PoetrySlam des Kulturverein Hennef Der Abend der bewegenden Worte

HENNEF · "Vollgepropft, mit tausend Sachen und Ideen" sei ihr Leben. Und deshalb will Sarah Pöml an diesem Abend endlich etwas ändern, und sich "befreien der Last", die sie mit sich trage.

 Mutig alleine am Mikro: Slammerin Marie. Sie besucht die siebte Klasse der Hennefer Gesamtschule.

Mutig alleine am Mikro: Slammerin Marie. Sie besucht die siebte Klasse der Hennefer Gesamtschule.

Foto: Kleinert

Den ersten Schritt dazu hat sie vor wenigen Minuten getan. Gebannt hängen die Menschen im völlig überfüllten Saal des "Jaja" an ihren Lippen. "Was ist schon dabei, außer der Angst als Begleitung?", fragt sie am Ende ihres rund fünfminütigen Vortrags. Als sie das kleine Podium der Gaststätte verlässt, wird sie mit tosendem Applaus und Gejohle belohnt.

"Wie hat es der Jury gefallen?", fragt Moderator Lasse Samström in die Menge. Fünf Achten und zweimal neun Punkte sind auf den Karten zu sehen, die die sieben berufenen Zuschauer anschließend in die Höhe halten. Zwei Stimmen müssen nach dem Reglement noch gestrichen werden, am Ende stehen für Pöml schließlich 41 Punkte zu Buche.

"Für mich ist das heute hier das Paradebeispiel eines gelungenen Local-Slams", sagt Samström später in der Pause. Erneut steht das Urgestein der deutschsprachigen Poetry-Slam-Szene an diesem Abend dem Kulturverein Hennef zur Seite, der den modernen Dichterwettstreit schon zum zweiten Mal ausrichtet. Zur Teilnahme aufgerufen war jeder, der einmal einen selbst geschriebenen Text vor Publikum vortragen wollte.

"Es ist toll, dass die Beteiligung so gut ist und der Wettbewerb komplett aus lokalen Slammern gespeist wird", so Samström, der selbst bereits seit 1997 als "Slampoet" aktiv ist, und auf einige Erfolge zurückblicken kann. Inzwischen bietet er Workshops an - so wie vor kurzem an der Hennefer Gesamtschule, deren Schüler heute einen Großteil des neun Personen starken Teilnehmerfeldes bilden. Eine Themenvorgabe gab es nicht - allein die Redezeit der Slammer ist auf "gefühlte sechs Minuten" begrenzt.

Dass es bei einem Poetry Slam durchaus tiefsinnig und mitunter auch sozialkritisch zugehen kann, zeigt dann der Beitrag von Sven Hensel: Die zweite Hälfte eröffnet der eigens aus Gelsenkirchen eingeladene Profi-Slammer mit einer flammenden Rede gegen Homophobie. Aber auch Skurriles, wie die nach eigenen Angaben aus dem Leben gegriffene Geschichte über ein verrutschtes Toupet und Lustiges werden thematisiert - so auch in den Beiträgen von Peter Lorber, der nach der finalen Zuschauerabstimmung schließlich als Sieger aus dem "Zweiten Hennefer Poetry Slam" hervorgeht.

Schon bei seinen Ausführungen über irreführende Orts- und Länderbezeichnungen hat der ortsbekannte Schreibprofi, der an diesem Abend seine Slam-Premiere feiert, die Lacher schnell auf seiner Seite. Mit seinem anschließenden selbstironischen Beitrag über den Libidoverlust im Alter ("meine Krisenregion - erst toll aufgeblüht, heute nur noch müd") sichert er sich schließlich die Bestpunktzahl von 49 Punkten, und gewinnt im Finale den vom Kulturverein gestifteten und von Rolf Stratmann kunstvoll hergestellten "Hennefer Griffel". Rundum positiv war auch am Ende die Resonanz - und so ist davon auszugehen, dass es nicht der letzte Poetry Slam in Hennef gewesen sein wird.

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