zeichen gilt der "Rote Faden". Damit werden in Troisdorf die Fahrspuren für den Radverkehr markiert. Das sind bei gebauten Radwegen zu beiden Seiten eingelassene rote Pflastersteine oder Platten, auf Asphaltstraßen ein fünf Zentimeter breiter Strich, der die weiße Markierung begleitet. Dieser Farbkombination wird wegen ihrer sehr guten Sichtbarkeit eine hohe Signalwirkung zugesprochen.

Besonders deutlich wird das Konzept am Kreuzungsbereich von Frankfurter Straße und Römerstraße. Ebenso kann Troisdorf mit einer Veloroute aufwarten, sozusagen die Fahrradschnellstrecke mit vier Kilometern Länge im Zuge von Talweg, Bahnstraße und Mendener Straße. Sie gilt als eine der Hauptachsen im Radverkehrsnetz. Sie ist zwischen 3,50 und vier Meter breit, der erforderliche Raum wurde durch Straßenrückbau gewonnen.

Nach Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Städte konnte eine spürbare Verringerung des Kfz-Verkehrs erreicht werden: Der Anteil der Autofahrten sei seit Beginn der Maßnahmen von 45 auf 41 Prozent gesunken. "Deshalb ist dieses Prädikat eine große Anerkennung der bislang auf diesem Gebiet geleisteten Arbeit und gleichzeitig Herausforderung für die zukünftige Verkehrsplanung der Stadt", sagte Wiesner. Dazu gehöre auch eine "intelligente Verknüpfung umweltfreundlicher Verkehrsmittel, insbesondere von Fuß- und Radverkehr mit dem ÖPNV".

Wegekarten und Schutzstreifen

Dass Troisdorf bisher die einzige Stadt im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis ist, die sich offiziell "fahrradfreundlich" nennen darf, bedeutet aus Sicht der anderen Städte nicht, dass sie weniger fahrradfreundlich sind. So ist in Hennef in den 1990er Jahren ein Radwegekonzept erarbeitet und seitdem umgesetzt worden, so dass es ein durchgehend befahrbares und ausgeschildertes Wegenetz gibt.

"Die Voraussetzungen für das Prädikat zu erfüllen, ist wegen der Hennefer Topographie schwierig", sagte Stadtsprecher Dominique Müller-Grote. In Siegburg ist der Radverkehr laut Elisabeth Hertel, Leiterin der Stabstelle Kommunales nur ein einzelner, wenn auch sehr wichtiger Baustein". Unter anderem hat Siegburg Einbahnstraßen für Radfahrer geöffnet, Schutzstreifen eingerichtet und die alte Bahntrasse nach Lohmar zum Radweg umfunktioniert.

Auch in Niederkassel bemüht man sich nicht, das offizielle Siegel zu bekommen, wie der Erste Beigeordnete Helmut Esch sagte: "Wir haben aber den Arbeitskreis ,Fahrradfreundliches Niederkassel', der im Dezember zum 39. Mal tagt." Ein sichtbares Ergebnis sind Radwegekarten, die unter anderem an den Einfahrtstraßen in die Stadt aufgestellt wurden. Sankt Augustin erarbeitet derzeit ein Radverkehrskonzept. "Das soll im kommenden Jahr vorgelegt werden", sagte Sankt Augustins Beigeordneter Rainer Gleß.

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