Flugplatz Hangelar Wehrleute bergen bei Übung notgelandeten Gyrokopter-Piloten

SANKT AUGUSTIN · Die Feuerwehrwagen stehen in 50 Metern Sicherheitsabstand auf dem Gelände des Hangelarer Flugplatzes: Der notgelandete Gyrokopter könnte Feuer fangen. Provisorisch werden Schläuche ausgelegt. Es muss schnell gehen, der Pilot scheint in der Kanzel eingeklemmt zu sein und braucht Hilfe. Abschnittsleiter Torsten Hölzer gibt das Kommando zum Anrücken.

 Jeder Handgriff muss sitzen: Wehrleute aus Niederpleis und Hangelar hieven den verletzten Piloten aus der Kanzel.

Jeder Handgriff muss sitzen: Wehrleute aus Niederpleis und Hangelar hieven den verletzten Piloten aus der Kanzel.

Foto: Holger Arndt

Für die meisten Mitglieder der Feuerwehr-Löschgruppen Niederpleis und Hangelar ist es das erste Mal, dass sie einen Verunglückten aus einem Gyrokopter retten sollen - an diesem Tag können sie es üben. Dieses Rettungsszenario hat seinen Sinn, denn das unscheinbar wirkende Fluggerät hat Tücken.

Das bei der Übung eingesetzte Modell ist mit einem Rettungssystem ausgestattet: Im Notfall schießt eine Rakete einen Fallschirm in die Luft, der einen unsanften Absturz verhindern soll. Georg Wicharz von der Flugschule für Tragschrauber erklärt den Feuerwehrleuten, wo die Rakete sitzt und wie ein versehentliches Auslösen verhindert werden kann.

Erst wenn sichergestellt ist, dass die Rakete nicht losgeht, kann mit der Rettung des Piloten begonnen werden. Dafür rückt das neue Spezialfahrzeug der Niederpleiser Feuerwehr an. An Bord hat es moderne hydraulische Rettungsgeräte etwa zum Bergen eingeklemmter Personen. Der 17-jährige Maik Lehmann spielt das Unfallopfer und sitzt während der gesamten Übung regungslos im Cockpit.

Im Notfall geht die Gesundheit des Eingeklemmten vor. "Ähnlich wie beim Verkehrsunfall muss direkt Erste Hilfe geleistet werden", erklärt Sascha Lienesch, ein Sprecher der Feuerwehr. Das gelte auch für Zivilisten, die einen Fliegerabsturz beobachten. Sie sollten natürlich auch einen Notruf absetzen. Bei einem Unglück auf dem Flughafengelände in Hangelar brauchen die Einsatzfahrzeuge nicht lange, um vor Ort zu sein. Seit rund einem halben Jahr können Feuerwehr und Notarzt zusätzlich über die Bruno-Werntgen-Straße auf das Gelände fahren.

Es gibt somit drei Zufahrtswege. Trotzdem können sie nicht einfach aufs Rollfeld fahren. "Es geht um Fremd- und Eigensicherung, wir wollen ja nicht, dass jemand auf uns landet", erklärt Sascha Lienesch. Daher warten die Einsatzkräfte zunächst die Freigabe durch den Tower ab.

An diesem Tag bleibt Einsatzleiter Sascha Ziegenhals während der Übung als Ansprechpartner im Tower, unten auf dem Rollfeld legen Einsatzkräfte unterdessen Maik Lehmann eine Halskrause um, nachdem seine Feuerwehrkollegen den Helm vorsichtig abgenommen haben. Während er als Pilot im Flieger festsitzt, unterbauen die Wehrleute das Fluggerät mit Holzblöcken, damit es einen festen Stand hat. "Früher benutzte man dafür normale Holzbalken, heute können Rüsthölzer ineinander gesteckt werden", sagt Lienesch. Wie Legosteine werden die Blöcke zusammengesetzt.

Mit einem hydraulischen Rettungszylinder wird der "Verunglückte" befreit und danach auf einer Trage abtransportiert. Die Löschgruppenchefs informieren ihre Mannschaften: "Einsatz Ende." Anschließend wartet auf die Freiwilligen noch eine Theoriestunde zur Gyrokopter-Rettung. Dann sind sie ideal auf den Ernstfall vorbereitet.

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