Pamela Krause möchte ihren verstorbenen Mann und ihre tote Tochter nach Köln überführen Beim Rettungsversuch ertrunken

SIEGBURG · Pamela Krause (32) wirkt äußerlich gefasst. Dabei weiß sie selbst nicht mehr, "wo mir der Kopf steht". Mit fester Stimme erzählt sie dennoch vom Schicksalsschlag, der sie und ihren Sohn Osama (8) vor sieben Monaten, am Sonntag, 7. August 2014, wie ein Blitz traf.

 Pamela Krause und ihr Sohn Osama.

Pamela Krause und ihr Sohn Osama.

Foto: Paul Kieras

Damals berichteten die Medien in einer knappen Meldung: "Bei dem Versuch, ein Mädchen aus der stürmischen Nordsee zu retten, sind in Holland ein Vater und seine Tochter aus Deutschland ums Leben gekommen. Das Unglück habe sich am Sonntag im Badeort Katwijk (Provinz Südholland) ereignet, wie ein Sprecher der niederländischen Rettungsgesellschaft KNRM am Montag mitteilte."

Jetzt berichtete die junge Muslima ausführlich von dem, was sich hinter den nüchternen Zeilen verbirgt und vom "Drama nach dem Drama", wie sie es bezeichnet.

Ihr Mann Osman (33) fuhr damals zusammen mit Osama und Tochter Halima (11) zu einer Verlobungsfeier seiner Nichte nach Holland und verbrachte mit ihnen einen Tag am Strand. Pamela blieb in Siegburg, da sie an Klaustrophobie (Angst vor oder in geschlossenen oder engen Räumen) leidet und kein Auto besteigen kann.

Als Halimas Cousine trotz Badeverbots aufgrund rauer See ins Wasser ging, wurde sie von einer Welle hinaus ins Meer getragen.

Halima sah dies und wollte der Cousine zu Hilfe kommen. Durch Zufall wurde der Vater darauf aufmerksam, wie beide Mädchen verzweifelt gegen die Wellen kämpften, sprang hinterher und kam selbst in Schwierigkeiten.

Helfer retteten beide, doch der Mann starb trotz Wiederbelebungsversuchen noch am Strand, seine Tochter am Abend im Krankenhaus" hieß es in den Nachrichten. Die Cousine konnte mit Hilfe anderer Badegäste gerettet werden und blieb unverletzt.

Weder die Polizei noch eine andere Behörde verständigten die Mutter in Deutschland. Um 17 Uhr ereignete sich der tragische Unfall, erst nachts um ein Uhr rief ein Schwager an und teilte ihr mit, sie müsse sofort nach Holland kommen, ihr Mann läge im Krankenhaus.

"Niemand hat sich getraut, mir am Telefon die Wahrheit zu sagen", stellt sie ohne Verbitterung fest. Pamela Krauses Schwester, die in Marburg lebt, rief sämtliche Krankenhäuser rund um Katwijk an, um Genaues zu erfahren.

Der Schwager hatte bereits kurzfristig die Beisetzung in den Niederlanden organisiert. Von der Möglichkeit einer Überführung in die Heimat hat Pamela Krause erst später vom Bestatter erfahren. Sie vermutet, dass die Familie ihres Mannes die Beerdigung sofort wollte, da dies nach islamischem Glauben unverzüglich geschehen muss.

Sie selbst hat die rituelle Waschung ihrer toten Tochtervorgenommen, an der Beerdigung durfte sie nicht teilnehmen. "Vielleicht, weil man glaubte, ich würde hysterisch reagieren", sagt die Mutter.

In Siegburg, so sie mit Osama nun allein lebt, habe sie leider kein Grab erhalten, in dem Vater und Tochter zusammen statt nebeneinander bestattet werden können. In Köln fand die Wiwe jedoch eine geeignete Grabstätte für ihren verstorbenen Mann und die Tochter. Mittlerweile hat sie das Grab in Köln erstanden, das Geld dafür von Nachbarn und Angehörigen erhalten beziehungsweise "vom Mund abgespart".

Denn Pamela Krause bezieht lediglich Arbeitslosenhilfe. Nun braucht sie finanzielle Unterstützung für die 5200 Euro teure Überführung. Und die Zeit drängt. Denn die Exhumierung in Holland ist nur bis Ende des Monats, spätestens bis Anfang April, gestattet. Dann müsste die Siegburgerin wieder bis nach den Sommermonaten warten.

Auch der kleine Osama leidet. "Er war immer ein guter Schüler, zurzeit geht er nicht zur Schule, weil er Trennungsangst hat", sagt seine Mutter. Der Junge musste den Tod seines Vaters und seiner Schwester am Strand hautnah miterleben.

Pamela Krause hofft, dass sie den Wunsch ihres Mannes, einmal mit der gesamten Familie beerdigt zu werden, durch Spenden erfüllen kann.

0 Der Katholische Verein für soziale Dienste im Rhein-Sieg-Kreis (SKM) sammelt Spenden für die Überführung. Die Kontaktdaten sind zu finden unter skm-rhein-sieg.de

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