Evangelische Kirchengemeinde Siegburg Das Gesicht der Kirche

SIEGBURG · Der Brunnen im Foyer seiner Auferstehungskirche plätschert. Drumherum laden Hocker zum Verweilen ein. Zur Linken öffnet sich die Tür zur Bücherstube, zur Rechten steht ein Schreibtisch. An dem nimmt Joachim Knitter zwei Mal in der Woche Platz, arbeitet an seinem Laptop. Für alle sichtbar, für alle ansprechbar.

 Seit 25 Jahren prägt Pfarrer Joachim Knitter die Evangelische Gemeinde in Siegburg.

Seit 25 Jahren prägt Pfarrer Joachim Knitter die Evangelische Gemeinde in Siegburg.

Foto: Axel Vogel

"So bin ich niederschwellig erreichbar, man muss nicht erst an meiner Haustür klingeln", sagt der Mann, der sich mit 55 Jahren "dienstältester Pfarrer seit dem zweiten Weltkrieg" nennen kann. "Kirche braucht ein Gesicht", findet er. "Und das bin ich als Pfarrer" - seit 25 Jahren.

"Es war eine aufregende Zeit", erinnert sich Knitter an jene Tage im Jahr 1989 zurück, als es um die Pfarrstelle der Evangelischen Kirchengemeinde Siegburg ging. Erst feierte er eine große Konfirmation, einen Tag später seinen 30. Geburtstag. Und am Tag darauf fiel die Entscheidung für ihn. Die Amtseinführung folgte am 20. August 1989.

In der Kreisstadt ist Joachim Knitter aber schon länger aktiv. Nach dem Theologie-Studium in Bonn, Paris und Münster kam er im April 1986 als Vikar nach Siegburg. An seinem ersten Tag führte ihn sein Weg ins Berufskolleg in Hennef, wo er bis heute unterrichtet. Er übernahm eine Vakanzvertretung und wurde während seines Hilfsdienstes ordiniert.

Der Weg zum Theologiestudium schien früh vorgezeichnet. Im heimischen Mettmann war Knitter in der evangelischen Jugendarbeit aktiv. "Damals habe ich alles gelernt, was ich heute noch in meinem Beruf brauche", sagt er. Vom Gitarrespielen bis zum Reden vor vielen Leuten. "Wir haben Freizeiten mit bis zu 300 Kindern organisiert." Darunter sei Andreas Frege gewesen, heute besser bekannt als Campino, Kopf der Toten Hosen. Durch seinen Zivildienst in einem Männerwohnheim in Soest bestärkt, studierte Knitter zunächst Theologie und Sozialarbeit. Als er mit 23 Jahren zum ersten Mal Vater wurde, entschied er sich für die Theologie. Vier Jahre später zog er mit Familie nach Siegburg.

"Ich stehe für eine offene Kirche, die über den Kirchturm hinausblickt und sich in die Gesellschaft öffnet", beschreibt Joachim Knitter, was ihn antreibt. Anfang der 1990er Jahre setzte er sich gegen Ausländerfeindlichkeit ein, gestaltete mit anderen eine aktive Begegnung zwischen Christen und Muslimen. "Ich werde nie vergessen, wie wir in der Moschee das 'Vater unser' gebetet haben."

Ob Ostergarten, den er seit 2004 mit einem Team gestaltet, Osternacht, Reise- oder Stadtteil-Gottesdienst unter freiem Himmel - die Liste der von Knitter etablierten "Markenzeichen" ist lang. Vor gut einem Jahr hat sein Wirken ein für alle sichtbares Gesicht bekommen: mit der Wiedereröffnung des einladend gestalteten neuen Entrees in die Auferstehungskirche. "Darauf habe ich zehn Jahre lang hingearbeitet", so Knitter. Ohne die Realisierung wäre er vielleicht dem Angebot weg von Siegburg gefolgt.

Mit der Situation seiner 6200 Menschen zählenden Gemeinde ist Knitter zufrieden, auch wenn heute 2,75 Pfarrstellen genügen müssen für die Arbeit, die sich einst drei Pfarrer, zwei Hilfsprediger und Vikare teilten. Im Vorjahr habe er 70 Taufen gehabt. Eine Zahl, die Zuversicht für die Zukunft schenkt. Wenn es die Zeit zwischen all seinen seelsorgerischen Aufgaben zulässt, arbeitet Knitter an seinem neuen Haus im Wald, geht spazieren, fährt Fahrrad oder hört Musik. Wie lange ein Vierteljahrhundert ist, hat er unlängst bei einer Taufe sehr bildhaft erfahren. "Zwei Mütter, einen Vater und einen Paten kannte ich", berichtet er. Sie alle hat er konfirmiert.

Die Evangelische Kirchengemeinde Siegburg feiert das Dienstjubiläum von Joachim Knitter am Samstag, 27. September, ab 18 Uhr mit einem Festgottesdienst in der Auferstehungskirche.

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