Huma-Neubau in Sankt Augustin Stadtrat beschließt mit großer Mehrheit den Bebauungsplan

SANKT AUGUSTIN · Der Weg ist frei. In einer Sondersitzung beschloss der Stadtrat am Mittwochabend nach einem mehr als vier Jahre dauernden Planungsprozess den Bebauungsplan samt Durchführungsvertrag für den Huma-Neubau im Sankt Augustiner Zentrum.

Lediglich die Fraktion der Grünen versagte ihre Zustimmung. Sie enthielt sich. Anfang Oktober sollen die Bagger schon rollen; mit dem Bau soll eines der größten Projekte der Stadtgeschichte überhaupt beginnen.

Es hat länger gedauert als zunächst angenommen, den geschätzt rund 120 Millionen Euro teuren Neubau planungsreif zu machen. Mehr als vier Jahre ist es her, genau am 25. Juni 2009, dass Investor Hurler erstmals die Pläne der Öffentlichkeit präsentierte. Vor gut einem Jahr dann kam der große Einschnitt.

"Da sind wir schon ganz schön ins Schwitzen gekommen", sagte CDU-Fraktionschef Georg Schell und spielte auf die Neuplanung an. Aufgrund der Eurokrise und geänderter Finanzierungsregularien der kreditgebenden Banken musste Hurler zurückrudern, die Pläne abspecken und noch einmal neu überdenken.

So wird es kein Kultur- und Bürgerforum mehr geben, und auch die Marktplatte wird dem Neubau lediglich angepasst und nicht komplett neu gestaltet. Auch das Center-Konzept wurde geändert. Statt zunächst 90 werden es nun 140 kleinere Shops. Die Einkaufsfläche wird reduziert.

Von ehemals 46.000 sind aber immer noch 39.000 Quadratmeter übrig geblieben. Ein Wermutstropfen: An der Rathausallee war mal eine Geschäftszeile im Erdgeschoss des Parkhauses vorgesehen. Die fällt aus Kostengründen und für mehr Parkplätze komplett weg.

[kein Linktext vorhanden]"Es ist sicher nicht das Optimum, was wir uns gewünscht hätten, aber es ist immer noch eine gute Sache", sagte Schell. Die Stadt bekomme etwas Attraktives und komme endlich zu einer Kaufkraft-Abdeckung, die über 50 Prozent liege. Das Projekt habe schon in der Planungsphase seine Sogwirkung entfaltet, verwies Schell auf das ehemalige Tacke-Areal, das gerade bebaut wird.

Schell bedauerte, dass trotz des Neubaus der Stadtbahnhaltestelle Markt kein ebenerdiger Bahnübergang möglich sei, weil das nicht genehmigt werde. Zufrieden zeigte sich Wolfgang Köhler (Aufbruch). "Der neue Huma verbessert die Versorgungsmöglichkeiten und wertet das Zentrum auf."

Von einem "schönen Tag für Sankt Augustin" sprach Gerhard Schmitz-Porten von der SPD. "Heute sind wir alle Huma", auch wenn der Neubau keine architektonische Offenbarung sei. "Es mussten Kompromisse gemacht werden. Aber wir bekommen schon so einiges, und die Bürger freuen sich auch darüber", so Schmitz-Porten. Der Zeitpunkt zu entscheiden sei jetzt reif.

Das meinte auch Wolfgang Züll von der FDP. "Die Politik hat mit dem heutigen Abend ihre Aufgaben erst einmal erfüllt." Aber die Arbeit sei noch nicht beendet. "Unsere Aufgabe muss es jetzt werden, das Umfeld neu gestalteter Architektur mit urbanem Leben zu füllen", so Züll. Als beispielhaft bezeichnete der Liberale die Bürgerbeteiligung.

Das sehen die Grünen anders. "Ja, die Bürgerinformation war vorbildlich, aber die Beteiligung nicht", sagte Fraktionschef Martin Metz. Es habe keine offene Planung gegeben, kritisierte er etwa, dass Vorschläge für eine Diskothek, ein Kino oder einen Jugendtreff kein Gehör gefunden hätten. "Der neue Huma wird aber besser sein als der heutige." Es gebe auch viele positive Aspekte, so die neue Architektur, die Ost-West-Spange und den Wegfall des Parkplatzes. Alles in allem habe man Chancen vertan, sagte Metz mit Blick auf das gestrichene Bürgerforum.

Rundum zufrieden sind die Fraktionen mit der geplanten neuen Straße unter der Stadtbahnlinie hindurch von der Bonner Straße auf die Rathausallee. Diese Ost-West-Spange ist die erste barrierefreie Querungsmöglichkeit im Augustiner Zentrum und dient der Erschließung der Parkhäuser an der Rathausallee. Eine weitere Zufahrt gibt es über eine Spindel an der Bonner Straße. Die heutige Zufahrt über die Südstraße wird geschlossen und zurückgebaut.

Kurz gefragt

Mit ernster Miene verfolgte Lars Johannsen den Verlauf der Ratssitzung und die Ausführungen der Fraktionen. Am Ende merkte man dem Projektleiter für den Huma-Neubau seine Erleichterung und Freude über den einstimmigen Beschluss deutlich an.

Herr Johannsen, alles wartet nun auf den Startschuss. Wann wollen Sie denn endlich loslegen?
Lars Johannsen: Wir legen los, sobald wir loslegen dürfen. Es sind noch einige kleinere Dinge zu regeln, und die Kommunalaufsicht muss noch auf den Durchführungsvertrag schauen. Wenn das alles gut läuft, wollen wir am 10. Oktober den Bauzaun aufstellen und mit den Erdarbeiten beginnen.

Haben Sie eigentlich noch einmal etwas aus Siegburg gehört?
Johannsen: Nein, in letzter Zeit haben wir das nicht mehr. Wir sind ja auf die Siegburger zugegangen und haben versucht, eine Einigung zu erzielen. Das war leider sehr einseitig und hat auch nicht zum Erfolg geführt. Wir wollen für Sankt Augustin das Richtige tun und hoffen darauf, dass das Verständnis dafür auch bei den Nachbarn wächst.

Sie machen sich also wegen der drohenden Klage aus Siegburg keine Sorgen?
Johannsen: Wir wollen uns keine Sorgen machen. Wir haben alle zusammen gute Arbeit gemacht, und zahlreiche, auch gutachterliche Stellungnahmen haben ergeben, dass das Projekt verträglich ist für die Region. Was im Übrigen auch die Bezirksregierung in Köln so sieht. Nach meiner Auffassung ist der Neubau unseres Einkaufscenters gleichbedeutend mit einer Aufwertung der Region.

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