"Beiträge zur Stadtgeschichte" Stadtarchiv Sankt Augustin legt 53. Band vor

SANKT AUGUSTIN · Wo die Bürger Sankt Augustins auch lebten. Die Spuren, die sie hinterlassen haben, findet man im gesamten Stadtgebiet. Spuren, hinter denen sich Geschichten verstecken, die das Stadtarchiv in seinen "Beiträgen zur Stadtgeschichte" hervorholt und zu Papier bringt. Es ist der nunmehr 53. Band dieser Reihe erschienen.

Momentaufnahme im Juli 1955: Drei Lausbuben in Lederhosen spielen in der damals sehr modernen und neu angelegten Wohnsiedlung "Auf der Heide" in Sankt Augustin-Ort.

Momentaufnahme im Juli 1955: Drei Lausbuben in Lederhosen spielen in der damals sehr modernen und neu angelegten Wohnsiedlung "Auf der Heide" in Sankt Augustin-Ort.

Foto: Stadtarchiv Sankt Augustin

157 Seiten sind es, dazu im Design und Layout ganz neu gestaltet. "Ansprechend, aufgeräumt und auch besser lesbar", wie Bürgermeister Klaus Schumacher bei der Vorstellung des neuen Bandes lobte.

"Archäologie, Amtsdirektor und Apfelstrudel" lautet der Titel, der den breiten Querschnitt der sechs Fachbeiträge aufgreift und dessen Titelbilder unter anderem die Wohnsiedlung "Auf der Heide" in Sankt Augustin-Ort und drei Buben in Lederhosen zeigen. Fast könnte man glauben, den Bürgermeister selbst am Ort seiner Kindheit wiederzuerkennen, doch zeitlich passe dies doch nicht so ganz, verriet Schumacher.

Als der Bürgermeister selbst ein Kind war, hatte noch jemand ganz anderes im Amt Menden das Sagen. Nach ihm ist die Straße am Finanzamt benannt, wo ein Schüler unter das Namenschild kritzelte "Wer war Hubert Minz?". Die Frage nach dem einstigen Amtsdirektoren im Amt Menden griff dessen Sohn - Hubert Minz - in seinem Beitrag auf.

Im Alter von 15 Jahren war Vater Hubert als Lehrling zur Verwaltung im Amt Menden gekommen, "und machte dort den Weg von ganz unten nach ganz oben", sagte Stadtarchivar Michael Korn. Der erinnere an Meilensteine und Rückschläge des Amtsdirektors und sei eine wirklich spannende Lektüre. Das gelte freilich auch für die der anderen Autoren, etwa die beiden Beiträge von Michael Werling.

Der Architekt, Hochschulprofessor und Denkmalpfleger war bei der Recherche zum neuen städtischen Denkmalpflegeplan auf die Wohnsiedlung "Auf der Heide" aufmerksam geworden. Schön sollten sie werden, die neuartigen Häuser, und praktisch. "Und das alles trotz enger finanzieller Spielräume", erklärte der Stadtarchivar.

Der renommierte Architekt Emil Steffann, der zahlreiche Kirchen plante, entwarf für Sankt Augustin-Ort Häuser, die mit "diskretem Charme der 1950er Jahre" auf kleinstem Wohnraum mehr als nur den damals üblichen Standard boten.

Viel Wohnraum auf allerkleinstem Raum, diese Aufgabe stellte Autor Michael Werling seinen Studierenden für einen weiteren Beitrag zur Stadtgeschichte. Im Jahr 1902 kam erstmals elektrischer Strom ins Rechtsrheinische, 1925 war die elektrische Infrastruktur in Sankt Augustin aufgebaut. Heute vielfach überflüssig sind die alten Trafohäuschen, deren Umnutzung zu Wohn- oder Nutzraum sich ein weiterer Beitrag im jüngsten Band widmet.

Angeregt durch ein Grabmal

Wie die Menschen einst am Rand von Hangelar wohnten und arbeiteten, darüber berichtet der Archäologe und Grabungsleiter Marcel El-Kassem in seiner "Siedlungsarchäologischen Untersuchung in Vilich-Müldorf", wo bereits Römer ein Übungslager hatten. Den Komponisten Carl Johann und Franz Josef Cleuver aus Niederpleis widmete sich Franca Victoria Schankweiler mit wissenschaftlichem Interesse.

Angeregt durch ein Grabmal auf dem Siegburger Friedhof begab sich die Autorin auf Spurensuche. Herausgekommen ist ein spannender Einblick in die regionale Chor- und die internationale Musikgeschichte der aus Niederpleis stammenden Brüder. Im letzten Beitrag des Bandes widmet sich Peter Höfer der einst gesellschaftlich sehr aktiven Kolpingfamilie von Menden bis zu deren Fusion mit Mülldorf im Jahr 2003.

Viele kleine und spannende Erinnerungen, die vom "längsten Apfelstrudel von Menden" über Kontakte nach Kolumbien und Bali bis zum Besuch der "Lindenstraße" beim WDR reichen.

Info

Sechs Aufsätze bietet der 53. Band der Beiträge zur Stadtgeschichte. Der Band mit dem Titel"Archäologie, Amtsdirektor und Apfelstrudel" enthält daneben 130 Abbildungen auf 157 Seiten. Er ist im Rheinlandia Verlag erschienen und für sechs Euro im Stadtarchiv im Rathaus sowie im lokalen Buchhandel erhältlich.

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