Mit Spaß der Krankheit trotzen Über den Wolken ist die Dialyse weit weg

SANKT AUGUSTIN · Fliegergemeinschaft am Flugplatz Hangelar unternimmt kostenlose Rundflüge mit jungen Nierenkranken.

 Tobias Teba (17) sitzt auf dem Copilotenplatz der Cesna 172. Am Steuer ist Flugplatzbetriebsleiter Jürgen Unterberg.

Tobias Teba (17) sitzt auf dem Copilotenplatz der Cesna 172. Am Steuer ist Flugplatzbetriebsleiter Jürgen Unterberg.

Foto: Thomas Heinemann

Ein Leben mit schweren Nierenproblemen ist ein Leben voller Entbehrungen. In der Regel sind große Flüssigkeitsmengen in Getränken und Speisen ebenso tabu wie so vieles, was uns schmeckt. Schokolade, Erdbeeren, Bananen, Spargel gehören ebenso dazu wie Kartoffeln, Vollkornbrot, Nüsse, Müsli und viele Wurstsorten.

"Alles, was viel Kalium und Phosphate enthält, ist für uns Gift. Man muss wirklich aufpassen", fasst Yasar Kapitasi die Tabuliste kurz zusammen. Seine Niere, die beim gesunden Menschen in einem komplizierten Mechanismus und großen Durchflussmengen an Blut Harn erzeugt und mit ihm Abbauprodukte des Stoffwechsels und Giftstoffe ausscheidet, funktioniert nicht, wie sie soll.

Drei Mal die Woche muss der 21-Jährige zur Dialyse, zur Blutwäsche, an der Uniklinik Köln. Zwischen vier und viereinhalb Stunden werden seine Blutgefäße an einen großen Filter angeschlossen, der Flüssigkeit und Abbauprodukte entfernt - ein überlebenswichtiger Prozess, der den Alltag bestimmt. "Wir haben wenig Freizeit", sagt Tobias Teba. Der 17-jährige hatte eine Ersatzniere transplantiert bekommen.

Doch sein Körper reagierte, stieß die Niere ab. Auch er geht drei Mal wöchentlich zur Kölner Kinderdialyse. "Nach der Dialyse sind wir meist sehr müde und entkräftet. An den anderen Tagen haben wir lange Schule und danach kaum noch Freizeit." Ein hoher Personalschlüssel in der Kinderdialysestation sowie der Elternverein "Nephro-Kids" sorgen für Abwechslung und Unterhaltung im monotonen Dauerrhythmus der Dialyse.

Umso mehr freute sich die Sportfliegergemeinschaft Hangelar, Yasar, Tobias und einem weiteren jungen Dialysepatienten mit kostenlosen Rundflügen über die Region eine kleine Freude bereiten zu dürfen. Ein viertes Kind hatte kurzfristig absagen müssen: "Der bekommt heute einen neue Niere transplantiert", sagt Yasar und schaut mit strahlenden, wenn auch etwas müden Augen auf die Cessna 172.

Soeben hat er seinen ersten Rundflug mit einem Sportflieger absolviert. Auf dem Pilotenplatz hatte Flugplatzchef und Betriebsleiter Jürgen Unterberg, persönlich platzgenommen. Wirklich toll sei es gewesen, sagt Yasar, während nun Tobias mit seiner Oma Heidi Müller in der Cesna Platz nimmt.

"Wir machen eine solche Aktion nun zum dritten Mal", sagt Dirk Wittkampf, Sprecher der Fliegergemeinschaft am Flugplatz Hangelar: "Wir haben bereits Kinder der beiden Förderschulen in Sankt Augustin zu Gast gehabt.

Die Aktion macht allen Beteiligten einen riesigen Spaß." So verzichtete die Flugplatzgesellschaft auf Start- und Landegebühren und sponserte den Treibstoff für die Maschinen, die 20 Minuten über den Rhein und das Siebengebirge flogen. Trotz etwas Regen waren es allesamt ruhige und schöne Panoramaflüge, beteuerten die mitfliegenden Kinder, denen die Begeisterung ins Gesicht geschrieben war.

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