Kunstaktion von Oliver Breitenstein in Siegburg Den Kapitalismus kaufen

SIEGBURG · Eine kleine grell bunte Bretterbude vor dem Stadtmuseum sorgte am Samstag für Aufsehen. "Popbank" war da zu lesen.

 Bankgeschäfte auf dem Markt: Oliver Breitenstein generiert Geld zum Verschenken.

Bankgeschäfte auf dem Markt: Oliver Breitenstein generiert Geld zum Verschenken.

Foto: Paul Kieras

"Popbank" war da zu lesen. Hinter dem Schalter saß der Münsteraner Künstler Oliver Breitenstein und wickelte Geldgeschäfte ab. Wie im echten Leben konnten die Passanten dort beispielsweise (echtes) Geld an einer "Analog Cash-Machine" einzahlen und auch mitnehmen oder Euros gegen "Poptaler" (kleine gemalte Kunstwerke) eintauschen.

"DerivARTe" gab es schon für zehn Euro das Stück, da es sich lediglich um Fotokopien handelte, die laut Breitenstein weniger künstlerischen Aufwand erforderten. Hoch spekulative Risikopapiere hatte der Künstler ebenso im Angebot.

Für 500 Euro konnten Interessenten ein solches Zertifikat erwerben und dürfen es in exakt zehn Jahren gegen eine real existierende Arbeit des Bankers auf Zeit eintauschen. "Ob das dann 500 Euro wert ist oder nicht, ist eben das Risiko, das der Käufer trägt", sagte er dazu.

Auch wie im richtigen Bank-Leben. Was an das Spiel mit einem Kinder-Kaufladen erinnerte, hat einen ernsten Hintergrund. Die Popbank ist Teil einer lang angelegten Aktion, bei der es nach Aussage des Künstlers darum geht, das Bewusstsein von Sinn und Irrsinn von Geldströmen, -besitz und seiner Vermarktung zu schärfen. Breitenstein hat dem Kapitalismus den Kampf angesagt.

"Wie schlägt man den", fragte er und gab gleich die Antwort: "Mit den eigenen Waffen, indem man ihn kauft". Das gesamte Geld, das er mit seiner Kunst und den Bank-Papieren einnimmt, verschenkt er. Ihm gehe es um eine Umverteilung des Kapitals auf "künstlerische statt sozialistische Art". So hat er in ganz Deutschland bereits über 3000 Euro in kleinen Scheinen an Wände geklebt, die jeder mitnehmen darf. Damit soll die Binnenwirtschaft nach seinen Worten angekurbelt werden. Der Cash-Automat funktioniert genauso. Wer möchte, bedient sich daraus oder wirft etwas ein.

Sein nächster Coup, der kurz vor der Umsetzung steht: Die Einrichtung eines Online-Kontos nach dem Motto "Moneysharing", auf das ebenfalls jeder einzahlen oder davon Geld auf sein eigenes Konto überweisen kann.

"PIN- und TAN-Nummern werden dazu veröffentlicht", verriet er. Die Bank wisse allerdings noch nichts von seinem Vorhaben. Mit den verschiedenen Aktionen wolle er darauf hinweisen, dass Geld nicht alles im Leben sei, begründet Breitenstein sein Engagement zur gerechten Verteilung und vertraut daher darauf, dass niemand Missbrauch mit seiner Idee treibt.

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