Neubau Huma-Center "Wir sind schon ganz wibbelig"

SANKT AUGUSTIN · Dass die Sankt Augustiner Bücherstube wohl nicht mehr in das neue Huma-Einkaufscenter umzieht, sorgt in Sankt Augustin für viel Gesprächsstoff - und nicht nur dort. Aus aller Welt erreichen ihn Anrufe, sagt Inhaber Karl-Heinz Matheis. "Da werden wir jetzt aber mal mit dem Bürgermeister sprechen", zitiert Matheis einen prominenten Sankt Augustiner Anrufer, der im Ausland unterwegs war.

Auch die Geschäftsleute und das Center-Management im Huma-Center sind betroffen und finden es sehr schade, dass Matheis, wie der General-Anzeiger berichtete, keinen Nachfolger findet. "Auch ein neues Center muss eine Buchhandlung haben", sagt Detlev Reufel, Distrikt-Manager beim Investor Hurler und mittlerweile seit 18 Jahren im Center Sankt Augustin tätig. "Aber ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Es würde mich sehr freuen, wenn es da eine Nachfolge gebe."

Es herrscht eine gewisse Aufbruchstimmung im alten Huma-Markt. Zwar mit etwas gebremstem Schaum, weil die Geschäfte ja noch laufen müssen. Aber die Vorfreude auf das Neue, auf den Umzug in ein attraktives Einkaufszentrum, ist deutlich spürbar. "Ich gehe jeden Tag auf die Dachterrasse und schaue nach dem Baufortschritt", sagt Silvia Rönn, Inhaberin der "Gaumenfreuden".

Ein Geschäft, in dem sie Essig und Öle, besondere Spirituosen, verschiedene Tees und Geschenkaccessoires anbietet. Seit zwei Jahren ist sie mit ihrem Geschäft im Huma-Center. "Sozusagen das Küken", sagt Rönn. Sie ist zufrieden mit der Entwicklung und wird auch in den neuen Huma ziehen. "Wir verhandeln zwar noch, aber es steht alles auf Grün", sagt die 46-jährige Troisdorferin.

Die Baustelle an sich merke sie nicht. "Aber wir stellen schon einen Kundenrückgang fest", sagt sie. Den Grund sieht sie auch darin, dass seit geraumer Zeit nach zwei Stunden Parkgebühren erhoben werden. "Das ist schon ein sehr großes Thema bei den Kunden." Mit dem Umsatz in der Sommerzeit sei sie zufrieden. "Ich freue mich tierisch auf den neuen Markt und fühle mich schon als ein Teil des Projektes."

Auch Sport Vosswinkel bleibt dem Huma erhalten. "Das Geschäft zieht auf eine Teilfläche im ersten Bauabschnitt", sagte Centermanager Reufel. Ebenso wird der Gameshop dabei sein. "Ansonsten stehen wir in vielen Verhandlungen", sagte Reufel. Mehr zu potenziellen neuen Mietern sagt er nicht. Der "alte" und langjährige Mieter Photo Porst ist auch im neuen Center dabei. "Wir freuen uns sehr.

Die Attraktivität hier hat doch sehr gelitten. Das Warenangebot im neuen Center wird ein ganz anderes sein", sagt Herbert Halfmann, der seit 37 Jahren im Center ist. Er hat sein Geschäft jetzt an seine Mitarbeiter Oliver Alex und Martina Notzon übergeben und zieht nicht mehr mit um. Die neuen Inhaber geben jedem Kunden eine Foto-Karte mit, die Hauptaussage darauf: "Wir bleiben."

"Den Kundenrückgang spürt man schon", sagt Oliver Alex, wenngleich das seinen Optimismus nicht beeinträchtigt. Die Baustelle sei eher interessant als störend. "Der Rückgang ist sicher bedingt durch die neue Parkplatzsituation. Aber ich denke, die Umgewöhnungsphase ist schon beendet", so Alex.

Das werde bald problemlos laufen, glaubt er. "Und die Kunden werden noch den Vorteil sehen, wenn sie immer einen Parkplatz finden." Das Geschäft wird sich ein wenig vergrößern. "Hurler ist fair mit uns umgegangen, hat uns sehr geholfen, was wohltuend war", sagt Halfmann, der sich freut, seinen Mitarbeitern ein bestelltes Feld hinterlassen zu können.

"Riesig" ist die Vorfreude auch bei den Mitarbeitern von Saturn, wie Geschäftsführer Friedemann Becker berichtet. "Die freuen sich alle auf ein neues Ambiente und wundern sich jeden Tag, wie schnell der erste Bauabschnitt wächst." Der Saturn wird im neuen Huma ungefähr dieselbe Größe haben. "Wir alle sind sehr positiv gestimmt", sagt Becker.

Gleichwohl ist auch bei Saturn der Kundenrückgang spürbar. "Die Kundenfrequenz hat schon nachgelassen. Es ist ja aber wirklich nicht mehr richtig attraktiv hier", so Becker. Deshalb bemühe man sich aber ganz besonders um die Kunden, die kommen.

Auch Cäcilie Dechert hofft auf bessere Zeiten. Die 70-Jährige wagt es und zieht mit ihrem Tabakshop und Pressehandel noch mit um. "Ich hätte mich fast schon aus dem Staub gemacht, weil so lange nichts passiert ist hier, aber jetzt freue ich mich darauf", sagt die Geschäftsfrau der ersten Huma-Stunde in Sankt Augustin vor 37 Jahren.

Derzeit macht sie ein kleines Tal durch, denn der Kundenrückgang sei enorm. "Das beläuft sich schon auf 20 Prozent, was sicher auch daran liegt, dass der Eingang jetzt ganz am anderen Ende unseres Geschäftes liegt", so Dechert, die hofft, dass ihre Töchter ihre Nachfolge antreten. Auch die eingeführten Parkgebühren nach zwei Stunden würden sicher Kunden abhalten zu kommen.

Eine bessere Informationspolitik seitens des Centermanagements wünscht sich Dechert schon. "Viele wissen gar nicht, dass erst abgerissen wird, wenn der erste Neubau steht." Der soll im Herbst 2015 bezugsfertig sein. "Und wir sind schon ganz wibbelig", sagt Cäcilie Decherts Tochter Alexandra Kremer, während der Bau gleich nebenan wieder ein Stück gewachsen ist.

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