Luftsportverein Bonn Rhein-Sieg Unterwegs in 3000 Metern Höhe

RHEIN-SIEG-KREIS · Die Wochenenden verbringt Uwe Grünert (52) auf dem Flugplatz Bonn-Hangelar. Dann geht der Lohmarer gemeinsam mit seinem 20-jährigen Sohn Matthias einem Hobby nach, das nichts für Höhenangstgeplagte ist: Segelfliegen.

"Beim Fliegen kann ich abschalten", sagt Uwe Grünert. Seit 2009 ist er im Flugverein, damals trat er dem Luftsportverein Vorgebirge bei. "Der Verein war aber personell so klein geworden, dass es sich nicht mehr lohnte, alleine weiterzumachen." Deshalb schloss sich der 1951 gegründete Luftsportverein Vorgebirge 2010 dem Luftsportverein Bonn Rhein-Sieg an.

So oft er zeitlich kann, startet der Segelflug-Lizenzpilot mit seinem Einsitzer-Segelflugzeug Typ ASW 19 B. Voraussetzung: Das Wetter ist entsprechend. "Wir fliegen bis zu 3000 Meter hoch, da kann es schon mal sehr frisch werden", so Grünert. Mit Hilfe einer Startwinde werden die Segelflugzeuge mit einer Geschwindigkeit von 100 Stundenkilometern in die Luft gezogen. Bei einer Höhe von 400 Metern wird das 1200 Meter lange Seil ausgekuppelt, und es beginnt der freie Segelflug.

Je nach Thermik können die Segelflieger dann beachtlich an Höhe gewinnen. "Über dem Flugplatz ist aber nur eine Höhe von 700 Metern erlaubt", so Grünert. Zudem müsse man sich nach dem nahe gelegenen Flughafen Köln-Bonn richten: Je nachdem, in welche Himmelsrichtung dort gestartet wird, sind verschiedene Flughöhen über dem umliegenden Gelände erlaubt.

Daniel Solbach (32) macht sich gerade für einen Segelflug bereit. Gemeinsam mit Thomas Schaden (26) plant Solbach, eine längere Strecke zu fliegen. Der Siegburger hat sein Hobby zum Beruf gemacht. "Hauptberuflich fliege ich eine Boing 737", sagt der Pilot. Das Segelfliegen empfindet er aber als "echtes" Fliegen: "Hier fliegt man nach Gefühl und Augenmaß. In der Verkehrsfliegerei fliegt ja größtenteils der Autopilot, und es richtet sich vieles nach verschiedenen Parametern, wie dem Gewicht des Flugzeugs."

Konzentriert steigen Solbach und Schaden in den Doppelsitzer, auf dem Rücken tragen sie Rettungsfallschirme. Bisher haben sie diese zum Glück noch nicht benötigt. "Die Fliegerei ist eine ernsthafte Sache", sagt Vereinsvorsitzender Uwe Grünert. "Es ist wichtig, sich mental vorzubereiten. Auf der Autobahn kann man rechts ranfahren, beim Fliegen nicht." Die Flugsicherheit stehe für alle Vereinsmitglieder an oberster Stelle. "Wir wollen natürlich alle Spaß haben, aber auch, dass alle wieder heil herunterkommen."

Der Doppelsitzer ist auf dem Startplatz aufgestellt, das Seil der Startwinde eingeklinkt und die Startbereitschaft angemeldet. Der Starthelfer hebt einen Flügel des Segelfliegers an, per Telefon wird das Signal an die Startwinde durchgegeben, und dann geht es für Solbach und Schaden auch schon in die Luft. "Die Segelfliegerei ist zwar sehr individualistisch, weil man stundenlang alleine fliegt, aber sie ist auf der anderen Seite auch Teamsport, weil man so viele Leute braucht, um in die Luft zu kommen", sagt Grünert.

Der Luftportverein Bonn Rhein-Sieg hat 115 Mitglieder im Alter von 14 bis 78 Jahren. "Ziel für jedes Mitglied ist es, den Flugschein zu erwerben. Für Jugendliche ist das besonders interessant, sie können ihn schon vor dem Führerschein machen", so Grünert. Acht Segelflugzeuge, ein Motorflugzeug und ein Motorsegler gehören zu den Vereinsflugzeugen. Flugsportinteressierte sind an den Wochenenden am Flugplatz Hangelar jederzeit gern gesehen.

Weitere Informationen zum Verein sind im Internet unter www.lsv-bonn-rhein-sieg.de zu finden.

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