Siegburg Kreistag Abgeordneter Overath verabschiedet sich nach 44 Jahren

RHEIN-SIEG-KREIS · Vor knapp einem Monat haben sie zum letzten Mal ihren mitunter seit Jahren angestammten Platz eingenommen. Der Kreistag der auslaufenden Legislaturperiode ist Geschichte, wenn nicht etwas Unvorhersehbares geschieht.

 Ein halbes Leben im Kreistag: Ludwig Neuber und Leo Overath haben lange die Politik im Kreis mitgestaltet.

Ein halbes Leben im Kreistag: Ludwig Neuber und Leo Overath haben lange die Politik im Kreis mitgestaltet.

Foto: Holger Arndt/Franz Riener

Am 25. Mai entscheiden die Bürger, wer sie künftig im Gremium des Rhein-Sieg-Kreises vertritt. Schon jetzt steht fest, dass 17 der aktuell insgesamt 73 Kreistagsabgeordneten nicht mehr dabei sein werden. Sie kandidieren nicht mehr.

"Mir fällt es nicht schwer, Schluss zu machen", sagt Leo Overath, mit 44 Jahren im Kreistag der dienstälteste Abgeordnete. Es sei Zeit, Platz für die jüngere Generation zu machen, findet der Christdemokrat aus Troisdorf. Und in Christian Siegberg habe er einen guten Nachfolger für seinen Wahlkreis gefunden. "Wir haben 1968 die Junge Union in Sieglar gegründet", erinnert sich der 74-Jährige an seine politischen Anfänge. Relativ schnell sei er dann kommunalpolitisch aktiv gewesen, zunächst im Stadtrat, ab 1970 dann im Kreistag. "Der tagte damals noch an der Bachstraße in Bonn", sagt Overath, für den der Bau des heutigen Kreishauses zwischen 1975 und 1981 eines der einschneidenden Ereignisse in 44 Jahren Kreistag gewesen ist.

Die Stilllegung der Kleinbahn Siegburg-Zündorf, den Bau der Kinderklinik in Sankt Augustin und das Berufskolleg Sieglar nennt der CDU-Politiker, der ab 1975 Vorsitzender des Polizeibeirates der Kreispolizeibehörde im Kreis war, als weitere für ihn markante Punkte. In diversen Ausschüssen war er aktiv. "Den Beschlussausschuss nannten wir intern Beschluppausschuss", verrät der Mann, der selbstständiger Handelsvertreter für Schuhe war, und ergänzt augenzwinkernd: "Weil wir anschließend einen trinken gegangen sind." Für die Zukunft des Kreistages wünscht er sich eine vernünftige politische Mehrheit. Die sieht er durch die zunehmende Zahl an Einzelmandaten bedroht.

Fünf Jahre nach Leo Overath zog es auch Ludwig Neuber in den Kreistag. "Ich war das erste Kreistagsmitglied für die Gemeinde Ruppichteroth", sagt der CDU-Politiker. Als solcher erlebte er mit, wie der Rhein-Sieg-Kreis langsam zusammenwuchs, was sich äußerlich im Bau des Kreishauses manifestiert habe. "Die Arbeit war sehr spannend", resümiert der 73-Jährige. Besonders gerne erinnert er sich an die "vielen Originale, die damals die Kreispolitik gestaltet haben." Ob Oberkreisdirektor Paul Kieras, die Landräte Willi Lindlar und Franz Möller oder Fritz Becker, diese "Typen haben mir sehr gefallen". Solche Originale seien verloren gegangen und die Politik sehr viel sachlicher geworden.

Als großen Einschnitt seiner kommunalpolitischen Karriere bezeichnet der Mann, der seit 2005 Neubürgerbeauftragter des Kreises ist, die deutsche Einheit. "Wir haben in ostdeutschen Partnerstädten, -gemeinden und -kreisen Amtshilfe geleistet." Einen Nachfolger zu finden, sei schwierig gewesen, räumt Neuber ein. "Als Rektor war es für mich einfach, ab 16 Uhr im Kreistag zu sitzen, aber welcher Arbeitgeber macht das mit?" Aus dem Kreistag zieht Ludwig Neuber sich zwar zurück, nicht aber aus der Politik.

30 Jahre lang saß Gerda Recki von der SPD zusammen mit Overath und Neuber im Kreistag. Die Frau aus Troisdorf, die zudem in vielen Ausschüssen aktiv war, zieht sich nun ebenso zurück wie ihr Parteikollege Jürgen Kusserow. Einen Schlussstrich zieht Vize-Landrat Rolf Bausch aus Meckenheim unter seine politische Arbeit auf Kreisebene. Nach 20 Jahren im Kreistag tritt der Christdemokrat nicht mehr an. Seit 1999 hat er Landrat Frithjof Kühn immer wieder vertreten. Eines ist ihm indes verwehrt geblieben, wie er unlängst einräumte: "Ich durfte nie einem Kreistag vorsitzen."

Nicht mehr zur Wahl stellen sich darüber hinaus Michael Donix, Emil Eyermann, Hans-Peter Feilen, Bruno Görg, Heidi Rackwitz-Zimmermann, Heidi Rahmel, Karl Schmitz, Alfons Weißenfels und Frank Zähren von der CDU, Harald Burger von der FDP sowie die fraktionslosen Renate Mersch und Claudia Owczarczak.

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