Fraunhofer Institut zeigt neues Verfahren Blitztest für Bakterien

SANKT AUGUSTIN · Vom Internet bis zu den sozialen Netzwerken: Die Themen Digitalisierung und Datenverarbeitung werden immer wichtiger. NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze nahm das zum Anlass für ihre Sommertour.

Anja Linnemann vom Fraunhofer FIT (rechts) erklärt Wissenschaftsministerin Svenja Schulze den Schnelltest bei Blutvergiftungen.

Anja Linnemann vom Fraunhofer FIT (rechts) erklärt Wissenschaftsministerin Svenja Schulze den Schnelltest bei Blutvergiftungen.

Foto: Holger Arndt

Im Fraunhofer Institutszentrum Schloss Birlinghoven in Sankt Augustin informierte sie sich gestern über aktuelle Forschungsprojekte. Ein Überblick:

Gesundheitsüberwachung von zu Hause aus

Herzfrequenz, Blutdruck oder die Werte von Blutzucker, Laktat und Cholesterin immer im Blick - ganz einfach von zu Hause aus. Dafür hat das Fraunhofer Institut für Angewandte Informationstechnik (FIT) ein mobiles Gerät entwickelt, das diese Daten mit kleinsten Sensoren aufzeichnet, auswertet und per Internet an den Arzt schickt.

Über sein Smartphone bekommt der Patient dann Rückmeldung. Ausgerichtet sei es auf Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, so Diplomingenieur Fouad Bitti. Das Ziel: Risikopatienten überwachen und Arztbesuche vermeiden. Eines ist aber noch wie in der Klinik: Der Piks für die Blutabnahme. In ersten Studien funktionierte der Prototyp laut Bitti wunderbar.

Neuer Schnelltest bei Blutvergiftung

Nach Angaben des Fraunhofer Institutszentrums erkranken in Deutschland rund 150 000 Menschen pro Jahr an einer Blutvergiftung, 60.000 sterben sogar daran. Eine Zahl, die das FIT mit einem neuen Schnelltest senken möchte. Er identifiziert Bakterien bereits in zwei Stunden.

Nach nur neun Stunden steht fest, welche Antibiotika am besten wirken und ob es Resistenzen gibt. "Das ist wichtig für eine gezielte Antibiotikatherapie", erklärte Dr. Anja Linnemann, stellvertretende Projektleiterin. So könne verhindert werden, dass sich Multiresistenzen weiter ausbreiten.

Denn derzeit gibt es erste Hinweise auf die Erreger frühestens nach 24 Stunden, oft auch erst nach fünf Tagen. Zeit, die die Patienten nicht immer haben. Die Ärzte verabreichen deshalb oft Breitbandantibiotika.

Bessere Suche nach Wirkstoffen gegen Alzheimer

Im EU-Projekt "Aetionomy" bauen die Forscher eine Wissensbasis für Krankheiten wie Alzheimer auf, bei denen das Nervensystem degeneriert. Dazu werten Computer die bisher veröffentlichen Daten zum Thema Demenz aus und suchen nach kausalen Zusammenhängen. Ziel ist, die zugrunde liegenden Mechanismen auf Molekül-Ebene zu identifizieren. Mit Hilfe der ausgewerteten Daten wollen die Forscher schon frühe Anzeichen für Alzheimer finden.

Nachrichtenanalyse in Echtzeit

Immer mehr Daten strömen auf Journalisten ein. Im Projekt "News-Stream 3.0" des Fraunhofer IAIS entstehen deshalb neue Recherche-Werkzeuge, die diese Daten aus den sozialen Netzwerken, Blogs, Videos und Archiven verlässlich durchleuchten und die wichtigsten Infos zusammenstellen - sogar in Echtzeit. Ein Beispiel: Debatten im Fernsehen müssen nicht mehr komplett angeschaut werden. Über eine Spracherkennung wertet der Computer die Sendung aus und schickt eine Benachrichtigung, wenn interessante Personen sprechen.

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