Siegburger Innenstadt Beschäftigte von Kitas und Ganztagsschule demonstrieren

SIEGBURG · Sie sei unter anderem Kindermädchen, Seelsorger, Schreibkraft, Lehrerin und Putzfrau in einer Person, hat Friederike Röthlein auf ihrem Plakat stehen. Bezahlt wird die staatlich anerkannte Erzieherin von der Kita "Siegpiraten" in Hennef aber "nur" als Kinderpflegerin.

Fußmarsch durch die Innenstadt: Mit Streikwesten und Plakaten waren die Streikenden in Siegburg unterwegs.

Fußmarsch durch die Innenstadt: Mit Streikwesten und Plakaten waren die Streikenden in Siegburg unterwegs.

Foto: Paul Kieras

So wie rund 280 Beschäftigte aus Offenen Ganztagsschulen, Kitas und Horten folgte die 62-Jährige gestern einem Aufruf der Gewerkschaft ver.di zur Demonstration in der Siegburger Fußgängerzone für eine Aufwertung der Sozial- und Erziehungsberufe. Ziel war es, "die Öffentlichkeit zu sensibilisieren", erklärte Stefanie Kirsten, Leiterin der Kita Am Burghof, Troisdorf.

Vom Kaufhof bis zum unteren Markt hatten die Teilnehmer eine Kette gebildet und schilderten den Passanten auf Plakaten ihren Tagesablauf. "Damit die Leute sehen, dass wir nicht nur Kaffee trinken", sagte Kirsten. Die Anforderungen an ihren Beruf seien in den vergangenen 25 Jahren gestiegen. 1991 habe es die letzte Gehaltsanpassung gegeben, gibt sie zu bedenken und weist darauf hin: "Damals hat noch kein Mensch an Inklusion gedacht."

"Kita - come in and Burnout"

Dem pflichtet Eike Schulz (50) bei. Seit 28 Jahren arbeitet sie in einer Kita, die aktuelle Situation sei unerträglich. "Kita - come in and Burnout" war auf einem Plakat zu lesen. "Da wir auch behinderte Kinder und von Behinderung bedrohte Kinder - so der Fachausdruck - betreuen, ist eine einfühlsame Pädagogik und Elternarbeit nötig", sagt Schulz.

"Atemlos durch den Tag, mit 'nem schlechten Dienstvertrag"

Verantwortungsvolle Arbeit, um den Kindern alle Bildungschancen für die Zukunft zu ermöglichen, könnten sie nicht mehr leisten, ergänzt Petra Wegner (48), die ebenfalls aus der Troisdorf Kita gekommen ist. Alle Demonstranten betonten, dass sie ihren Beruf lieben, aber ihr Engagement "spiegelt sich im Gehaltsniveau nicht wider", stellt Kirsten fest. Die Aktion endete am Kaufhof, wo sich alle zu einem gemeinsamen Lied trafen.

Helene Fischers Song "Atemlos" sangen sie mit dem Refrain: "Atemlos durch den Tag, mit 'nem schlechten Dienstvertrag. Darum steh'n wir jetzt hier, denn wir wollen mehr dafür."

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