Ältere Menschen mit Grundsicherung 2850 Senioren im Kreis brauchen "Alters-Hartz-IV"

RHEIN-SIEG-KREIS · "Enorm gestiegen" ist laut der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) die Zahl der Menschen im Rhein-Sieg-Kreis, die im Rentenalter auf zusätzliche staatliche Unterstützung angewiesen sind.

 Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten warnt: Vor allem Frauen sind von der steigenden Altersarmut betroffen.

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten warnt: Vor allem Frauen sind von der steigenden Altersarmut betroffen.

Foto: dpa

Die NGG teilt mit, gestützt auf das Statistische Landesamt, dass Anfang 2013 rund 2850 Senioren die sogenannte Grundsicherung im Alter bezogen. Das entspreche einer Steigerung von 84 Prozent innerhalb von zehn Jahren. Mehr als zwei Drittel von ihnen, nämlich 67 Prozent, seien Frauen. Bezogen auf die Gesamt-Einwohnerzahl des Kreises, entsprechen 2850 Personen knapp 0,5 Prozent.

Immer mehr Ältere könnten von ihrer Rente nicht leben, weil sie unter dem Existenzminimum liege, führt Ernst Busch, Geschäftsführer der NGG Köln, aus. Das sei "eine fatale Entwicklung", so Busch. Aus diesem Grund wachse bei derzeit Berufstätigen die Angst vor der "Armutsfalle im Alter" und davor, auf "Alter-Hartz-IV" angewiesen zu sein. So wird die "Grundsicherung" im Alter umgangssprachlich genannt, eine aus Steuermitteln finanzierte Sozialleistung, mit der niedrige Renten aufgestockt werden können.

Die Deutsche Rentenversicherung rät Rentnern, die über ein Einkommen von weniger als 758 Euro im Monat verfügen, ihren Anspruch auf Grundsicherung prüfen zu lassen. "Auch wer etwas über diesem Wert liegt, kann sich an das Sozialamt wenden", ergänzt Busch. Dann werde der Einzelfall geprüft und etwa die individuelle Miete mit einbezogen.

Für die wachsende Altersarmut macht die NGG zum einen die geringeren Rentenleistungen verantwortlich. "Die Bundesregierung hat das Rentenniveau, das auf Basis des durchschnittlichen Netto-Jahreseinkommens ermittelt wird, auf derzeit 48,8 Prozent abgesenkt", so Busch. Bis 2030 werde es auf 43 Prozent sinken.

Ein Durchschnittsverdiener müsse dann 35 statt bisher 26 Jahre lang arbeiten, um eine Rente oberhalb der Grundsicherung zu bekommen. Zum anderen seien auch Niedriglöhne ein Grund. Die Schieflage bei den Löhnen für Männer und Frauen seien der wesentliche Faktor dafür, dass letztere deutlich öfter auf Grundsicherung angewiesen seien.

Die Kreisverwaltung wollte die Mitteilung von NGG auf Anfrage nicht kommentieren, da man keinen Einblick habe, wie die Zahlen zustande gekommen seien.

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