Stark'scher Park in Siegburg Bürger wehren sich gegen Bauprojekt

SIEGBURG · Die geplante Bebauung am Starck'schen See in Siegburg ist umstritten. Das zeigte die Bürgerversammlung, zu der die Stadt eingeladen hatte. Die Veranstaltung stieß auf breites Interesse, der Ratssaal war voll besetzt. Nicht zuletzt aufgrund eines Flyers, den die "Initiative Biotoprettung Siegburg" an alle Haushalte rund um das Areal verteilt hatte.

Wie berichtet, hatte der Planungsausschuss jüngst das Bebauungsplanverfahren trotz diverser Bedenken eingeleitet. Die Initiative ging von einer Erbengemeinschaft aus, deren Planentwurf in dem Gebiet zwischen den Straßen "An den Seeswacholdern" und "Am Brungshof" sowie der Bernhardstraße fünf Mehrfamilienhäuser mit 29 Wohnungen gehobenen Standards vorsieht. Diese würden die alte Unternehmervilla ersetzen und relativ nah am "Stark'schen See" stehen, einem geschützten Biotop.

Genau darauf bezieht sich ein Teil der Bedenken. Mit ihrer Broschüre unter dem Titel "Siegburg wird zugeklotzt" ruft die Initiative "Biotoprettung" zum Widerstand gegen die Pläne auf. Sie befürchtet, dass durch die Errichtung der Gebäude inklusive Tiefgarage "einer der letzten innerstädtisch wertvollen Lebensräume für immer zerstört wird".

Am meisten ärgern sich die Nachbarn über den "Sinneswandel bei der Stadt", so Peter Poppel, der "An den Seeswacholdern" wohnt. Sein Unmut und der der gesamten Gegnerschaft bezieht sich darauf, dass der Rat 2010 einen Plan aus den 60er Jahren geändert hatte.

Demnach durfte im Westen des Parks - Richtung Lessingstraße - "zum Schutz klimatisch bedeutsamer Grünflächen, gesunder Wohnverhältnisse sowie zum Erhalt hoher Wohnqualität" nicht gebaut werden. Daraufhin sei dort ein Bauvorhaben von zwei Mehrfamilienhäusern mit zehn Wohneinheiten und zwei Vollgeschossen, Staffelgeschossen und einer die Baukörper verbindenden Tiefgarage abgelehnt worden.

"Auf einem weit kleineren Gelände sollen jetzt aber sogar fünf vierstöckige Gebäude errichtet werden dürfen", wundert sich Poppel. Unverständlich ist für die Kritiker auch, dass auf dem Gelände der ehemaligen belgischen Schule, in deren Umgebung mehrgeschossige Gebäude das Bild prägten, nur Einfamilienhäuser geplant sind, neben einem Biotop aber mehrgeschossige Häuser.

Die Technische Beigeordnete der Stadt, Barbara Guckelsberger, die die teils sehr emotionale und gereizte Veranstaltung moderierte, machte in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass es sich im vorliegenden Fall um einen sogenannten vorhabenbezogenen Bebauungsplan handele: Dabei bringt ein Investor mit konkreten Vorschlägen den Anstoß.

Das könne jeder, der Eigentümer des Großteils eines Grundstückes sei, so Guckelsberger. Daher stelle sich zurzeit auch nicht die Frage nach einer "städtebaulichen Notwendigkeit", mit der sonst ein Bebauungsplan durch Kommunen initiiert werde .

Große Bedenken äußerten die Anwohner wegen der fehlenden Untersuchung der historischen Bedeutung des Sees sowie bezüglich der vorliegenden Bestandsaufnahme zum Umwelt- und Artenschutz. Eine Vertreterin der damit beauftragten HKR Landschaftsarchitekten räumte auf Anfrage ein, dass eine Begehung des Geländes nur im August stattgefunden habe, wie schon Landschaftsplaner Ingmar Gorissen bemängelt hatte.

Nach dessen Ansicht könnten viele schützenswerte Arten dort leben, was aber nur durch eine Begehung in den Monaten März bis Juni festzustellen sei. Diese stehe selbstverständlich noch an, versicherte Guckelsberger, natürlich werde ein gesamter Lebenszyklus, der im Frühjahr beginne, einer endgültigen Beurteilung zugrunde gelegt. Daher finde Anfang 2015 eine weitere Prüfung vor Ort statt.

Breiten Raum nahm auch das Thema Entwässerung ein. Geologe Hartmut Frankenfeld erklärte, dass es unabdingbar sei, das Regenwasser in den See zu leiten, damit der nicht austrockne. In der zurzeit geltenden Satzung ist aber bei Gebäuden die Einleitung des Wassers in die Kanalisation vorgeschrieben. Alle Anregungen wurden protokolliert und gehen nun in die weitere Prüfung des Bauvorhabens ein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort