Interessengemeinschaft Müllvermeidung Sankt Augustin Stetiger Kampf gegen den Müll

SANKT AUGUSTIN · Eine graue, eine braune, eine gelbe und eine grüne Tonne, und die zum Teil in unterschiedlichen Größen und mit unterschiedlich häufiger Leerung, so differenziert sieht die Müllentsorgung in Sankt Augustin und den Nachbarkommunen im Rhein-Sieg-Kreis aus. Eine Selbstverständlichkeit, die lange Zeit keine war.

 Archivalien für das Sankt Augustiner Stadtarchiv übergab Günther Dick (von links) an Bürgermeister Klaus Schumacher und Stadtarchivar Michael Korn.

Archivalien für das Sankt Augustiner Stadtarchiv übergab Günther Dick (von links) an Bürgermeister Klaus Schumacher und Stadtarchivar Michael Korn.

Foto: Thomas Heinemann

Daran erinnerte am Dienstag die und Recycling (IG). Viel Papier hat die IG in den vergangenen Wochen und Monaten ins Rathaus gebracht. Stadtarchivar Michael Korn hat es "entmetallisiert", Heft- und Büroklammern fachgerecht entsorgt, die Unterlagen gesichtet, katalogisiert und nun zusammen mit Günter Dick, Gründer und erster Vorsitzender der Interessengemeinschaft, vorgestellt.

"Müllvermeidung und Recycling war in den 1980er Jahren nicht nur etwas für Idealisten, sondern auch für hartnäckige Köpfe", sagte Bürgermeister Klaus Schumacher bei der offiziellen Übergabe der IG-Archivalien ans Stadtarchiv mit anerkennenden Worten: "Sie zeigten auf, sie rüttelten auf und gingen auch auf die Nerven. Aber das, was sie damals auf den Weg gebracht haben, ist heute selbstverständlich."

1985 wurde die Interessengemeinschaft als "Überinitiative" von Günter Dick gegründet. "Wir haben uns über Leserbriefe kennen gelernt", erinnerte sich Lothar Berbuir. "Damals war eine Müllverbrennungsanlage in Troisdorf im Gespräch. Über Leserbriefe fand man Mitstreiter, die an gleichen Themen dran waren." Und Themen gab es genug, wie die Katalogisierung der Archivalien im Findbuch zeigte. Allem voran die Müllverbrennungsanlage Troisdorf, gegen deren Bau sich die Mitglieder formierten.

Bis ins italienische Verbania am Lago Maggiore, wo damals eine innovative Müllverbrennungsanlage stand, die giftige Schlacke zu unschädlichem Glas verschmolz, reisten die Mitglieder der Bürgerinitiative.

Die Müllverbrennungsanlage des Kreises kam nicht, ums Glas drehte sich die Arbeit der Initiative dafür umso mehr. Die ersten Altglascontainer wurden auf Bestreben der Bürgerinitiative im Stadtgebiet aufgestellt, die sogar Paten für die Sammelplätze engagierte und dafür zum gemeinnützigen Verein umfirmierte. "Wir haben damals gedacht, wenn man einen Containerplatz schön herrichtet, mit Holzpalisaden verdeckt, mit Blumen bepflanzt und auch Besen und Kehrblech hinhängt, würden sich die Bürger scheuen, wilden Müll abzuladen", erinnert sich Günter Dick mit einer Mischung aus Ernüchterung und Freude. Sie scheuten sich nicht. "Selbst in vornehmen Wohngebieten ist das eingetreten, bis hin zum kompletten Kühlschrankinhalt."

Doch Dick blieb hartnäckig und legte sich auf die Lauer. Der Fahrer eines hohen Politikers, der sein Altpapier illegal ablud, wird sich erinnern. An derartige Bemühungen, an die vielen Leserbriefe, die "Mitteilungen" genannten Handzettel, die "Umweltbörsen" und Vorträge erinnert das umfangreiche Vereinsarchiv, das bei Stadtarchivar Michael Korn nicht nur in sicheren Händen ist, sondern hier als wertvolle Quelle Vereinen, Gruppen und anderen Interessierten zur Verfügung steht.

"Man liest sich wirklich fest, es ist eine spannende Lektüre. Auf der einen Seite ist da die sehr kreative Arbeit, auf der anderen Seite die Arbeit bei den Entscheidungsträgern," erklärt der Stadtarchivar. Denn nicht nur bei den politischen Gremien, sondern auch vor dem Verwaltungsgericht in Köln waren die Akteure beharrliche, energische und furchtlose Interessensvertreter.

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