Informationsveranstaltung in Birlinghoven Ein Abend im Zeichen der Südtangente

SANKT AUGUSTIN · Seit rund 50 Jahren geistert sie durch politische Debatten, stand bereits irrtümlich mehrfach in Straßenkarten und wird als Segensbringer für den Fernverkehr herbeigeschworen: die Südtangente. Für viele Menschen im Siebengebirge und dem Pleistal ist sie ein Gruselmärchen, für manche ist sie eine realistische Bedrohung.

 Kein Stuhl blieb am Montagabend leer: 90 Besucher hörten Tilo Schumann bei seinen Ausführungen zur Südtangente zu.

Kein Stuhl blieb am Montagabend leer: 90 Besucher hörten Tilo Schumann bei seinen Ausführungen zur Südtangente zu.

Foto: Thomas Heinemann

Und da kaum eine alte Geschichte ohne bösen Zauberer auskommt, darf dieser auch bei der Südtangente nicht fehlen - zumindest wenn es nach dem Stimmungsbild geht, das am Montagabend im Birlinghovener Haus Lauterbach gezeichnet wurde: Frithjof Kühn, bis 2014 Landrat des Rhein-Sieg-Kreises und Befürworter der Südtangente als wichtige Verkehrsmaßnahme für die Region, habe die zuletzt durch die Bundespolitik vom Bundesverkehrswegeplan gestrichene Maßnahme dem Bundesverkehrsminister derart schmackhaft gemacht, dass dieser die alten Pläne nun wieder zur Prüfung hervorgeholt hätte, sagte Tilo Schumann.

Das Vorstandsmitglied des Vereins "Lebenswerte Siebengebirgsregion" war auf Initiative des Bürgervereins Birlinghoven angereist, um über den Sachstand zur Südtangente zu referieren. In Birlinghoven sowie im Pleis- und Lauterbachtal sieht man die Pläne mit großer Sorge.

"Jeder soll sich selbst ein Bild machen"

"Unser Vorstand hat sich gegen die Südtangente ausgesprochen. Die Mitgliederversammlung hat sich zum Teil dafür, zum Teil dagegen ausgesprochen", erklärte Wolfgang Zornbach, Vorsitzender des Bürgervereins Birlinghoven. "Doch heute soll jeder die Möglichkeit haben, sich selbst davon ein Bild zu machen."

Und das Bild, das Tilo Schumann skizzierte, war folgendes: "Die geplante 'B56 neu' heißt zwar Bundesstraße, aber sie wird vierspurig ausgebaut und ist somit eigentlich eine Autobahn."

Altbekannte Gründe sähen den Bau trotzdem vor: Um die Verkehrsachse Rotterdam - Genua über A 3 und A 4 an bestimmten Knotenpunkten wie dem Kölner Autobahnring sowie das regionale Autobahnnetz zu entlasten, soll die Südtangente von der A 3 im Siebengebirge über die Bonner Südbrücke bis zur A 565 führen. Tunnel und offene Fahrbahnen wären hierzu nötig.

Derzeit laufen die Vorbereitungen für den neuen Bundesverkehrswegeplan. Ende des Jahres soll dieser im Entwurf dem Bundestag zur Diskussion vorgelegt werden.

Sorge vor zusätzlichem Lärm

Ob und in welcher Form die zuletzt verworfene Südtangente darin stehen wird, könne er nicht mit Gewissheit sagen, sondern nur vermuten, erklärte Tilo Schumann den Anwesenden: "Das große Problem an der ganzen Sache ist, dass es unglaublich viele Aussagen gibt, aber nur ganz wenige Fakten auf den Tisch gelegt werden."

Allein die Vielzahl der Gutachten für und gegen die Tangente sei schwer zu beurteilen, der Informationsfluss bis zur Vorstellung der Pläne für die Öffentlichkeit zudem sehr restriktiv, bedauerte Schumann.

Ganz konkret, und das war den 90 Besuchern anzumerken, ist die Sorge der Birlinghovener vor zusätzlichem Lärm und Emissionen. Und diese sei alles andere als unbegründet, wie die Visualisierungen des Lärmgutachten und eigene Lärm-Feldversuche des Vereins "Lebenswerte Siebengebirgsregion" zeigten.

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