Prozess in Troisdorf 53-Jähriger schoss 75 Mal auf ein Haus

TROISDORF/BONN · Wie gefährlich waren die Schüsse, die ein 53 Jahre alter Troisdorfer auf sein ehemaliges Haus im Niedersachsenweg abgefeuert hat, für die Bewohner? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, haben sich die Prozessbeteiligten am Dienstag vor Ort einen Eindruck vom Tatort verschafft.

In Handschellen wurde der Optikermeister aus dem Gefangenentransporter zu dem Mehrparteienhaus geführt, das ihm einmal gehört hatte. Vor dem Landgericht muss er sich wegen versuchten Mordes verantworten. Im Prozess hat der 53-Jährige gestanden, am Mittag des 2. September 2012 mit einer Pistole und zwei Revolvern auf das Gebäude gefeuert zu haben: 75 Schüsse hatten die Ermittler später festgestellt. Seine Erklärung: Er habe einen möglichst großen Schaden an dem Haus anrichten, aber niemanden verletzen wollen. Seine ehemalige Lebensgefährtin, deren Tochter nun mit ihrem Freund in seiner Wohnung lebt, habe ihn hintergangen und um das Haus gebracht.

Beim Ortstermin wurde zunächst die Fassade des Hauses in Augenschein genommen. Dann schlängelten sich mehr als 20 Personen durch die mehrstöckige Wohnung, die einmal dem Angeklagten gehört hatte. Zwei Polizeibeamte der Spurensicherung erläuterten den Prozessbeteiligten die vielen immer noch sichtbaren Spuren - unter anderem sind die Vorhänge im Esszimmer durchlöchert.

In einem zur Straßenseite hin liegenden Zimmer im ersten Stock waren fünf Schüsse in die Decke gegangen - genau über der 33 Jahre alten Bewohnerin, die damals zur Tatzeit vorm Computer gesessen hatte.

In Tränen aufgelöst, schilderte sie, dass sie sich vor Schreck erst einmal gar nicht habe bewegen können. Dann sei sie in gebückter Haltung aus dem Zimmer gelaufen: "Ich wollte nur raus."

Von der Decke waren die Geschosse zum Teil weitergeflogen: Ein Querschläger landete im Kleiderschrank, einer in der Zimmertür. Während der Begehung mussten die Wachtmeister einen Disput zwischen dem Angeklagten und dem 42 Jahre alten Freund der Zeugin beenden: Dabei warf der 53-Jährige dem Jüngeren vor: "Ihr hattet das doch von Anfang an vor."

Nach etwa einer Stunde erklärte der Vorsitzende Richter Josef Janßen den Termin für beendet. Der Prozess wird fortgesetzt.

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