Augustinus-Hauptschule in Sankt Augustin Worauf es beim Vorstellungsgespräch ankommt

SANKT AUGUSTIN · Dass es sieben Sekunden sind, die über den ersten Eindruck von einem Menschen entscheiden, wussten die Schüler der Klasse 9a bisher nicht. Eine offene, entspannte Körperhaltung, eine gute Miene und auch ein kräftiger Händedruck tragen erheblich zum Gelingen desselben bei.

 Einen kräftigen Händedruck üben Frank Uhland (M.) und Manfred Boch mit den Schülern.

Einen kräftigen Händedruck üben Frank Uhland (M.) und Manfred Boch mit den Schülern.

Foto: Holger Arndt

"Ist der Händedruck zu schlapp, hat man das Gefühl, Ihr habt Angst", ermahnt Frank Uhland die 18 Schüler, die an diesem Tag in einem Klassenraum der Augustinus-Hauptschule in Menden zusammensitzen.

Gemeinsam mit zwei weiteren Mitgliedern des Vereins "Fit für den Beruf" ist er nach Sankt Augustin gekommen, um die Jugendlichen auf den bevorstehenden Einstieg ins Berufsleben vorzubereiten. Und der 57-Jährige weiß, wovon er spricht: Viele Jahre war er als leitender Angestellter für die Deutsche Telekom tätig und führte dort selbst zahlreiche Einstellungsgespräche mit Schulabgängern und Studenten, ehe er im vergangenen Jahr in Rente ging.

Sein Wissen wollte er dennoch weitergeben, und so gründete Uhland neben einem eigenen Beratungsunternehmen gemeinsam mit anderen ehrenamtlich tätigen Ex-Führungskräften auch "Fit für den Beruf". Oft habe er während seiner beruflichen Tätigkeit festgestellt, dass es schon beim ersten Gespräch eine Diskrepanz gebe zwischen den Erwartungen der Unternehmen und dem, was Bewerber tatsächlich mitbrächten.

Damit die Schüler der Augustinus-Hauptschule nicht bereits an dieser Hürde scheitern, versucht Uhland sie für Kleinigkeiten zu sensibilisieren: "Achtet immer auf Eure Schuhe. Geputzte Schuhe sind ein Markenzeichen für den Charakter", gibt er ihnen in der ersten Stunde mit auf den Weg. Aber auch korrekte Umgangsformen und die angemessene Kleidung versucht der Business Coach den Schülern nahezubringen.

Mit welchem Outfit sie sich beim ihm im T-Shop vorstellen würde, will er von einem Mädchen wissen. "Ich würde sagen, mit einem Blazer", antwortet sie. "Nein, so wie du gerade gekleidet bist, wäre das völlig okay, weil du Kundenkontakt hättest", erklärt Uhland der verwunderten Jugendlichen, die Jeanshosen trägt. Auch einen Jungen im Pullover überrascht er: "Dein Outfit wäre zum Beispiel für einen technischen Beruf völlig okay."

"Ihr müsst wissen, wo ihr hinwollt", appellierte er an die Schüler und überreichte ihnen für den nächsten Tag einen Fragebogen, mit dessen Hilfe sie ihre persönlichen Stärken und Schwächen einschätzen lernen sollen. "Wir helfen den Jugendlichen, ihre Ressourcen zu wecken", so Uhland über sein Engagement.

Und das Angebot des Vereins trifft auf breites Interesse: Denn während es zunächst nur einzelne Hauptschulen waren, die Uhland und seine Kollegen berieten, kommen mittlerweile auch Berufsschulen, Volkshochschulen und Gymnasien auf "Fit für den Beruf" zu.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort