Fußgängerbrücke in Sankt Augustin Zwei Mal 60 Tonnen am Haken

SANKT AUGUSTIN · Da dürfte so mancher Fahrgast der S-Bahn am Donnerstagmorgen nicht schlecht gestaunt haben: In einer buchstäblichen Nacht- und Nebelaktion zwischen 2 und 4 Uhr in der Früh ist die neue Fußgängerbrücke an der Haltestelle "Markt" neben dem Huma-Einkaufspark montiert worden.

Die Montage war generalstabsmäßig mit einem engen Zeitplan vorbereitet worden, wie Lothar Lemberg, Projektleiter von der Stadt Sankt Augustin, in der Nacht vor Ort erklärte: Ab 22 Uhr wurde ein 400-Tonnen-Kran der Firma Baumann aufgebaut.

"Pünktlich um Mitternacht hatten wir das erste der beiden rund 60 Tonnen schweren und 17 Meter langen Bauteile am Schäkel angeschlagen. Um kurz nach 2 Uhr haben wir nach der letzten Straßenbahn die Strecke frei und dann theoretisch bis 4 Uhr Zeit." Zumindest aus Sicht von Kranführer Dieter Klabuhn war der Zeitplan kein Problem. Insgesamt 810 PS, sieben Achsen und 86 Tonnen Eigengewicht hat sein Kran, der bis zu 400 Tonnen an einem Stück heben kann.

Ob Warmwasserspeichertanks für ein Kraftwerk in Leipzig, 236 Tonnen schwere Bauteile der chemischen Industrie oder der Fertighaus-Bungalow fürs Freilichtmuseum Kommern - Dieter Klabuhn hatte schon einiges am Haken. Da waren die zwei Mal 60 Tonnen "für mich ein ganz normaler Job - mein Tagesgeschäft".

Keine fünf Minuten brauchte der Experte, ehe das erste Bauteil über der späteren Verankerung schwebte. Keinen ganzen Zentimeter Spielraum hatte derweil Dieter Klabuhn am Kran, um jedes der beiden Bauteile auf die jeweilige Verankerung zu hieven: "Ich sehe aus meiner Kabine nur Baugerüste, daher habe ich einen Einweiser, der mir hilft." Ein eingespieltes Team, wie man sah, als das erste Bauteil knapp über der aus vier Säulen bestehenden Verankerung zum Ruhen kam.

Hier sollte die eigentliche Arbeit erst richtig losgehen, sagte der städtische Projektleiter Lothar Lemberg: "Die Bauteile sind hier auf der Baustelle hergestellt worden. Dazu wurden präzise Verschalungen aus Holz gezimmert, in welchen dann die Brücke aus Beton gegossen wurde."

In ihrem Inneren ist ein Stahlgerüst, dessen Enden aus langen Stahlstangen für die Brückenmontage bestanden und kurz vor dem Absetzen der Brücke noch mit purer Muskelkraft in die richtige Position gebogen wurden. "Anschließend werden die beiden Brückenbauteile noch mit Beton verbunden", erklärte Lothar Lemberg vor Ort.

Ehe die neue Brücke eröffnet und die alte Brücke abgerissen wird, werden noch einige Monate vergehen. Das neue Bauwerk wird sich erheblich von der bisherigen Brücke unterscheiden: Statt 1,6 Meter werden die Rampen bald vier Meter breit und damit auch von Radfahrern befahrbar sein.

Zwei Aufzüge machen die Querung der Bahnstrecke, die täglich von 56 000 Fahrgästen genutzt wird, barrierefrei. Insgesamt werden für den Umbau der gesamten Bahnhaltestelle rund 3,5 Millionen Euro vom Straßenbahnbetreiber SSB, der Stadt Sankt Augustin und dem Huma-Eigentümer, der Unternehmensgruppe Jost Hurler, investiert. Die Bauarbeiten sollen bis Ende des Jahres dauern.

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