Rhein-Sieg-Kreis Aids-Hilfe drehte Aufklärungsvideo
SIEGBURG · Die Atmosphäre ist romantisch. Ein Paar sitzt sich in einem Restaurant gegenüber. Es ist ein Blind Date. Die Frau und der Mann lernen sich kennen, finden sich sympathisch, es liegt ein erotisches Knistern in der Luft. Der Abend wird in einer schicken Hotelsuite enden. Schnitt.
In einer weiteren Szene sitzen zwei Männer an dem gleichen Restauranttisch. Auch hier ist es ein Blind Date, die beiden kommen sich näher und werden die Nacht auch in einem Hotel verbringen. Beides sind Szenen der Dreharbeiten für einen Videospot, der die Themen HIV und Aids in den Mittelpunkt rückt, sich aber auch mit Homophobie auseinandersetzt. Hendrik Dahlen von der Aids-Hilfe Rhein-Sieg hatte die Idee zu dem Spot, der am Samstag im spanischen Restaurant "La Cueva" an der Siegburger Luisenstraße und im Kameha-Hotel in Bonn entstand.
Ganz bewusst hatte Dahlen, der für das Drehbuch des Videoclips verantwortlich zeichnet, zwei Szenen im Kopf, nämlich eine mit einem Hetero-Pärchen und eine mit zwei Männern. "Die Homophobie hat in letzter Zeit zugenommen, und zwar nicht nur in Ländern wie Russland. Auch in Frankreich, das mal als das liberalste Land Europas galt. Und auch in Deutschland ist es für Homosexuelle sehr schwer, sich zu outen, da sie Angst vor Repressalien haben", meint Dahlen.
Zudem seien die Themen Aids und HIV in den vergangenen Jahren zunehmend aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden, das Virus sei aber nach wie vor da. "Wir verzeichnen seit drei Jahren wieder steigenden Infektionsraten", sagt Dahlen. Das liege vor allem an der Unwissenheit junger Menschen. Deshalb betreibe die Aids-Hilfe Rhein-Sieg seit fast 30 Jahren Präventionsarbeit und gehe mit ihren Mitarbeitern an die weiterführenden Schulen im Kreis, um die Jugendlichen über das Thema aufzuklären.
"Die Jugendlichen bekommen über das Internet eine verquere, pornografische Sexwelt präsentiert. Viele der Jungs tun so, als wüssten sie alles, können dann aber oftmals nicht mit einem Kondom umgehen. Untersuchungen zeigen, dass die Jugendlichen nicht ausreichend aufgeklärt sind und zu lässig mit dem Thema 'ansteckende Geschlechtskrankheiten' umgehen", sagt Dahlen.
Der 35-jährige Troisdorfer ist seit 15 Jahren als städtischer Erzieher tätig. Für das Jahr 2014 hat er sich freistellen lassen, um für die Aids-Hilfe Rhein-Sieg zu arbeiten und mit seiner Initiative "Lachen für Kids" die vielfältigen Aufgaben der Beratungsstelle zu unterstützen. Dazu gehört auch der Dreh des Videospots. "Ich habe früher oft bei einer Laientheatergruppe Regie geführt", sagt Dahlen.
Sein Drehbuchkonzept setzte am Samstag Regisseurin Katrin Schmidt in bewegte Bilder um. Mit den Darstellern Stefan Bockelmann und Benjamin Kiss (beide bekannt aus der Fernsehserie "Unter uns"), Jana Julie Kilka ("Verbotene Liebe") sowie Philipp Kirfel, der erstmalig vor einer Kamera agierte, konnten Protagonisten gewonnen werden, die kostenlos einen anstrengenden Drehtag auf sich nahmen, um die Aids-Hilfe zu unterstützen.
Ingesamt 15 Menschen waren als Team am Samstag bis zum späten Nachmittag mit den Dreharbeiten beschäftigt, und zwar ehrenamtlich. Das Restaurant "La Cueva" stellte kostenlos seine Räume für den Dreh zur Verfügung, das Bonner Kameha-Hotel eine Suite.
"Wir wollen uns der Thematik annehmen und mit dem Videospot einen Beitrag zur Präventionsarbeit leisten, die ein wenig entstaubt werden muss. Ziel ist es, zum Nachdenken anzuregen. Nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit feinem Humor und einer guten Geschichte, bei der aber auch die Ernsthaftigkeit des Themas transportiert wird", sagt Dahlen.
Info: Wer mehr über Hendrik Dahlens Projekte erfahren möchte, kann ihn per E-Mail an lachenfuerkids@gmail.com anschreiben. Infos zur Aids-Hilfe Rhein-Sieg gibt es auf www.aids-hilfe-rhein-sieg.de.
