Bahnverbindung im Siegtal Ausbau der Siegtalstrecke umstritten

EITORF · FDP diskutiert über geplante Zweigleisigkeit und die damit verbundene Zunahme des Güterverkehrs

 244 Güterzüge könnten nach dem Ausbau pro Tag durch das Siegtal rollen.

244 Güterzüge könnten nach dem Ausbau pro Tag durch das Siegtal rollen.

Foto: Ingo Eisner

Es ist ein Thema, das in den vergangenen Monaten alle beschäftigt, die an der Siegtalstrecke wohnen. Gemeint ist die von der Bundesregierung in Auftrag gegebene "Korridorstudie Mittelrhein", die den zweigleisigen Ausbau der Siegstrecke empfiehlt, und damit Bürger und Kommunalpolitiker umtreibt.

Zwar rollen derzeit zwischen Hennef und Au zwar weder Personen- noch Güterzüge, weil die Bahn bis zum Ende der Sommerferien auf rund 35 Kilometern die Gleise erneuern lässt, doch das wird sich ändern. Dabei soll der zweigleisige Ausbau für eine Verbesserung des Personennahverkehrs sorgen, allerdings könnte es mit der geplanten Maßnahme auch zu einer massiven Erhöhung des Güterverkehrs kommen. Bis zu 244 Güterzüge pro Tag könnten laut Studie in beide Richtungen rollen. Bisher sind es 25.

Auf Einladung der FDP Siegburg diskutierten Interessierte am Montagabend im Schützenhof über das Für und Wider des Ausbaus. "Die Strecke muss ertüchtigt werden, der Ausbau ist notwendig", sagte Stephan Wimmers, Geschäftsführer für Verkehr, Handel, Tourismus und Kultur der Industrie- und Handelskammer Bonn/ Rhein-Sieg. Der Rhein-Sieg-Kreis sei nach wie vor ein Industriestandort, der Wohlstand schaffe.

"Damit es so bleibt, muss die Infrastruktur verbessert werden", sagte Wimmers. Friedrich Kuhlmann, Verkehrsexperte der FDP Rhein-Sieg, warnte vor einer frühzeitigen Ablehnung der Pläne, wie das bereits die CDU und die Grünen getan hätten. "Das ist keine verantwortungsvolle und abwägende Politik", sagte er. "Der Personennahverkehr muss verbessert werden, allerdings müssen wir dafür die Kröte 'Güterverkehr' schlucken", sagte Kuhlmann.

"Wir müssen uns darüber klar sein, dass es geeignete Lärmschutzmaßnahmen nur gibt, wenn auch mehr Güterverkehr über die ausgebaute Strecke rollt", sagte Christian Pohlmann, Mitglied der Zweckverbandsversammlung Nahverkehr Rheinland. Allerdings glaube er nicht, dass dieser Lärmschutz mit den bisher veranschlagten Gesamtkosten von 370 Millionen Euro zu realisieren sei. "Das reicht hinten und vorne nicht."

Gegen den geplanten Ausbau zugunsten von mehr Güterverkehr ist Eitorfs Bürgermeister Rüdiger Storch (FDP) "Der Streckenausbau löst keine Probleme, sondern schafft welche", sagte er. Neben der Zunahme an Lärm, der gerade in einem Tal aufgrund der topographischen Verhältnisse kaum in den Griff zu bekommen sei, sieht Eitorfs Bürgermeister vor allem Probleme bei den ebenerdigen Bahnübergängen. "Einige könnten vielleicht durch Unterführungen ersetzt werden, andere aber nicht. Das Ergebnis wäre, dass bei diesem erhöhten Zugverkehr die Schranken in Eitorf gar nicht mehr hochgingen", sagte Storch. Zudem würde die zarte Pflanze Tourismus durch solch ein Projekt zerstört.

Raimund Hellweg von der FDP Siegen-Wittgenstein gab zu Bedenken, dass für die Siegener Industrie ein Ausbau von Vorteil wäre, da viele Firmen bei der anstehenden Sanierung der Sauerlandautobahnen Transportprobleme bekommen könnten. Alternativen seien laut Kohlmann eine Neubaustrecke zwischen Troisdorf und Mainz, die allerdings 1,3 Milliarden Euro kosten würde. Die Einrichtung von Transportröhren für den Güterverkehr hält die FDP-Landtagsabgeordnete Angela Freimuth zwar für eine charmante Idee. "Ich glaube allerdings nicht, dass es dafür Mehrheiten geben wird", sagte Freimuth.

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